WSJ: iPhones sind zu teuer, um in Indien erfolgreich zu sein
Nur einer von vier Indern besitzt ein Smartphone. Das bedeutet, fast eine Milliarde Menschen sind potentielle, bisher unerreichte Kunden für Smartphone-Hersteller wie Apple. Diese brauchen dringend neue Märkte, um dem stagnierenden Smartphone-Markt entgegen zu treten. Die Verkaufszahlen von iPhones konnten schon seit 2015 kaum mehr gesteigert werden, Apples Umsätze konnten sich vor allem durch höhere Verkaufspreise der Geräte positiv entwickeln.
75 Prozent der in Indien verkauften Smartphones kosten weniger als umgerechnet 220 Euro. Einige Händler verkaufen zwar das langsam in die Jahre kommende iPhone SE zu diesem Preis, offiziell bietet das Unternehmen seine Smartphones aber zu Preisen zwischen 300 und 1.700 Euro an. Bei einem PPP (Purchasing Power Parity, ein Index für die Kaufkraft einer Person) von etwa 400 Euro pro Monat wirken Apples Preise in Indien besonders abschreckend. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das durchschnittliche PPP pro Einwohner und Monat bei 3.300 Euro.
Der Bericht gibt an, dass in Indien dieses Jahr 40 Prozent weniger iPhones verkauft wurden als noch 2017, sodass Apples Marktanteil im Subkontinent von zwei auf einen Prozent gesunken ist. Apples offizieller Plan war es, bis 2020 einen Jahresumsatz von 5 Milliarden US-Dollar realisieren zu können. Im letzten Jahr konnte der Konzern in Indien allerdings nur 1,8 Milliarden USD umsetzen, sodass dieses Ziel nicht mehr realistisch scheint.
Das Wall Street Journal sieht Apples starres Geschäftsmodell als eines der größten Hindernisse: Statt iPhone-Modelle zu veröffentlichen, welche auf die Bedürfnisse einzelner Märkte zugeschnitten sind, stellt das Unternehmen Jahr für Jahr zwei bis drei Modelle vor, die vor allem die Kernzielgruppe in den USA und Europa bedienen. Wenige Modelle und keine länderspezifischen Geräte zu produzieren spart Kosten und vereinfacht das Management der Produkte, macht es aber schwierig, in Märkten wie Indien Erfolg zu haben. Apple scheint mittlerweile jedoch bereit, einzelnen Märkten Zugeständnisse zu machen, wie das China-exklusive iPhone XS mit zwei Sim-Slots zeigt.
Apples CEO Tim Cook gibt sich weiterhin zuversichtlich. Gespräche mit der Regierung sollen positiv verlaufen, sodass der Konzern vielleicht doch noch Apple Stores in Indien eröffnen und die mit 20 Prozent sehr hoch angesetzten Importzölle umgehen kann. Den vollständigen, umfangreichen Bericht kann man direkt auf der Webseite des Wall Street Journal lesen.