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Berlins erster nachträglich elektrifizierter Doppeldecker lädt zur Mitfahrt ein

…jestern war ick noch'n Diesel. Ein MAN SD 202 als elektrifizierte Version. (Bild: IAV)
…jestern war ick noch'n Diesel. Ein MAN SD 202 als elektrifizierte Version. (Bild: IAV)
Berlin hat jetzt seinen ersten elektrischen Doppeldecker im ÖPNV. Mit dem Bus kann sogar schon gefahren werden. Erste Testfahrten im Linienbetrieb sind für den 13. Oktober auf einer sehr besonderen Linie geplant.

Berlins große Gelbe gibt es nun auch in Blau und elektrifiziert. Wie die Berliner Zeitung berichtet, fährt der Bus am 13. Oktober 2022 erstmals im Linienbetrieb durch Berlin. Technisch ist der Doppeldecker sehr interessant, denn es handelt sich um ein Retrofit-Fahrzeug.

Umgebaut wurde ein MAN SD 202 (Wagennummer 3679, Baujahr 1988). Wem das nichts sagt, der findet eine ausführliche Beschreibung des Fahrzeugtyps bei den Berliner Verkehrsseiten ab dem Typ D86. Der Bus hatte ursprünglich eine Motorleistung von 150 kW und war durch einen kräftigen Bass beim Anfahren leicht erkennbar, der mitunter die Umgebung in Vibrationen versetzte. Das dürfte jetzt freilich nicht mehr der Fall sein. Laut IAV hört der Fahrgast durch die Elektrifizierung hauptsächlich Abroll-, Fahrwerks­- und Bremsgeräu­sche.

Als Fahrgast erinnerte man sich zudem gerne an die damals erstmals besonders tiefgehende Frontscheibe des Oberdecks und den enormen Platz auf den "Premiumplätzen". Der Bus prägte lange das Stadtbild in Berlin.

Teilesatz für alte Busse

Eingesetzt wurde der Teilesatz Elcty der Firma IAV, einer Ausgründung der Technischen Universität Berlin. Dieser Teilesatz bietet laut IAV eine maximale Leistung von 200 kW mit einer Batteriekapazität von 147 kWh. Weitere Informationen finden sich in einem Fachartikel von IAV (PDF).

Der Bus benötigt 80 kWh pro 100 Kilometer bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 11 km/h in einem Sightseeing-Szenario und bietet eine Maximalgeschwindigkeit von 65 km/h.

Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist sehr niedrig angesetzt. Im Berufsverkehr sind in Berlin durchaus Werte um die 14 km/h möglich. Über den Tag verteilt sind es 17,9 km/h. Das gilt vermutlich insbesondere auf der angedachten Testlinie. Gefahren wird am 13. Oktober auf der Linie 218. Das ist eine Ausflugslinie, die auf der Heerstraße und durch den Grunewald fährt. Außerdem wird die Linie gerne von den Traditionsbussen genutzt. Alte Busse sind dort also normal, allerdings nicht mit Retrofit-Elektroantrieb.

Wer mit der Linie fahren will, der findet den Fahrplan im Artikel der Berliner Zeitung. Für die Fahrt reicht ein normales VBB-Ticket im Tarifbereich AB. 

Über die Tests, nun auch im Fahrgastbetrieb, muss sich das Konzept nun beweisen. Das Potenzial ist enorm. Berlins Doppeldecker fahren, nachdem sie nicht mehr Teil des ÖPNVs sind, oft noch Jahrzehnte als Stadtrundfahrtbusse in ganz Europa herum. Auch der Wagen 3679 war mal so ein Sightseeing-Gefährt. Mit dem Retrofit-Kit lässt sich viel produktionsbedingtes CO2 einsparen. Robuste Busse aus den 1970er- und 1980er-Jahren können so noch einmal zurück in den ÖPNV kommen.

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Autor: Andreas Sebayang, 11.10.2022 (Update: 11.10.2022)