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Meinung | Lebensretter oder Paywall-Desaster? Warum die Apple Watch Ultra 3 Garmin bei der Satellitenkommunikation alt aussehen lassen könnte

Apple wirbt auch mit der Rettung von Personen durch SOS-Features (Symbolbild, keine Nutzung einer Satellitenverbindung, Bildquelle: Apple)
Apple wirbt auch mit der Rettung von Personen durch SOS-Features (Symbolbild, keine Nutzung einer Satellitenverbindung, Bildquelle: Apple)
Mit der Watch Ultra 3 könnte Apple Garmin und speziell der Fenix 8 Pro einen empfindlichen Schlag versetzen - und zwar auch und insbesondere aus einer Marketing-Perspektive. Für Kunden könnte die Wahl des Herstellers nicht nur finanzielle Auswirkungen, sondern auch einen Einfluss auf die Sicherheit haben.

Die Nutzung von Satellitenverbindungen zur Kommunikation ist für den typischen Endkunden eine relativ neue Entwicklung. So ist es mit Starlink inzwischen relativ günstig und problemlos möglich, selbst in Gebieten ohne ausreichende Mobilfunkanbindung eine angemessene Verbindung zum Internet herzustellen. In diesem Beitrag wollen wir uns aber nicht der allgemeinen Internetanbindung über eine Satellitenverbindung widmen, sondern über die Funktionen zur Kommunikation eher in Notsituationen. In der Vergangenheit waren für eine solche Kommunikationsmöglichkeit oft vergleichsweise preisintensive - aber auch etwa von Alpenvereine verliehene - Satellitentelefone nötig. Im Regelfall werden solche Systeme nicht für umfangreiche Telefongespräche verwendet, sondern eher, um aktuelle Positionen einer Expedition zu übermitteln, denkbar ebenfalls ist die Übertragung von aktuellen Wetterdaten für den Skipper auf dem Atlantik und die Alarmierung von Rettungskräften im Notfall.

Apple bietet mit seinen neueren iPhones die Möglichkeit, per Satellit zu kommunizieren und ebenfalls Rettungskräfte über den eigenen Standort zu informieren. Der Hersteller hat den kostenfreien Zeitraum dieser Funktion bereits erweitert. Bereits damals haben wir angemerkt, dass sich Apple diesbezüglich aus Marketing-Sicht ein wenig in eine spannende Position manövriert haben könnte: So wirbt der Hersteller nach wie vor und durchaus bildgewaltig mit dem Schicksal von Personen, die durch die Notfall-Funktion (wenn auch nicht unbedingt mit Satellitenkommunikation) gerettet wurden, diese Funktion hinter eine Paywall zu packen, könnte durchaus problematisch sein. Der vielleicht naheliegende Gedanke, dann für die Satellitenkommunikation nachträglich und einmalig einen (hohen) Betrag in Rechnung zu stellen, dürfte PR-technisch ebenfalls schwer zu verkaufen sein.

Der geneigte Leser dürfte sich an dieser Stelle möglicherweise fragen, ob wir das Thema nicht massiv überschätzen - und die Frage ist durchaus gerechtfertigt. Natürlich: Wer seine Smartwatch nur im Alltag und etwa bei der Laufrunde im Park trägt und im Pauschal-Urlaub nur ein Standard-Programm abspult, wird wahrscheinlich selten eine Möglichkeit zur Satellitenkommunikation wirklich benötigen. Klar ist aber auch: Manchmal ist Hilfe schneller nötig, als einem lieb ist. So reicht beispielsweise schon der gebrochene Fuß auf einer technisch sehr einfachen, aber etwas abgelegenen Route in einem Nationalparks - ohne Möglichkeit zur Alarmierung von Rettungskräften kann dies tödlich enden. Garmin hat 2022 eine umfangreiche Auswertung zu über 10.000 inReach-Benachrichtigungen veröffentlicht, die einen Einblick in die Verteilung solcher Notrufe gibt.

Die Fenix 8 Pro unterstützt Satellitenkommunikation, aber hinter einer Paywall (Bildquelle: Garmin)
Die Fenix 8 Pro unterstützt Satellitenkommunikation, aber hinter einer Paywall (Bildquelle: Garmin)

Inzwischen ist die Satellitenkommunikation nicht nur mit Smartphones, sondern auch mit Smartwatches möglich, die neue Garmin Fenix 8 Pro-Modelle bieten eine solche Funktion. Die Fenix 8 Pro-Systeme könnten allerdings durch die Apple Watch Ultra 3 diesbezüglich sozusagen deklassiert werden, wenn zwei sich zwei Annahmen als zutreffend erweisen. Konkret muss dafür die Watch Ultra 3 auch mit einer Möglichkeit zur Satellitenkommunikation kommen, was allerdings recht wahrscheinlich ist. Zudem muss Apple die Möglichkeit zur Satellitenkommunikation mindestens im Notfall auch kostenfrei anbieten. Die Garmin Fenix 8 Pro benötigt nämlich - wie uns auch noch einmal explizit von Garmin bestätigt wurde - ein abgeschlossenes inReach-Abonnement zur LTE- und Satellitenkommunikation. Liegt keine Mobilfunkverbindung mehr vor und ist kein inReach-Abo abgeschlossen, so gibt es ganz hart einfach keine Möglichkeit, Hilfe zu informieren, im schlimmsten Fall könnte dann die Wahl des Wearables und das fehlende inReach-Abo über Leben und Tod entscheiden. Das inReach-Abo kostet dabei rund 10 Euro im Monat.

Apple könnte diesen Umstand aus einer Marketing-Perspektive natürlich ausnutzen, allerdings erscheint uns die Negativ-PR, die Garmin im Ernstfall drohen könnte, noch als potenziell deutlich problematischer als die von Apple kommunizierten Notfallfunktionen - zumal Garmin mit seiner Paywall-Einführung in der Community gelinde gesagt für Kontroversen gesorgt hat. An dieser Stelle wollen wir aber darauf hinweisen, dass Garmin immerhin in einer Fußnote auf der Produktseite der Fenix 8 Pro darauf hinweist, dass ein aktives inReach-Abo nötig ist - und Apple im Vergleich zu Garmin letztlich schlicht das wesentlich größere Unternehmen ist, dass die für Nutzer kostenfreie und damit für Apple wohl mit Verlust behaftete Satellitenkommunikation als Herzensangelegenheit und natürlich mit entsprechender PR-Begleitung tragbarer sein dürfte. Zudem ist zu beachten, dass mit inReach wohl nicht einfach nur Rettungskräfte alarmiert, sondern Rettungsaktionen auch teilweise koordiniert werden sollen.

Die Satellitenkommunikation kann auch zum Schreiben von eher trivialen Nachrichten genutzt werden (Bildquelle: Garmin)
Die Satellitenkommunikation kann auch zum Schreiben von eher trivialen Nachrichten genutzt werden (Bildquelle: Garmin)
Kann aber im Notfall auch Leben retten (Bildquelle: Garmin)
Kann aber im Notfall auch Leben retten (Bildquelle: Garmin)

Quelle(n)

Garmin, Apple, eigene

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2025-09 > Lebensretter oder Paywall-Desaster? Warum die Apple Watch Ultra 3 Garmin bei der Satellitenkommunikation alt aussehen lassen könnte
Autor: Silvio Werner,  6.09.2025 (Update:  6.09.2025)