Millionen Kilometer mit einem E-Motor: Prototyp für Elektroautos immer wieder verwendbar
Anders als moderne Verbrennungsmotoren können Elektromotoren fast mühelos Millionen Kilometer lang ein E-Auto antreiben - theoretisch. Ein defektes Lager, eine fehlerhafte Elektronik oder eine durchrostete Karosserie und der Motor landet auf dem Schrott mitsamt der ganzen wertvollen Komponenten.
Aktuell wird er geschreddert und eingeschmolzen, um alle wertvollen Metalle herauslösen zu können. Dabei verschlechtert sich allerdings die Reinheit, was eine erneute Verwendung in einem Elektromotor erheblich erschwert.
Was derzeit Standard ist - nicht nur bei Motoren - klingt enorm energieintensiv und ganz wenig praktikabel. Grund genug, einen anderen Weg zu gehen, den gerade das Fraunhofer-Institut in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Automobilzulieferern vorgestellt hat.
Dabei soll der Prototyp eines Elektromotors entstehen, dessen Aufbau nach vier Werterhaltungsstrategien ausgerichtet wird: Reuse, Repair, Remanufacturing sowie werkstoffliches Recycling. Die Unterschiede zum aktuellen rohstofflichen Recycling könnten kaum größer sein.
Nicht wegwerfen, immer wieder verwenden
Bei Reuse soll der E-Motor in einem Stück weiter genutzt werden. Dafür sind natürlich Standards nötig, um den Antrieb in unterschiedlichen Fahrzeugen und im besten Fall über Generationen hinweg mit minimalem Aufwand wieder verwenden zu können. PC-Bauern dürfte das Prinzip bekannt vorkommen.
Bei Repair stehen eine einfache Wartung und die Austauschbarkeit standardisierter Komponenten im Vordergrund. Ist nur das Gehäuse beschädigt oder gibt es ein defektes Lager, muss man leicht herankommen können und es wechseln.
Das Remanufacturing ist mit der Reparierbarkeit eng verzahnt. Nur sollen dann Teile eines Elektromotors auch in einem anderen Motor weiter genutzt werden können. Auch hier lässt sich die Analogie zum guten alten PC nicht von der Hand weisen.
Zu guter Letzt soll das werkstoffliche Recycling ermöglichen, dass zum Beispiel das Material des Permanentmagnets oder bestimmte Legierungen als Ganzen neu genutzt werden können, statt sie in die ursprünglichen Rohstoffe zu zerlegen.
Am Ende könnte dies einer kleinen Revolution gleichkommen, wenn ganze Baugruppen eines Elektroautos auch in der nächsten Generation oder einem anderen Wagen einer anderen Marken erneut zum Einsatz kommen können.
Und auch der Einsatz seltener Rohstoffe und schwierig zu gewinnender Metalle, zum Beispiel Neodym, dürfte auf den Prüfstand kommen. Immerhin werden bereits ausreichend starke Elektromotoren ganz ohne Permanentmagnet oder andere kritische Rohstoffe entwickelt.
Es sind viele kleine Schritte, die am Ende den Preis für den Antrieb und damit auch das E-Auto selbst spürbar senken könnten. Fast so, wie die standardisierten Komponenten in PCs dessen Preise erheblich drücken konnten.
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