Wie auf arXiv berichtet, untersuchte ein Forscherteam rund um Hiromu Yakura und Ezequiel Lopez-Lopez vom Max-Planck-Institut im Rahmen einer Studie beeindruckende 360.000 YouTube-Videos und 771.000 Podcast-Episoden. Der Fokus lag auf dem Sprachgebrauch vor und nach der Einführung von ChatGPT im November 2022.
Klares Ergebnis
Das Ergebnis ist eindeutig: Wörter wie "delve", "comprehend", "intricate" und "pivotal" kommen seitdem signifikant häufiger vor. Diese Erkenntnisse basieren auf einer detaillierten Trendanalyse, die einen klaren Bruchpunkt im November 2022 zeigt. Die monatliche Häufigkeit von "delve" stieg beispielsweise um geschätzte 48 Prozent, die von "intricate" um 40 Prozent innerhalb der ersten 18 Monate nach dem ChatGPT-Launch.
Obwohl die Studie englische Wörter beleuchtet, wirkt sich KI auch auf die deutsche Sprache aus: Sie fördert einerseite die weitere Verbreitung von Anglizismen wie "Feature" oder "Content" und verstärkt andererseits die Wiederholung bestimmter Begriffe durch Texteingabe – ein Effekt, der nicht auf Englisch beschränkt ist.
ChatGPT als Sprach-Influencer?
Die Frage, die sich unweigerlich stellt, ist: "Sprechen wir bald alle wie ChatGPT?" Die Zeit warnt in diesem Zusammenhang, dass die Kontrolle über diesen sprachlichen Einfluss in den Händen weniger liegt. Die Prägung durch ChatGPT ergibt sich daraus, dass das Modell durch seine Trainingsdaten bestimmte Ausdrücke überrepräsentiert und so unbewusst unser menschliches Sprechverhalten beeinflusst.
Chancen durch ChatGPT
Doch es gibt nicht nur Risiken. Während eine Vereinheitlichung der Sprache und die Dominanz westlich-englischer Stilnormen potenzielle Nachteile sind, bietet die Technologie laut der von arXiv genannten Studie auch Chancen. Eine Untersuchung mit dem Titel "ChatGPT as Linguistic Equalizer?" zeigt, dass Nicht-Muttersprachler durch die Unterstützung von ChatGPT eine höhere lexikalische Vielfalt in ihren wissenschaftlichen Abstracts erreichen können. Dies könnte die Teilhabe an internationalen Diskursen erheblich verbessern.
Die Studie führt hierzu aus:
„We demonstrate that ChatGPT significantly enhances lexical complexity in NNES‑authored abstracts, even after controlling for article‑level factors, authorship patterns, and venue norms.“
Die Zukunft der Sprache: Unsere Verantwortung
Den KI‑getriebenen Sprachwandel können wir aktiv steuern: Redaktionsteams und Medienhäuser entwickeln hierzu lokale Stilrichtlinien, legen KI‑Trainingsdaten offen und fördern gezielt vielfältige Ausdrucksweisen.
So verhindern sie ein uniformes Algorithmus‑Echo und bewahren sprachliche Diversität. Transparente Abläufe sichern einen reflektierten Einsatz von ChatGPT und gewährleisten Qualität sowie Verständlichkeit. Nur so bleibt Sprache ein lebendiges Kulturgut, das durch technologische Innovation wächst statt verarmt.



















