Berlin schafft in Bussen Bargeld doch wieder ab, in Trams bleiben Münzen Pflicht
Nachdem die BVG schon einmal das Bargeld in Bussen abschaffen wollte und dann wieder einführen musste, gibt es einen erneuten Versuch der Abschaffung. Wie damals betrifft es nur die Busse, nicht aber die Straßenbahnen.
Begründet wird dies vor allem mit dem Aufwand und dem Rückgang der Bargeldzahlungen. "Die allermeisten Kund*innen, rund 99 Prozent, steigen inzwischen mit einem gültigen Fahrschein bei der BVG ein". Zudem gilt:" Durchschnittlich zahlen Fahrgäste heute nur noch drei Tickets pro Tag und Bus mit Bargeld. Solche Zahlen sind allerdings schwierig in der Handhabung, denn das berücksichtigt etwa nicht den Touristenverkehr auf bestimmten Linien.
Die Bargeldabschaffung entlastet auch das Fahrpersonal. "In der herausfordernden Personalsituation ein wichtiges Zeichen in Richtung der Mitarbeitenden", so die BVG.
Die Bargeldbezahlung wird daher zum 1. September 2024 wieder abgeschafft. Allerdings nur in den Bussen. In den Straßenbahnen bleibt die Bargeldzahlung die einzige Möglichkeit, ein Ticket zu erwerben. Digitale Tickets, etwa per Smartphone, dürfen in Straßenbahnen nicht gekauft werden. (Ergänzung vom 3.August zur Verdeutlichung: Per App ist es aber oft die einzige Möglichkeit noch Tickets für eine Fahrt zu bekommen, diese müssen zwingend außerhalb des Fahrzeugs gekauft werden) Außerdem muss der Fahrgast nach dem Kauf per App 60 Sekunden warten, bevor in die Straßenbahn eingestiegen werden darf, ansonsten ist dies eine Schwarzfahrt – in Deutschland eine Straftat.
Kritik an fehlenden modernen Automaten und Münzzwang
Vom Berliner Fahrgastverband Igeb gibt es derweil Kritik an dem Vorhaben. Der Verband verweist auf die Stadt Potsdam und den dortigen Nahverkehrsbetrieb VIP. Der südwestlich an Berlin anschließenden Stadt ist es gelungen, moderne, digitale Ticketautomaten in Bussen und Straßenbahnen zu installieren, die sowohl kontaktlose Kartenzahlung per Girocard und einigen anderen Zahlungssystem als auch Bargeldzahlung erlauben.
Zum Vergleich: Der Kommunalbetrieb @ViP_Potsdam hat schon vor Jahren alle(!) Fahrzeuge mit modernen Ticketautomaten bestückt, die Karte & Cash nehmen. Die #BVG bietet in der Tram nur Hartgeld-Automaten aus den frühen 90ern. Es ist eine Frage des Wollens. 2/2
— IGEB Fahrgastverband Berlin (@IGEB_Berlin) August 2, 2024
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Details
Der Igeb verweist zudem darauf, dass die Automaten in den Straßenbahnen weiterhin Bargeld verlangen. Es ist sogar zwingend Hartgeld, sprich Münzen, erforderlich. Scheine nehmen die Fahrkartenautomaten, die laut Igeb aus den 1990er.-Jahren stammen, nicht an.
Die BVG versuchte bereits moderne Zahlungstechniken in Straßenbahnen zu integrieren, ist im Unterschied zum VIP daran aber gescheitert. Der letzte Versuch geschah 2020. Die spezielle Webseite "Neue Automaten" hat die BVG mittlerweile gelöscht.
Spezielle Bankkarte als Alternative für Bargeld
Die BVG hat schon länger die sogenannte Guthabenkarte eingeführt. Es handelt sich hierbei um eine eingeschränkt nutzbare Bankkarte. Das Konzept ist an sich nicht ungewöhnlich. Die Stadt Brno in Tschechien gibt etwa Mastercards für die Brno ID aus, die als Fahrkarte gilt.
Die BVG-Bankkarte ist allerdings nur eingeschränkt nutzbar, was die BVG indirekt auch sagt: "Kontaktloses Bezahlen in unseren Bussen, BVG-Kundenzentren und an stationären Automaten". In Straßenbahnen wird die Guthabenkarte also offiziell nicht akzeptiert. Busse, die auf BVG-Linien fahren, aber von anderen Unternehmen stammen, müssen die Guthabenkarte auch nicht akzeptieren. Selbiges gilt für S-Bahnen sowie einige Fremdstraßenbahnen im erweiterten Tarifgebiet. Im Umland kann die Sonderlösung ohnehin nicht genutzt werden, außer ein BVG-Bus fährt ins Umland.
Je nach Verkehrsmittel brauchen Fahrgäste in Berlin und Umgebung also unterschiedliche Zahlungsmittel.
Der Ansatz in Berlin ist also ein deutlich anderer als etwa bei der neu eingeführten HVV Prepaid-Karte in und um Hamburg. Hier ist der Verbund zuständig für das Unterfangen der bargeldlosen Bezahlung und nicht ein einzelnes Unternehmen. Die Karten lassen sich sogar aus einem Ticketautomaten beziehen. Die BVG-Guthabenkarte wird hingegen nur personalintensiv ausgegeben, da die entsprechende Technik in Berlin nicht existiert.
Es gibt sie in den sehr wenigen Kundenzentren sowie Kiosken und Lotto-Annahmestellen. Ausgerechnet am Berliner Hauptbahnhof gibt es aber keine Verkaufsstelle für die Guthabenkarte. Für Touristen ist es also nicht so einfach, da – besonders bei fernen Herkunftsländern – auch Kreditkarten manchmal regional geblockt werden oder die Kommunikation zwischen Banken nicht stattfindet.