Passwörter abschaffen: Yubico-Gründerin startet offene Plattform für globale digitale Identitäten

Stina Ehrensvärd, bekannt als Mitgründerin des Sicherheitsschlüssel-Herstellers Yubico, will mit ihrer neu gegründeten Siros-Stiftung ein globales Anmeldesystem ohne Passwörter etablieren. Das offene Framework soll internationale Standards wie OpenID, biometrische Reisepässe und die Passkey-Technologie vereinen. Ziel ist eine universell einsetzbare Lösung, die die Sicherheit eines amtlichen Dokuments mit der Anonymität kryptografischer Verfahren verbindet. Laut Ehrensvärd sind über 90 Prozent der technischen Grundlagen bereits fertiggestellt, eine Beta-Version für Entwickler ist im Oktober geplant.

Kampf gegen Phishing und Datenlecks

Passwörter gelten als anfällig für Phishing und Datenlecks, während Passkeys meist an bestimmte Plattformen oder Geräte gebunden sind. Siros will diese Einschränkungen überwinden, indem die Authentifizierung hardwaregestützt erfolgt, der kryptografische Schlüssel jedoch im Endgerät verbleibt. Dadurch entfällt die zentrale Speicherung sensibler Daten, was Angriffsflächen reduziert. Die Integration von biometrischen Pässen soll zusätzlich eine „Root of Trust“ schaffen, die etwa für staatliche Dienste genutzt werden kann.

Universelle Plattform

Die Plattform soll offen für staatliche und private Anbieter sein. Einnahmen sind vor allem durch Hosting- und Serviceleistungen vorgesehen. Auch kleinere Unternehmen könnten so eine sichere Login-Infrastruktur bereitstellen, ohne eigene Systeme entwickeln zu müssen. Ehrensvärd betont, dass Siros kein eigenes ID-Monopol anstrebt, sondern die Verbreitung eines interoperablen Standards.

Offene Technologie

Für Deutschland könnte die Lösung im internationalen Handel, im E-Commerce und bei Finanztransaktionen relevant werden. Der elektronische Personalausweis ist zwar etabliert, wird jedoch selten genutzt. Eine weltweit kompatible, offene Technologie könnte deutschen Exporteuren, Banken und Plattformbetreibern ermöglichen, Kunden sicher und ohne länderspezifische Schnittstellen zu identifizieren. Ehrensvärd strebt 100 Millionen Nutzer innerhalb von zwei Jahren an und sieht die aktuelle Sicherheitslage als Treiber für eine schnelle Verbreitung.