
Gegen schwarzen Plastiklook-Trend - Marshalls 1. Soundbar Heston 120 mit Dolby Atmos im Test
Soundbar in schick.
Am 20. Mai launcht der Heston 120. Wir durften die stylische Soundbar bereits vor dem Launch zu Hause testen. Wie schlägt sich denn nun die erste Marshall-Soundbar mit ihren gleich 11 Treibern?Christian Hintze, 👁 Enrico Frahn Veröffentlicht am 🇺🇸 🇫🇷 ...
Testfazit - Wuchtiger Klang, schick, vielseitig, teuer
Klanglich ist der Heston 120 mal wieder Marshall-typisch sehr gut gelungen. Der Sound kommt gut aufgelöst und gerade in Filmen auch sehr kraftvoll und fast brachial aus der Soundbar. Nur in Extremsituationen fehlt es dem Bass manchmal an Details, aber wer möchte, kann dank Sub-Out noch einen externen Subwoofer anschließen.
Ebenfalls sehr gut gelungen ist Marshall einmal mehr das Design. Hier hat man endlich ein Modell, das man gerne im Wohnzimmer platziert und das wohl auch einige Blicke und positive Nachfragen von Besuchern auf sich ziehen wird und damit ein positives Gegenbeispiel zum sonstigen Einheitsbrei der schwarzen Plastik-Soundbars darstellt.
Etwas störend ist, dass der Heston erst nach 20 Minuten ohne Soundsignal in den Standbymodus wechselt und er keinen An/Aus-Schalter hat. Mit rund 1.000 Euro ist der Heston 120 zudem nicht gerade preiswert.
Pro
Contra
Inhaltsverzeichnis
Der Traditionshersteller Marshall hat in den 60er Jahren mit Gitarren-Amps Berühmtheit erlangt und wildert mittlerweile im ganzen Audiosegment. Eine Soundbar hatte Marshall bislang nicht im Angebot, aber die immer gleichen schwarzen Plastik-Bars diverser Hersteller spornten die Designer dazu an etwas mit mehr Stil, Vielseitigkeit und dem typischen Marshall-Sound zu entwerfen: Vorhang auf für den Marshall Heston 120! Übrigens sollen im Laufe des Jahres mit dem Heston 60 noch eine kleinere Variante sowie ein Subwoofer mitd er Bezeichnung Heston Sub 200 erscheinen.
Spezifikationen - 11 Treiber, 2 Tieftöner
Treiber | 2 Subwoofer + 2 Mitteltöner + 2 Tweeter + 5 Hochtöner |
Verstärker | Class-D, 2x 50 W (Subwoofer) + 9x 30 W |
Gesamte Audioleistung | 150 W |
Konfiguration | 5.1.2 |
Frequenzbereich | 40 Hz - 20 kHz |
Max. SPL | 95,5 dB @ 1 m |
Audiocodecs | Dolby Atmos, DTS-X, SBC, LC3, AAC Mpeg4, ALAC, FLAC, LPCM, Ogg Vorbis, WMA, WMA9 |
Wireless | Bluetooth 5.3 (Bluetooth 5.1 Classic), Wi-Fi 6 |
Wi-Fi-Services | Tidal Connect, Spotify Connect, Airplay 2, Google Cast |
Anschlüsse | 2x HDMI 2.1, Cinch L/R, Subwoofer out, USB-C Out (5V, 500 mA), LAN/RJ45 (10/100 Mbit), Strom |
Mikrofone | 2 Stück zur Kalibrierung |
Abmessungen | 1.100 x 145 x 76 mm |
Gewicht | 7,34 kg |
Gehäuse und Ausstattung - Stylisches Äußere, starke Hardware innen
Eine Soundbar bekommen wir schicker und stylischer hin, mögen sich die Designer bei Marshall gedacht haben. Immerhin möchte der Hersteller all jene audioaffinen Hörer abholen, die gleichzeitig keine Lust haben, sich eine der typisch schwarz-glänzenden Plastik-Soundbars diverser Hersteller auf das TV-Board zu stellen. Und so ist schon die Verpackung eine Design-Ode an fetzige Gitarrensounds.
Das Grundgerüst des Heston 120 besteht zwar ebenfalls aus Kunststoff, das sieht man dem Marshall-typisch stylischen Äußeren aber kaum an. Ober- und Vorderseite sind mit einem schönen Geflecht aus starken Papierfasern verziert, auf der Vorderseite prangt in messingfarbenen Alulettern der ehrwürdige Marshall-Schriftzug, unterstrichen von einer eleganten, schmalen Metallleiste, die nahezu die gesamte Länge (1,10 m) der Soundbar abdeckt. Alle Metallteile (Knöpfe, Leiste, Schriftzug) erinnern optisch an Messing, bestehen aber aus Aluminium.
Die Ränder sind mit einer Kunstlederstruktur überzogen und mittig auf der Oberseite sitzen die besonders schicken Bedienelemente. Denn natürlich ist bei Marshall traditionell die manuelle Bedienbarkeit ein besonders wichtiger Funktions- und Designaspekt. Daher hat man hier vollwertige und schön texturierte, griffige Drehregler für Lautstärke (mit Bluetooth-Gerät/Smartphone synchronisiert), Bass/Höhen und für die Wahl der Soundquelle eingesetzt, welche den Reglern an Marshall-Amps nachempfunden sind. Nur die Klang-Presets und die eigenen Speicherplätze bedient man per kleinem Messing-Druckknopf. Einen An/aus-Schalter hat der Heston 120 hingegen nicht.
Insgesamt ist der Marshall Heston 120 zumindest subjektiv deutlich schicker als die meisten, wenn nicht alle Konkurrenzprodukte, zumindest wenn man einmal die Soundbar-Liste von Amazon durchscrollt.
Laut R & D von Marshall nutzen viele Personen ihre Soundbar nicht nur für den TV und Filme, sondern quasi für sämtliche Musik, die sie hören. Daher sei es auch ein erklärtes Ziel beim Entwicklungsprozess gewesen, den Heston nicht nur als TV-Soundbar zu konzipieren, sondern auf Vielseitigkeit zu setzen und ihn als universellen Heimlautsprecher zu entwerfen. Dementsprechend setzt Marshall beim Heston auf einen Rundum-Sound mit vielen Treibern und bestimmten Klang-Presets für verschiedene Nutzungszwecke (Music, Movie, Night, Voice).
Um den Raum eines Hörers möglichst unabhängig von der Hörposition zu füllen, sollte der Lautsprecher den Sound möglichst in alle Richtungen gleichmäßig abstrahlen. Dementsprechend setzt der Heston 120 auf gleich 11 interne Treiber, die ihren Sound in verschiedene Richtungen abgeben. An der Vorderseite gibt es drei Hochtöner, die vor allem für klare Vocals zuständig sind. Sie werden von einem weiteren Paar Hochtönern unterstützt, die an den beiden Gehäuseseiten sitzen und in schrägem Winkel nach vorne strahlen.
An der Oberseite sitzen jeweils seitlich die beiden Mitteltöner, welche nach oben gerichtet sind. Jeweils daneben befinden sich die Tweeter, die ihren Sound schräg nach oben an die Decke strahlen, welcher so reflektiert beim Hörer ankommt. Zudem sitzen noch zwei eigens konzipierte Tieftöner im Gehäuse, sie geben Frequenzen bis runter auf 40 Hz wieder und sorgen für den Wumms im Heston.
Die Tieftöner sind es auch, die zwei Class-D-Verstärker mit jeweils 50 W spendiert bekommen, die übrigen 9 Treiber kommen mit je 30 W aus.
Aus Verbindungssicht ist natürlich Bluetooth mit an Bord, dazu gibt es WLAN, einen LAN-Anschluss und RCA/Cinch. Sehr gut ist zudem, dass es einen Sub-out gibt, wodurch man einen externen Subwoofer anschließen und dem Heston somit noch mehr Wumms hinzufügen kann. Dazu gibt es gleich zweimal HDMI, einmal davon mit eARC für den TV. Daneben gesellt sich noch ein kleiner USB-C-Ausgang, welcher für den Service-Zugang wichtig ist, aber auch andere Geräte mit 5V und maximal 500 mA mit Strom versorgen kann. Die zwei integrierten Mikrofone sind leider nicht für eingehende Anrufe nutzbar, sondern dienen lediglich der Kalibrierung.
Nachhaltigkeit
Laut Marshall besteht der Heston 120 zu 38 Prozent aus Plastik. 74 Prozent des verwendeten Kunststoffs besteht aus Recyclingmaterial. Das ganze Produkt ist PVC-frei, das Leder vegan, wasserbasiert und DMFa-free. In allen Magneten der Treiber kommt wiederverwendetes "Pre-Consumer" Neodymium, ein seltenes Erden-Element, zum Einsatz.
Marshall App - Übersichtlich und optional
Gleichzeitig mit dem Start erscheint auch die neue App des Herstellers, die in Zukunft alle Geräte zusammen führen soll. Aus der vormals Marshall Bluetooth App wird jetzt einfach die Marshall App. Optisch wird man sich gleich zurechtfinden, viel am Design wurde nicht geschraubt.
Nach dem ersten Start ist kein Anlegen eines Accounts notwendig. Das Verbinden mit dem Heston 120 geht zügig per Bluetooth vonstatten, den Standort muss man dabei nicht freigeben. Optional kann man sich für direkten Zugang zu Spotify, Tidal und Co über die Marshall-App nun noch mit dem heimischen Wi-Fi verbinden.
Danach wird uns direkt ein erstes Update für den Heston 120 angezeigt, welches wir prompt installieren. Anschließend wird mithilfe der zwei integrierten Mikrofone der Raum vermessen.
Erst nach dieser Prozedur bekommen wir den sehr übersichtlichen Homescreen zu Gesicht. Dieser ist in drei Tabs/Bereiche aufgeteilt (Home, Marshall, More). Die meisten Einstellungen lassen sich direkt in der Startseite vornehmen, darunter die Lautstärke, die Sound Modes, die Quelle sowie den Equalizer. Zusätzlich lassen sich die drei haptischen Preset-Knöpfe auf dem Heston beispielsweise direkt mit einer Radiostation oder Spotify und Co verknüpfen, dafür benötigt man dann doch zwingend die App.
Praxis- und Klangtest - Sehr kraftvoll
Stromkabel angeschlossen und schon kann es losgehen. Die Verbindung zum TV erfolgt via HDMI mit eARC/ARC. Wer zwischendurch vom Smartphone streamen möchte, stellt den Regler zur Quellenwahl auf Bluetooth, drückt den Regler herunter und verbindet sich mit dem Smartphone. Die App ist hierfür nicht unbedingt notwendig. Allerdings bemerken wir bei der Übertragung Latenzen zwischen Bild und Ton.
Der Klang ist für eine Soundbar ausgesprochen kraftvoll, die Tieftöner entfalten ordentlich Wucht. Wir sind schon angetan von der Kraft, die aus dem schmalen Formfaktor herausgeholt wird, die Bässe sind nicht nur hör-, sondern je nach Szene auch deutlich spürbar. Die Höhen wirken hingegen klar und gut ortbar.
Allerdings kann in effektlastigen Filmen auch etwas die Auflösung verloren gehen und der Bass dann zu sehr dröhnen, hier vermissen wir manchmal noch mehr Detailreichtum. Beispiel ist die Renderfilmserie "Secret Level". Hier dröhnen nicht nur in Warhammer die Bässe regelrecht. In den meisten Situationen gefallen und beeindrucken uns aber gerade die Tiefen sehr gut, zudem lassen sie sich über den Drehregler ja auch noch anpassen.
Bei den Atmos-Effekten sind zwiegespalten: Unsere Skepsis, ob der Frontlautsprecher wirklich in der Lage ist einen überzeugenden Surround-Sound zu kreieren, hat sich nicht ganz zerschlagen. In einigen Atmos-Tests (per HDMI-Verbindung) bemerken wir tatsächlich eine räumliche Klangentwicklung, vor allem bei Vogelgezwitscher oder ruhigeren Umgebungsgeräuschen, in den meisten Fällen können wir aber doch sämtliche Klänge von vorne verorten.
Energieverbrauch - Kein Ausschalter,
Offiziell wird der Standby-Verbrauch wie folgt angegeben: Energiesparmodus < 0,27 W; Netzwerk-Standby < 1,5 W; "Semi-Active Mode" < 6,4 W. Ohne LAN-Anschluss messen wir einen Standby-Verbrauch von ca. 1,5 W. Ohne Standby und Audioquelle liegt der Verbrauch bei etwa 6 W.
Bei 40 bis 50 Prozent Lautstärke messen wir zwischen 6,5 und 8,5 W beim integrierten Internetradio oder einem per VLC über Bluetooth eingespielten Song vom Smartphone. Erhöhen wir die Lautstärke auf 80 Prozent, so schwankt der Verbrauch sehr stark zwischen 20 und 37 W. Bei brachialen Filmschlachten im Heimkino dürfte der Verbrauch höher liegen.
Ohne einen An/Aus-Schalter wechselt der Heston übrigens erst nach geschlagenen 20 Minuten ohne Audiosignal in den Stromsparmodus.
Fazit
Der Marshall Heston ist eine Soundbar mit beeindruckend wuchtigem, kraftvollem Klang, der nicht ganz preiswert daherkommt.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.