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Kommentar | Die Huawei Watch 3 kopiert die Apple Watch nicht gut genug

Die Huawei Watch 3 bietet eine erstklassige Ausstattung im recht großen Gehäuse. (Bild: Huawei)
Die Huawei Watch 3 bietet eine erstklassige Ausstattung im recht großen Gehäuse. (Bild: Huawei)
Mit dem heutigen Launch der Huawei Watch 3 hat das Unternehmen einen ganz neuen Weg beschritten – statt stromsparender, günstiger Smartwatches mit langer Laufzeit zu verkaufen hat Huawei größere Ambitionen gezeigt. Die Apple Watch diente dabei als offensichtliches Vorbild, im Detail wurde der Marktführer aber nicht kompromisslos kopiert.
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Die Huawei Watch GT 2 (ca. 130 Euro auf Amazon) war eine recht simple Smartwatch – mit 32 MB Arbeitsspeicher, 4 GB Flash-Speicher und einem besonders sparsamen, aber nicht sonderlich leistungsstarken SoC konnte die Uhr auf Lite OS-Basis eine lange Laufzeit erreichen, komplexe Animationen oder aufwändige Apps von Drittanbietern waren mit dieser Hardware aber nicht möglich, ganz im Gegensatz zu Uhren auf Basis von Wear OS oder watchOS.

Mit der brandneuen Huawei Watch 3 geht der Hersteller nun einen anderen Weg: Die Smartwatch läuft mit HarmonyOS, ein neuer HiSilicon Hi6262 in Verbindung mit 2 GB RAM und 16 GB Speicher soll für eine erstklassige Performance sorgen. Huawei wollte dennoch eine längere Akkulaufzeit als die Konkurrenten bieten – was allerdings nur mit einem größeren Akku möglich war. Und genau da musste der Hersteller den ersten Kompromiss eingehen.

Während die kleinste Apple Watch Series 6 (ca. 400 Euro auf Amazon) gerade einmal 40 x 34 x 10,7 mm misst und 30,4 Gramm wiegt ist selbst die kompaktere Huawei Watch 3 mit 46,2 x 46,2 x 12,15 mm und 54 Gramm deutlich größer und schwerer. Im unten eingebetteten Bild sind die beiden Uhren maßstabsgetreu zu sehen. Diese Größe mag für viele Kunden passen, Menschen mit besonders schmalen Handgelenken könnten die Smartwatch aber etwas klobig finden.


Die Huawei Watch 3 bietet neben dem Touchscreen auch einen Button und eine digitale Krone zur Navigation durch das System – auch dieses Feature wurde offenbar von der Apple Watch inspiriert. Die Krone ermöglicht es beispielsweise, durch Listen zu scrollen oder in Google Maps zu zoomen, ohne den Touchscreen nutzen zu müssen, was gerade Zoom-Gesten deutlich vereinfacht.

Apple hatte allerdings schon ein paar Jahre Zeit, um seine digitale Krone zu verbessern. Im unten eingebetteten Video ab etwa Minute 01:00 erklärt Apples ehemaliger Design-Chef Jonathan Ive, wie die Taptic Engine dazu genutzt wird, der Krone haptisches Feedback zu verleihen – ein Trick, der in der Praxis einwandfrei funktioniert, und eine wichtige Kleinigkeit, die Huawei offenbar vergessen hat zu kopieren.


Doch auch bei der neuen Benutzeroberfläche, die HarmonyOS mitbringt, gibt es einige verblüffende Elemente, die verdächtig an die Apple Watch erinnern – die Umsetzung wirkt an einigen Stellen aber weniger elegant. Das beginnt schon bei der App-Auswahl, denn diese erfolgt nicht mehr wie bisher über eine Liste, sondern über eine Art Homescreen, in den man mit der Krone sogar zoomen kann, genau wie bei der Apple Watch.

Anders als bei Apple werden die Icons aber nicht elegant verkleinert, je näher sie am Bildschirmrand sind, stattdessen wird einfach abgeschnitten, was nicht mehr auf das Display passt. Sogar die Anordnung wirkt eher behelfsmäßig – das hätte man doch hübscher lösen können.

Der Homescreen der Huawei Watch 3. (Bild: Tech Spurt, YouTube)
Der Homescreen der Huawei Watch 3. (Bild: Tech Spurt, YouTube)
Der Homescreen der Apple Watch. (Bild: Luke Chesser)
Der Homescreen der Apple Watch. (Bild: Luke Chesser)


Ein weiterer Bereich, in dem Huawei endlich zur Apple Watch aufschließt, sind Komplikationen. Einige Zifferblätter können eine Vielzahl zusätzlicher Informationen anzeigen, von der aktuellen Außentemperatur über die Mondphase bis hin zu Shortcuts, über welche Apps schnell geöffnet werden können.

Genau wie bei Apple passt sich der Look der Komplikationen teils sogar an das jeweilige Zifferblatt an. Es bleibt spannend, ob Komplikationen so vielseitig einsetzbar sind wie bei Apple, und ob Apps von Drittanbietern bald nützliche Widgets anbieten werden.

Ein informatives Zifferblatt bei der Huawei Watch 3. (Bild: Tech Spurt, YouTube)
Ein informatives Zifferblatt bei der Huawei Watch 3. (Bild: Tech Spurt, YouTube)
Ein Zifferblatt mit vielen Komplikationen bei der Apple Watch. (Bild: Mihai Moisa)
Ein Zifferblatt mit vielen Komplikationen bei der Apple Watch. (Bild: Mihai Moisa)


Die Ausstattung der Huawei Watch 3 ähnelt der Apple Watch in vielerlei Hinsicht, vom Always-on-OLED-Display über das optionale Modem mit eSIM-Unterstützung bis hin zum SpO2-Sensor. Während dies mittlerweile für viele Smartwatches gilt fällt es schwer zu glauben, dass die neue Ausrichtung der Smartwatch und einige der Design-Entscheidungen nicht durch die Apple Watch inspiriert wurden.

Ob Huawei diese Elemente allerdings gut genug "kopiert" hat bleibt abzuwarten. Mit einem Preis von mindestens 369 Euro ist die Smartwatch kaum günstiger als der Marktführer, sodass die Huawei Watch 3 sich direkt mit der Apple Watch Series 6 messen muss. Mit der Apple Watch Series 7 und der Samsung Galaxy Watch 4 mit Googles neuem Wear-Betriebssystem sind darüber hinaus bereits zwei mächtige Konkurrenten am Horizont, die den teuren Uhren von Huawei das Leben noch schwerer machen dürften.

Quelle(n)

Huawei | Apple | Eigene | Tech Spurt (YouTube)

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Kommentar von Hannes Brecher
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Autor: Hannes Brecher,  2.06.2021 (Update:  2.06.2021)