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Doogee V20 im Hands-On: Ein erschwingliches, robustes Android-Smartphones mit ein paar Assen im Ärmel

Doogee V20 Knight Black (Bild: Eigenes)
Doogee V20 Knight Black (Bild: Eigenes)
Viele robuste Outdoor-Smartphones konzentrieren sich vorwiegend auf die Widerstandsfähigkeit, was oftmals Nachteile wie veraltete Hardware oder schlechten Software-Support nach sich zieht. Zum Glück hat der MediaTek Dimensity 700 im Doogee V20 genug Leistung für die meisten Anwendungsfälle und das Smartphone plündert auch nicht den gesamten Geldbeutel.

Doogee wurde 2013 in Spanien gegründet, hat seinen Hauptsitz aber mittlerweile in Shenzhen, Chinas berühmter Tech-Metropole. 2016 kam das Unternehmen schon auf über 15 Millionen verkaufter Geräte. Aktuell ist die Marke in mehr als 160 Ländern präsent und verkauft erschwingliche Smartphones, Smartwatches sowie eben robuste "Rugged-Smartphones" mit innovativen Funktionen wie Nachtsichtkameras, Laser Rangefinders oder Infrarotthermometer.

Heute schauen wir uns das Doogee V20 an, ein Rugged-Android-11-Smartphone mit MediaTek Dimensity 700. Das Gerät vereint Schutz nach Militärstandards und Alltagsfeatures wie 5G-Verbindungen, NFC-Support, einen großen Akku, ein helles AMOLED-Display und mehr.   

Während sich die typischen Rugged-Smartphones üblicherweise an eine sehr begrenzte Zielgruppe wenden, könnte das V20 mit seiner recht hohen Leistung in den meisten Mainstream Games, zusammen mit seiner Widerstandsfähigkeit und den großzügigen Speicherangeboten eine gute Wahl für Kinder und Teenager sein, welche für gewöhnlich gleich zwei oder drei normale Smartphones pro Jahr schrotten. Für etwa 499,99 Euro (auf Amazon) und einem aktuellen Preisnachlass in den USA von ehemals US$499.99 auf nur noch US$399.99, ist das Gerät zwar keines der preiswerteren Dimensity-700-Phones, aber angesichts des Gebotenen womöglich dennoch das Geld wert. Ob das wirklich so ist, schauen wir uns in unserem Test heute genau an. 

 

Verpackungsinhalt, Design und Verarbeitungsqualität

Das Doogee V20 kommt in einer quaderförmigen, dünnen Pappbox mit stilvollen Texturen an den Seiten, welche sich auch gut anfühlen. Den meisten Käufern dürfte das egal sein, aber es ist tatsächlich eine der schönsten Verpackungen für Smartphones, die mir je in die Finger gekommen ist. 

Im Inneren wartet neben dem Mobiltelefon ein reichhaltiges Set an Zubehör. Dazu zählt eine SIM-Nadel, ein USB-C-zu-USB-C-Kabel, ein USB-A-zu-USB-C-Adapter, ein 33-W-Netzteil, ein Screen Protector (zusätzlich zu dem bereits installierten) zusammen mit einem Paar Wischtücher, eine kurze Bedienungsanleitung (ein paar Seiten mit Basisinformationen in gleich 13 Sprachen) sowie eine Garantiekarte. Die in den Bildern gezeigten Zubehörartikel wie Schutzhülle, USB-Stick und Baseballmütze sind leider nicht Teil der Standardverpackung und können auch nicht separat erworben werden.

Vom Design her gibt sich das Doogee V20 als "nimm es oder lass es", denn es gibt keine Skins oder Hüllen mit denen man das Doogee V20 individualisieren kann. So ist man als Kunde auf eine von den drei verfügbaren Farben festgelegt. Blau oder Grün gibt es nicht, aber Knight Black (Schwarz) und Wine Red (Rot, beide mit einer Carbonfaserstruktur auf der Rückseite) sehen trotzdem toll aus, ebenso wie das stylische Phantom Gray (Grau). Klar geht es hier eigentlich nicht vorrangig um das Design, aber für meinen Geschmack ist das Doogee V20 weit davon entfernt als hässlich zu gelten.

Die Displayränder sind deutlich erkennbar, um es positiv auszudrücken, aber das ist einer der Kompromisse, die man bei einem Rugged Phone eingehen muss. Obwohl das Display 6,43 Zoll misst, fällt das Smartphone etwas größer aus als mein altes Mi 10T Pro mit einem 6,67 Zoll großen Display. Wenig überraschend ist das Doogee V20 auch dicker und schwerer als mein Smartphone.

Die Knöpfe fühlen sich stabil an und die Verwendung einer konfigurierbaren Taste auf der linken Seite entpuppt sich als tolle Idee. Der SIM-Slot (Hybrid Dual SIM) befindet sich ebenfalls an der linken Seite. Auf der Oberseite gibt es keine Knöpfe oder Ports. Der Lautsprecher sitzt an der unteren Seite, rechts vom USB-C-Port, welcher durch eine Schutzkappe vor Wasser und Schmutz bewahrt wird. Ein Fingerabdrucksensor ist in den Power Button integriert, dieser sitzt an der rechten Seite. Zu guter Letzt teilt sich das Kamera-Setup einen abgetrennten Bereich auf der Rückseite des Smartphones mit dem innovativen Zweitdisplay, welches in vielen Situationen ausgesprochen nützlich sein kann.

Die verwendeten Materialien sehen gut aus und fühlen sich wertig an. Allerdings gibt es beim Designansatz ein kleines Problem. Gut, ich würde es nicht unbedingt Problem nennen, aber die Schale, welche die inneren Komponenten umhüllt ist nur verklebt und nicht gegossen. Die metallischen Seiten wurden verschraubt, aber die oberen und unteren Teile aus Polycarbonat sind mit dem Rahmen verklebt. So ist die Verarbeitung nicht perfekt, aber immer noch ziemlich gut. Leider kann ich auch nach zwei bis drei Monaten intensiver Testung nicht zeigen geschweige denn garantieren, ob die robuste Bauweise auch zwei Jahre oder länger durchhält, insbesondere bei starken Temperaturschwankungen oder Fallszenarien. Immerhin ist das Doogee V20 in den folgenden Standards zertifiziert, die schon eine ganz gute Übersicht dazu darstellen, gegen welche Gefahren das Gerät gerüstet ist: IP68, IP69K und MIL-STD-810G

Ausstattung, Funktionen und Praxistauglichkeit

Das Doogee V20 erschien nur kurz nach dem V10, welches den gleichen Chipsatz verwendet, aber ein kleineres Display hat (welches aufgrund der LCD-Technik weniger energieeffizient ist), weniger Speicher und schwächere Kameras. Das V20 kommt mit 8 GB RAM und 256 GB USF-2.2-Speicher. Letzterer kann mit Hilfe einer microSD-Karte ergänzt werden. Die Auflösung des Displays beträgt 1.080 x 2.400 Bildpunkte, es ergibt sich eine Pixeldichte von 409 PPI auf dem 6,43 Zoll großen AMOLED-Display im Punch-Hole-Design. Geschützt wird der Bildschirm durch Corning Gorilla Glass 5 (natürlich unter dem Screen Protector, aber auf dem Bildschirm), die Helligkeit beträgt 500 Nits, das Kontrastverhältnis ist 80.000:1. Leider bekommt man nur eine Bildwiederholrate von 60 Hz. Von der Leistung her bekommt man beim V20 genau das, was man von einem Smartphone mit MediaTek Dimensity 700 erwarten würde.

Die 16-MP-Frontkamera verwendet einen Sensor von Samsung und das Triple-Gespann auf der Rückseite (64 + 20 + 8 MP) setzt u.a. auf einen 20-MP-Nachknipser auf Basis des Sony IMX350. Die Hauptkamera nimmt Videos bis zu einer 2K-Auflösung auf, aber die Ergebnisse sind nicht beeindruckend. Da es keine Bildstabilisierung gibt, geraten Videoaufnahmen in Bewegung extrem wackelig. Immerhin können Apps, die auf softwareseitige Stabilisierung ausgelegt sind den Effekt in einigen Fällen abmildern (z.B. OpenCamera).

Bei einem Gewicht von 296 Gramm hat das Doogee V20 die Abmaße 170,5 X 81,2 X 14 mm. Das mag einigen Nutzern schon riesig erscheinen, auf der anderen Seite können aktuelle Flaggschiff-Modelle noch größer ausfallen wenn sie in ein wasserdichtes, robustes Gehäuse für mehr Schutz gezwängt werden. 

Neben der zuvor erwähnten Nachtsichtkamera, welche mich nicht sonderlich beeindruckte (siehe Bilder am Ende des Abschnitts), ist das wohl interessanteste Feature des Doogee V20 sein rückseitiges 1,05-Zoll-Zweitdisplay. Mit dessen Hilfe lässt sich die Musikwiedergabe starten, Anrufe annehmen oder abweisen, Datum und Zeit sowie der Akkustatus sehen. Bislang gibt es nur wenige vorgefertigte Themes, aber davon gibt es in Zukunft hoffentlich noch mehr zu bestaunen.

Unter GeekBench 5.4.4 komme ich auf einen Score von 513 im Single- und 1.668 im Multi-Core. Im Compute-Tests werden 1.427 (Vulkan) und 1.423 (OpenCL) Punkte generiert. Laut A1 SD Bench erreicht der interne Speicher über 600 MB/s beim Schreiben und etwa 210 MB/s beim Lesen. Der gleiche Benchmark misst eine RAM-Geschwindigkeit von über 25.000 MB/s.

Unabhängig von den Benchmarks habe ich quasi fast alle Apps und Games ausprobiert, die auch sonst auf meinem Xiaomi Mi 10T Pro laufen und dabei keine Lags festgestellt. Zumindest, wenn ich die Vorteile des Mi 10T Pro bei der Bildwiederholrate ausklammere, welche sich spätestens bei Titeln wie NFS No Limits oder Asphalt 9 positiv bemerkbar macht. Ein Hinweis lohnt noch in Hinblick auf die gute Helligkeit und die gute Blickwinkelstabilität des Displays, welche bei der Nutzung unter direktem Sonnenlicht einen großen Vorteil darstellen. 

Zwar ist der Lautsprecher an der Unterseite von ordentlicher Qualität und auch laut genug, dennoch ist das Fehlen von Stereo spätestens bei der Wiedergabe von Videos oder dem Spielen von Games. Auf der anderen Seite ist der Lautsprecher für ein Rugged-Gerät erfreulich laut, andere Klassenvertreter haben oftmals einen gedämpften Sound, was meistens an dem verwendeten Lautsprecherschutz liegt. Die App Wifiman bescheinigt dem V20 im gleichen Netzwerk eine ähnlich gute Signalstärke wie mein Mi 10T Pro, aber ich habe leider bei beiden Smartphones keine 5G-Signale empfangen können, was aber eher an der sehr schlechten 5G-Abdeckung in meiner Stadt liegt und weniger an den Smartphones.

Angesichts der Akkukapazität in Kombination mit dem Display und dem Chipset entpuppt sich die Laufzeit als ausgezeichnet. Wenigstens zwei Tage gemischte Nutzung inklusive Gaming, Telefonaten sowie Foto- und Videoaufnahmen hält das V20 durch. Im vorliegenden Fall ist Wireless Charging ein willkommenes Feature des V20, da es die ständige Abnahme der Schutzhülle des USB-C-Ports überflüssig macht. Denn über die Zeit dürfte das ständige Abnehmen und wieder Aufsetzen des Schutzes die Wasserfestigkeit des Gerätes negativ beeinflussen. Doogee behauptet, dass der Akku auch nach 500 Aufladezyklen noch mehr als 80 Prozent seiner Kapazität erreicht, sodass sich das Gerät auch nach dreijähriger Nutzungsdauer noch frisch anfühlen sollte. 

Software-Highlights

Bei der vorinstallierten Software handelt es sich mehr oder weniger um Stock Android 11, allerdings mit ein paar wenigen Anpassungen. Die Anpassungen betreffen einerseits den DuraSpeed App Booster (standardmäßig deaktiviert, ist auch auf anderen Geräten mit MediaTek-Chips verfügbar), dann die notwendigen Codezeilen für das Zweitdisplay sowie die OutDoor Toolbox App Suite. Dieser "virtuelle Werkzeugkasten" beinhaltet Tools, welche in bestimmten Arbeits- oder Reisesituationen hilfreich sein können. Die Liste umfasst einen Kompass, einen Steigungs- und Höhenmesser, ein Dezibel-Messtool, eine Lupe und ein paar weitere.

Bei der Benutzung des Smartphones kam es nie zu Systemabstürzen, zufälligen Neustarts oder eingefrorenen Apps. Wie erwartet, ist die Software-Erfahrung ausgezeichnet und sehr gut konfigurierbar. Apropos Anpassung, ich sollte noch den Unterwassermodus der Kamera erwähnen, wodurch sich diese allein über die physischen Buttons bedienen lässt. 

Es gibt zwar noch kein genaues Datum dafür, aber Doogee hat bestätigt, dass das V20 auch ein Update auf Android 12 erhält. Das alleine ist sicherlich schon ein gutes Kaufargument für das Doogee V20. Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass das Unternehmen auch einen Sinn für den Support nach dem Kauf hat, ganz im Gegensatz zu manch anderen, kleineren Unternehmen. 

Fazit

Das Doogee V20 ist schneller als viele sonst erhältlichen Rugged Phones, hat ein helles Display mit einer großzügigen Auflösung, 5G-Support, NFC, einen Akku mit 6.000 mAh und 33 W kabelgebundener sowie 15 W kabelloser Ladetechnik, nahezu Stock Android 11 mit regelmäßigen Updates (zumindest Android 12 wird kommen), einen schnellen Fingerabdrucksensor und selbst die meisten modernen Games laufen darauf flüssig. Der großzügig bemessene Speicherplatz sollte für die meisten Nutzer ausreichen, Gleiches gilt für die 8 GB RAM. 

Obwohl das Doogee V20 fast wie ein Panzer konstruiert zu sein scheint, gibt es ein paar Unzulänglichkeiten. Beispielsweise kann das vorinstallierte Schutzglas beim Herunterfallen direkt auf den Boden auftreffen. Viele Schutzhüllen hingegen haben leicht hervorstehende Ränder, sodass genau dies nicht passiert und das Display nicht den Boden berührt. Leider gibt es keinen 3,5-mm-Kopfhöreranschluss und wegen des Kamerasetups liegt das Gerät nicht plan auf der Rückseite auf, wodurch die Verwendung des Gradienter etwas umständlich ausfallen kann. Außerdem könnten und sollten die Kameras gerne bessere Foto- und Videoaufnahmen machen, vielleicht tut sich hier ja noch was über zukünftige Updates. 

Auch wenn es nicht perfekt ist, spricht doch Vieles für das V20. Wenn schon nicht wegen der Nachtsichtkamera oder der präzisen Verarbeitung ist das robuste Gerät allein schon wegen seiner allgemeinen Leistung und der ausgezeichneten Akkulaufzeit sowie der tollen Softwareumgebung sein Geld wert. Vielleicht ist es nicht perfekt für Kinder oder Personen mit kleinen Händen, aber mit Sicherheit für Menschen, die ein zuverlässiges und lange haltbares Smartphone suchen. 

Feststellung: Der Autor dieses Tests hat vom Hersteller ein Exemplar des Doogee V20 Rugged Smartphone kostenfrei zum Zwecke der Testung zur Verfügung gestellt bekommen.

Quelle

Doogee (offizielle Produktseite)

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Autor: Codrut Nistor, 15.03.2022 (Update: 15.03.2022)