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Meinung: Google Chrome für Android mit absurdem Offline-Feature

Warum will Chrome die ohnehin schwachen WLAN-Netze in aufstrebenden Märkten weiter belasten?
Warum will Chrome die ohnehin schwachen WLAN-Netze in aufstrebenden Märkten weiter belasten?
Googles Chrome-Browser für Android soll in manchen Ländern künftig automatisch Webseiten offline speichern sofern es unlimitiertes WLAN entdeckt. Jeder, der schon mal in den betroffenen Ländern war, kann sich hier nur an den Kopf greifen - wie wär's stattdessen mit einem wirklich sinnvoll implementierten Cross-Device-Offline-Feature?

Google Chrome ist mit Sicherheit ein guter Browser, besonders auf Android und in Verbindung mit dem Desktop-Pendent. Bei manchen Verschlimmbesserungen greift man sich aber buchstäblich an den Kopf. Der indische Google-Blog verkündete kürzlich ein neues Offline-Feature für den Browser, welches mein Interesse weckte - Offline ist gut, besonders für Reisende, erst recht in Ländern mit weniger gut ausgebauten Netzen. So wendet sich Google mit diesem Feature auch explizit an den NBU-Markt (Next Billion Users), ein aktuell gern benutzter Begriff für aufstrebende Märkte in Asien, Afrika oder Südamerika.

Automatischer Download "relevanter" Artikel

In Ländern wie Indien, Indonesien, Nigeria und mehr als 100 anderen soll Google Chrome auf Android künftig "automatisch" Webcontent offline verfügbar machen, sofern sich das Smartphone oder Tablet in einem freien, nicht getakteten WLAN befindet. Die Funktion lädt populäre Artikel der Region und, sofern man in Chrome eingeloggt ist, "relevante" Webseiten auf Basis der Browser-Historie herunter. Das alles zusätzlich zum ohnehin schon verfügbaren manuellen Download bestimmter Webseiten. Auf den ersten Blick durchaus praktisch, hat man unterwegs so doch auf jeden Fall genügend Lesestoff parat, um sich Funklöcher durch Lesen von Offline-News zu vertreiben.

Frustrierende WLAN-Erfahrung verschlimmbessern

Alle, die aber schon mal in betroffenen Ländern waren, werden sich wohl fragen, wie das die ohnehin schon tendenziell schwachen WLAN-Netze belasten wird, wenn plötzlich hunderte bis tausende Android-Geräte wahllos Content herunterladen, der vielleicht gar nicht gebraucht wird. Kleine Hotels mit mickrigen und instabilen 1 Mbit-Leitungen, Provinzflughäfen mit ihren notorisch überlasteten Hotspots oder Strand-Cafes mit 3G-Router werden plötzlich mit deutlich mehr und völlig unnötigem Datenverkehr konfrontiert, ganz zu schweigen vom einzelnen Nutzer dieser Netze, der künftig wohl noch länger frustriert vor seinem Endgerät wartet.

Besser ein gezieltes Cross-Device-Offline-Feature?

Wozu das Ganze? Nur damit jedes Android-Handy ein paar "potentiell interessante Webseiten" offline zur Verfügung hält? Wie wär's stattdessen mit einer wirklich sinnvoll ausgebauten Cross-Device-Offline-Funktion, Google? In einem schäbigen Internet-Cafe in Kalkutta am PC sitzen und dort im Desktop-Chrome explizit Webseiten für späteres Lesen am Handy auswählen (ja, ich weiß, das geht mit Third-Party-Services wie Pocket mehr oder weniger gut schon jetzt) oder vor der Reise im schnellen WLAN Youtube-Videos am Desktop-PC zum späteren Offline-Schauen am Handy auswählen. Das wäre doch mal praktisch, oder? Das Stichwort lautet: gezielt, nicht wahllos die ohnehin schon überlasteten WLAN-Netze missbrauchen.

Mit freundlichen Grüßen,
ein Vielreisender.

Chrome für Android lädt in manchen Ländern künftig wahllos Content herunter.
Chrome für Android lädt in manchen Ländern künftig wahllos Content herunter.

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Autor: Alexander Fagot, 24.06.2018 (Update: 24.06.2018)