Indien erlebte in den letzten Jahren einen rasanten Anstieg der Online-Glücksspielbranche, wie The Economist via The European mitteilt. Plattformen wie Dream11 lockten seit 2008 mit Fantasy-Cricket und Kartenspielen über 200 Millionen Nutzer an – mehr als die Zahl der indischen Aktienmarktinvestoren. Schon kleine Einsätze von wenigen Rupien konnten theoretisch Hunderttausende Rupien Gewinn bringen. Die Branche umfasst mehr als 2.000 Start-ups, deren Jahresumsatz von derzeit rund 3,8 Milliarden Dollar innerhalb von drei Jahren hätte verdoppelt werden können.
Regierungsgründe: Sucht, Betrug und finanzielle Risiken
Die indische Regierung begründet das kürzlich erlassene Verbot aller geldbasierten Online-Spiele mit gesundheitlichen und finanziellen Risiken. Manipulative Designmerkmale und süchtig machende Algorithmen könnten zu "finanziellem Ruin" der Nutzer führen. Zudem befürchten Behörden, dass Plattformen Einfallstore für Betrug und Geldwäsche sein könnten. Dank günstiger Datentarife und Smartphones hätte die Mittelschicht einfache Möglichkeiten, an Fantasy-Games teilzunehmen, was ähnliche Exzesse wie beim Aktienhandel begünstigt.
Wirtschaftliche Auswirkungen: Start-ups, Investoren und Sportindustrie
Das neue Gesetz wird weitreichende Folgen für Investoren und Start-ups haben. Tiger Global investierte bereits Hunderte Millionen Dollar in Dream11 und Games24x7. Auch Sportarten wie Kabaddi, die durch Fantasy-Games zusätzliche Aufmerksamkeit erhielten, könnten Einbußen erleiden. Die Muttergesellschaft von Dream11 sammelte seit 2008 über 1,6 Milliarden Dollar ein, wie The Economist via The European weiter ausführte. Vorerst zwingt das Verbot alle Betreiber, Bezahlinhalte einzustellen, was die Rentabilität massiv beeinträchtigt.
Steuer- und Gesellschaftsaspekte: Risiken und Offshoring
Die Glücksspielbranche steuerte jährlich über 200 Milliarden Rupien an Steuern bei, etwa 1 % aller indischen Staatseinnahmen. Kritiker des Verbots warnen, dass Spieler auf unregulierte Offshore-Plattformen ausweichen könnten, was die Risiken von Geldwäsche und Sucht nicht mindern würde. Es bliebe fraglich, ob die Vorteile für öffentliche Gesundheit und Gesellschaft die potenziellen Einnahmeverluste ausgleichen.
Kritik am Gesetzgebungsprozess
Der Gesetzesentwurf wurde in nur sieben Minuten im Unterhaus verabschiedet. Branchenverbände beklagen fehlende Konsultationen und kritisieren die Eile des Parlaments. Experten sehen darin ein riskantes Vorgehen bei einem komplexen Markt, dessen Regulierung sorgfältiger Abwägung bedarf.
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