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Oppo Find X9 Pro mit etwas problematischem Hasselblad-Lens-Kit: Kamera-Test und großer Foto-Vergleich mit Vivo X200 Ultra

Das in Europa gelandete Oppo Find X9 mit und ohne Hasselblad-Optik tritt gegen das Vivo X200 Ultra im Kamera-Test an. (Bildquelle: Alexander Fagot, Notebookcheck)
Das in Europa gelandete Oppo Find X9 mit und ohne Hasselblad-Optik tritt gegen das Vivo X200 Ultra im Kamera-Test an. (Bildquelle: Alexander Fagot, Notebookcheck)
Das Oppo Find X9 Pro ist in Europa gelandet und wird ganz offiziell in unmittelbarer Nähe Deutschlands erhältlich sein. Wie sich die neue Hasselblad-Kamera mit und ohne dem optionalen Telekonverter und Kamera-Kit so schlägt, insbesondere auch im Vergleich mit dem Vivo X200 Ultra, und wo es vielleicht noch etwas hakt, haben wir kurz vor dem Launch bereits ausprobiert.

Es ist gelandet: Oppo hat sein neuestes Hasselblad-Kamera-Flaggschiff im Rahmen eines Launchevents am 28. Oktober 2025 in Barcelona nach Europa gebracht. Wir hatten die Gelegenheit das erste in Europa gelaunchte Dimensity 9500 Flaggschiff inklusive Teil des Kamera-Kits mit Telekonverter vorab auszuprobieren. Disclaimer: Das Testgerät wurde Notebookcheck temporär zur Verfügung gestellt, zudem hat Oppo die Reise- und Übernachtungskosten in Barcelona übernommen, einen redaktionellen Einfluss hatte Oppo nicht. Mehr zum Oppo Find X9 Pro Europa-Launch sowie zum günstigeren Find X9 findet ihr hier, den China-Launch vor einigen Wochen mit den wichtigsten technischen Daten haben wir hier behandelt.

Dies ist kein regulärer Notebookcheck-Test, der demnächst noch veröffentlicht wird. In der kurzen Zeit, die ich mit dem neuen Oppo-Flaggschiff in Wien und später in Barcelona verbringen durfte, haben ich mich auf die rückseitige Kamera  sowie einen Vergleich mit dem Vivo X200 Ultra konzentriert. Das Vivo-Flaggschiff ist aus mehreren Gründen kein direkter Gegner für das Oppo Find X9 Pro aber eine gute Referenz für Kamera-Flaggschiffe aus China. Zwei Aspekte der Oppo Find X9 Pro Kamera finde ich besonders spannend: Erstens kann es unter idealen Umständen automatisch im Standard-Modus Fotos mit mehr als 12 Megapixeln erstellen und zwar mit allen drei Kameras.

In der Praxis habe ich Fotos mit 12 MP, etwa 25 MP sowie um die 50 Megapixel erhalten, diese Automatik kann man allerdings in den Einstellungen pauschal abschalten. Wer sichergehen will, garantiert einen 50 oder 200 Megapixel Shot zu erhalten, kann in den nach wie vorhandenen Hasselblad Hi-Def-Modus wechseln, so wie das bei vielen anderen Kamera-Flaggschiffen bis heute üblich ist. Auch das Samsung Galaxy S25 Ultra kann 50 oder 200 Megapixel Fotos aufnehmen, aber bisher eben nicht standardmäßig im Standard-Fotos-Modus. Laut Oppo sorgt die optimierte Lumo-Pipeline des Find X9 Pro trotz dieser zusätzlichen Automatik für eine sehr hohe Performance.
 

In den Einstellungen lässt sich die High-Resolution-Automatik abstellen.
In den Einstellungen lässt sich die High-Resolution-Automatik abstellen.
In der Photo-Gallerie werden 50 MP Fotos mit 8K Ultra HD gekennzeichnet.
In der Photo-Gallerie werden 50 MP Fotos mit 8K Ultra HD gekennzeichnet.
Die Bildgröße wächst natürlich. Hier 20 MB gegenüber etwa 6 MB bei 12 MP.
Die Bildgröße wächst natürlich. Hier 20 MB gegenüber etwa 6 MB bei 12 MP.

Optionales 3,28x Hasselblad-Teleobjektiv 

Weiters bietet Oppo optional ein externes Hasselblad-Tele-Objektiv für das Oppo Find X9 Pro an, das aus dem 70mm Telefoto mit 1/1.56 Zoll großem 200 Megapixel Sensor ein optisches 230 mm Telefoto macht, also 10x Zoom. Die Qualität der aus 13 Gläsern bestehenden Hasselblad-Optik mit Anti-Glare-Beschichtung soll laut Oppo sehr hoch sein, sie wird über ein schwarzes Aramid-Case mit einrastbarem Objektiv-Bajonett fixiert, mittels L-Halterung (Lens-Bracket) kann man die externe Optik dann an einem Stativ befestigen. Der ebenfalls verfügbare magnetische Handgriff mit Auslöser war leider nicht Teil unseres Testpakets, ich habe allerdings die Optik mit Schutzhülle und Lens-Mount im Detail getestet und dabei sehr interessante Erfahrungen gemacht - dazu unten mehr.
 

12, 25 oder 50 MP: Eine Automatik entscheidet

Nochmal zurück zu den 8K Ultra HD Fotos: Laut Oppo entscheidet eine Automatik, mit welcher Auflösung ein Foto aufgenommen wird. Entscheidend für das Ergebnis sind Umgebungshelligkeit und die Temperatur des Smartphones. Ob weitere Kriterien herangezogen werden, ist unbekannt, beim Test fiel jedenfalls mir auf, dass oft auch bei Tageslicht oder durch ein Fensterglas partout keine 50 Megapixel Aufnahmen erstellt werden. Als Zwischenstufe werden oft auch 25-30 MP Aufnahmen erstellt, bei wenig Licht wird wie üblich mit 12 Megapixel fotografiert. Das Ganze ist leider ein wenig intransparent: Man sieht also in den meisten Fällen nicht vor der Aufnahme, was am Ende rauskommen wird, was ich nicht ideal gelöst finde.
 

Ein 70mm Foto aus dem Oppo Find X9 Pro mit 12 MP Default.
Ein 70mm Foto aus dem Oppo Find X9 Pro mit 12 MP Default.
Das gleiche Motiv in 50 Megapixel 8K Ultra HD Qualität.
Das gleiche Motiv in 50 Megapixel 8K Ultra HD Qualität.

Was bringen die 50 Megapixel in der Praxis?

Ich wollte natürlich ausprobieren, ob die vierfache Auflösung in der Praxis sichtbare Vorteile bringt, immerhin nimmt sich das Foto oben links mehr als 3x so viel Platz am internen Speicherplatz des Handys als das 12 Megapixel-Pendant daneben. Ein Crop lässt uns allerdings etwas ratlos zurück. Wer sich von den 50 Megapixel Aufnahmen einen deutlich sichtbaren Qualitätsvorsprung erwartet, wird vermutlich eher enttäuscht. Leichte Vorteile sind im Crop-Vergleich unten zwar zu erkennen, dramatisch ist der Unterschied aber nicht, zumindest nicht bei diesem Fotoset.
 

Ein Vergleich macht (un)sicher: Links ein Crop der 12 MP Aufnahmen, rechts vom 50 MP Foto.
Ein Vergleich macht (un)sicher: Links ein Crop der 12 MP Aufnahmen, rechts vom 50 MP Foto.

Zweiter Versuch mit der 23mm Hauptkamera

Bei einem zweiten Versuch mit der 23mm Hauptkamera und eigentlich viel Tageslicht wollte das Oppo Find X9 Pro mal wieder partout kein 50 Megapixel Foto mit der Automatik des normalen Foto-Modus erstellen. Stattdessen können wir hier nur einen 25/30 Megapixel Shot mit einem 12/14 Megapixel Foto vergleichen. Die 14/30 Megapixel Angaben stammen übrigens aus der Foto-Galerie.
 

Ein 23mm Foto aus dem Oppo Find X9 Pro mit 12 MP Default.
Ein 23mm Foto aus dem Oppo Find X9 Pro mit 12 MP Default.
Das gleiche Motiv in 30 Megapixel Qualität.
Das gleiche Motiv in 30 Megapixel Qualität.


Auch hier ist der Unterschied im Crop nicht gewaltig. Die Schrift ist in beiden Fällen recht unscharf, beim 30 MP Foto ist sie eine Spur besser erkennbar. Beide Fotos wurden aus der Hand erstellt - mit Stativ gibt es vielleicht bessere Ergebnisse, das dürfte für die Masse an Konsumenten aber keine praktikable Option sein.
 

Auch dieser Vergleich macht (un)sicher: Links ein Crop der 12 MP Aufnahmen, rechts vom 30 MP Foto.
Auch dieser Vergleich macht (un)sicher: Links ein Crop der 12 MP Aufnahmen, rechts vom 30 MP Foto.

Foto-Vergleich mit dem Vivo X200 Ultra

Das Vivo X200 Ultra ist aufgrund der unterschiedlichen Brennweiten zwar kein idealer Vergleichskandidat, mit Triple-Cam, 1/1.28 Zoll Hauptkamera (LYT-818 im Vivo vs. LYT-828 Nachfolger im Oppo) und 200 Megapixel Telefoto (1/1.4 Zoll ISOCELL HP9 im Vivo vs. 1/1.56 Zoll ISOCELL HP5 im Oppo) aber zumindest grundsätzlich vergleichbar. Beim Ultraweitwinkel müsste das Ultra dank 1/1.28 Zoll LYT-818 dem 1/2.75 Zoll ISOCELL JN5 im Oppo deutlich überlegen sein. Beim Oppo Find X9 Pro habe ich überall das Wasserzeichen aktiviert, beim Vivo X200 Ultra als meinem Daily Driver nicht. Beide Phones wurden vor dem Test jeweils mit neuestem Software-Update im Default-Foto-Modus mit Default-Einstellungen und Default-Foto-Stil benutzt, also "Original" bei Oppo und "Vivid" bei Vivo. Den Pro/Master-Modus habe ich bewusst nicht genutzt, damit kann man vermutlich noch mehr aus den beiden Kamera-Flaggschiffen herausholen.
 

Hauptkamera-Vergleich
 

Oppo 23mm Hauptkamera.
Oppo 23mm Hauptkamera.
Vivo 28mm Sensor-Crop vom Ultraweitwinkel.
Vivo 28mm Sensor-Crop vom Ultraweitwinkel.
Oppo 47mm Sensor-Crop von der Hauptkamera.
Oppo 47mm Sensor-Crop von der Hauptkamera.
Vivo 50 mm Crop der 35mm Hauptkamera.
Vivo 50 mm Crop der 35mm Hauptkamera.
Oppo 23mm Hauptkamera.
Oppo 23mm Hauptkamera.
Vivo 35mm Hauptkamera.
Vivo 35mm Hauptkamera.


Beim ersten Foto-Paar oben tritt die 23mm Hauptkamera im 12 Megapixel Modus gegen einen Sensor-Crop des Vivo Ultraweitwinkels mit 28mm an. Das Find X9 Pro erkennt man im Crop unten links sofort an den etwas in Magenta eingefärbten Wolken - der Weißabgleich ist also bei Vivo deutlich besser gelungen. Das Thema Magenta wird uns beim Find X9 Pro leider noch öfter begegnen. Die Schrift im Werbeposter ist beim Crop des Find X9 schärfer, was aber kein Wunder ist, immerhin vergleichen wir hier ein 23mm Foto mit voller Sensorauflösung gegen einen 12 MP Crop aus dem 14mm Ultraweitwinkel des Vivo X200 Ultra.
 

Links: Oppo 23mm Crop aus einem 12 MP Foto. Rechts: Vivo Crop aus einem 28mm Sensor-Crop.
Links: Oppo 23mm Crop aus einem 12 MP Foto. Rechts: Vivo Crop aus einem 28mm Sensor-Crop.

Gegenlicht

Im Beispiel unten fotografieren wir gegen die Sonne, beim Vivo X200 Ultra mit 35mm Hauptkamera. Beim Find X9 Pro habt ihr sowohl das 23mm Original als auch den 35mm Crop aus der Kamera zum Vergleich. Uns fällt vor allem der stärkere Kontrast beim Vivo auf, das auch mehr Details beim Schild links unten erkennen lässt. Beim Oppo sind leichte bis stärkere Lens-Flares erkennbar, beim Vivo weniger. Dafür gefallen mir die von der Sonne beleuchteten Blätter bei den Fotos aus dem Oppo-Flaggschiff besser.Der neue LYT-828 Sensor wird ja als besonders dynamisch im Vergleich zum LYT-818 beworben. Die dunklen Bereiche im Bild sind tatsächlich besser ausgeleuchtet als beim LYT-818 im Vivo, das Gesamtbild wirkt dadurch aber auch etwas flacher, zumindest in dieser SDR-Version.
 

Ultraweitwinkel-Vergleich
 

Oppo 15mm
Oppo 15mm
Vivo 14mm
Vivo 14mm
Oppo 15mm
Oppo 15mm
Vivo 14mm
Vivo 14mm
Oppo 15mm
Oppo 15mm
Vivo 14mm
Vivo 14mm
Oppo 15mm
Oppo 15mm
Vivo 14mm
Vivo 14mm


Von zwei Fotos habe ich unten wieder einen Crop-Vergleich erstellt. Beim Foto der ältesten Kirche Wiens, kann das Ultraweitwinkel des Oppo Find X9 Pro sehr gut mit dem Vivo mithalten, hier in 50 Megapixel Qualität. Das Zeiss-Kamera-Flaggschiff scheint uns dennoch eine Spur schärfer zu sein, doch bei Tageslicht braucht sich der kleinere Sensor im Find X9 Pro nicht zu verstecken. Auch die Szene unter der Brücke zeigt Ähnliches. Das Vivo-Foto wirkt etwas schärfer, vielleicht sogar etwas zu überschärft - trotz 25 MP beim Oppo. Im Stiegenhaus liefert Oppo ein etwas wärmeres Bild, das Vivo X200 Ultra Foto zeigt in der Vergrößerung etwas mehr Rauschen, was angesichts des größeren Sensors überrascht.
 

Oppo links, Vivo rechts.
Oppo links, Vivo rechts.
Oppo links, Vivo rechts.
Oppo links, Vivo rechts.

Telefoto-Vergleich
 

Oppo 70mm
Oppo 70mm
Vivo 85mm
Vivo 85mm
Oppo 140mm 2x Sensor-Crop
Oppo 140mm 2x Sensor-Crop
Vivo 135mm Crop
Vivo 135mm Crop


Auch im Vergleich der Strassenszene mit Ringturm im Hintergrund tritt wieder ein 50 Megapixel Foto des 70 mm Telefotos im Oppo Find X9 Pro gegen einen 12 Megapixel Shot aus dem 85mm Telefoto des Vivo X200 Ultra an. Und auch hier fällt der erwartete Schärfegewinn im Crop-Vergleich weniger stark auf als erwartet, wenngleich hier doch deutlicher erkennbar. Die Schrift im Einbahn-Schild ist links (Oppo) natürlicher als rechts (Vivo). Insgesamt wirkt auch hier Vivos Foto etwas kontrastreicher. 

Die zwei Personen im zweiten Vergleich sehen zwar eher wie Karikaturen denn reale Personen aus, das ist aber generell ein Problem bei Smartphones und zeigt sich bei noch mehr KI-Einsatz in höheren Vergrößerungsstufen noch extremer. Der Mauer-Hintergrund demonstriert ein weiteres Phänomen: Das Vivo-Flaggschiff zeigt mehr Details der Struktur, beim Oppo verschwimmen sie dagegen größtenteils, was möglicherweise an einer stärkeren Rauschreduzierung liegt. Interessant auch wie unterschiedlich die Farben des Rucksacks in der Vergrößerung wirken. Ich weiß leider nicht mehr, welches die korrektere Version ist.
 

Oppo links, Vivo rechts.
Oppo links, Vivo rechts.
Oppo links, Vivo rechts.
Oppo links, Vivo rechts.

Nachtaufnahmen
 


Bei Nacht beziehungsweise eingesetzter Dämmerung zeigt sich endlich ein klarer Vorteil für den größeren Sensor hinter dem 14mm Ultraweitwinkel des Vivo-Flaggschiffs, der bei wenig Licht einfach mehr Details liefert. Auch die Dynamik des Bildes gefällt mir beim Foto des Vivo klar besser.
 


Beim 70 mm beziehungsweise dem 85mm Telefoto zeigt sich die Diskrepanz bei der Sensorgröße weniger stark, vielleicht weil hier Oppo mit einer F/2.1 Blende gegenüber der F/2.3 Optik des Vivo X200 Ultra ein wenig Boden gut machen kann. Das Find X9 Ultra kann hier jedenfalls durchaus überzeugen, wenngleich stellenweise etwas mehr Lens-Flares zu sehen sind. Vivo betont zudem die Farben etwas stärker, was man aber durch die unterschiedlichen Farbstile bei beiden Flaggschiffen je nach Geschmack beeinflussen kann.
 

Oppo 70mm
Oppo 70mm
Vivo 85mm
Vivo 85mm
Oppo 70mm
Oppo 70mm
Vivo 85mm
Vivo 85mm


Bei den Hauptkameras gibt's beim Hasselblad-Kamera-Flaggschiffe wieder sowohl die native 23mm Brennweite als auch einen 35mm Crop, zwecks besserem Vergleich mit der 35mm Kamera des Zeiss-Kamera-Flaggschiffs. Ungewöhnlich an diesem Vergleich ist, dass hier ausnahmsweise mal Vivo den Magenta-Touch hat. Der Himmel über der Brücke ist hier etwas zu rot eingefärbt, die korrektere Version liefert das Oppo Find X9 Pro.
 

Oppo 23mm
Oppo 23mm
Oppo 35mm Crop
Oppo 35mm Crop
Vivo 35mm
Vivo 35mm
Oppo 23mm
Oppo 23mm
Oppo 35mm Crop
Oppo 35mm Crop
Vivo 35mm
Vivo 35mm

Telemakro-Vergleich

Last but not least habe ich noch zwei Makro-Aufnahmen mit dem Telefoto für euch. Bei der Innenaufnahme aus einem Klavier war die Distanz zum Objekt jeweils in etwa gleich, bei der Lampe konnte die Zeiss-Kamera allerdings nur aus deutlich größerer Entfernung auf das Licht fokussieren, weswegen hier auch noch die (staubige) Glaskugel erkennbar ist. 
 

Oppo 70mm
Oppo 70mm
Vivo 85mm
Vivo 85mm
Oppo 70mm
Oppo 70mm
Vivo 85mm
Vivo 85mm

200 Megapixel Aufnahmen

Nachdem das Oppo Find X9 Pro mit seiner 8K Ultra HD Automatik aus der Masse der Smartphone-Kameras hervorsticht und dabei auch in der Praxis keine spürbaren Verzögerungen bei 50 MP-Aufnahmen erkennbar sind, war ich umso enttäuschter, dass der spezielle Hasselblad Hi-Res-Modus in dem man 200 Megapixel Aufnahmen mit dem Telefoto erstellen kann extrem langsam funktioniert. Ich habe den Prozess im Video dokumentiert. Da wird das Foto tatsächlich in mehreren Segmenten nacheinander aufgebaut. Laut ISOCELL HP5 Specs müsste der Samsung-Sensor eigentlich in der Lage sein, 7,5 Fotos pro Sekunde in voller Auflösung zu erstellen. Da hapert es also offenbar irgendwo anders. 
 


Auch beim Vivo X200 Ultra ist das Erstellen eines 200 Megapixel Fotos nicht exakt so schnell wie ein 12 Megapixel Foto aber der Vorgang dauert weniger als eine Sekunde. Beim Oppo Find X9 Pro sind es deutlich mehr als 5 Sekunden. Das ist ohne Stativ natürlich nicht mehr seriös machbar. Wir haben die Vergleichsfotos unten semi-stabilisiert mit Handy auf dem Geländer einer Brücke erstellt, dennoch sind beide enttäuschend unscharf geworden, beim Find X9 Pro noch deutlich mehr als beim X200 Ultra.
 

Oppo 70mm 200 Megapixel, ohne Stativ.
Oppo 70mm 200 Megapixel, ohne Stativ.
Vivo 85mm 200 Megapixel, ohne Stativ.
Vivo 85mm 200 Megapixel, ohne Stativ.


Angesichts der Tatsache, dass wir hier Bildgrößen von 50 MB respektive 80 Megabyte erhalten ist die Qualität enttäuschend und zwar bei beiden Kandidaten. Hier muss man aktuell mit einem Stativ arbeiten, ansonsten macht das einfach keinen Sinn. Das Oppo Find X9 Pro Foto zeigt zudem violette Farbsäume (chromatische Abberationen), die beim Vivo X200 Ultra fehlen - das bessere Tele-Objektiv hat also das Vivo-Flaggschiff.
 

200 Megapixel Crop: Oppo links, Vivo rechts.
200 Megapixel Crop: Oppo links, Vivo rechts.

Das problematische Kamera-Kit

Als ich die ersten Vergleichsaufnahmen mit und ohne Teleconverter erstellt hatte, ist mir aufgefallen, dass die meisten 10x Vergleichsfotos ohne externer Optik einen extremen Magenta-Stich zeigten also klare Fehler beim Weißabgleich haben. Hier ein paar Beispiele aus den Anfangszeiten des Tests.
 

Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom und Tele-Optik.
Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom und Tele-Optik.
Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom ohne Tele-Optik.
Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom ohne Tele-Optik.
Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom und Tele-Optik.
Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom und Tele-Optik.
Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom ohne Tele-Optik.
Das Oppo Find X9 Pro mit 10x Zoom ohne Tele-Optik.


Ich konnte diesen Effekt immer dann beobachten, wenn ich das Objektiv abgenommen und in der Kamera-App vom "Hasselblad-Teleconverter-Modus" in den regulären Photo-Modus gewechselt habe. Die Hauptkamera und das Ultraweitwinkel sind zwar durch das Objektiv-Bajonett verdeckt aber das 70mm Telefoto ist frei und kann benutzt werden. Dann treten aber diese unschönen Effekte auf, die ich auch im Video unten festhalten konnte. Man sieht, wie die Kamera plötzlich die Farben des Geländers am Donaukanal mit einem starken Magenta-Ton überzieht:
 

Der Lens-Mount ist eine Fehlkonstruktion

Stunden später bin ich der Ursache des Problems vermutlich auf die Spur gekommen. Das Objektiv-Bajonett ist meiner bescheidenen Meinung nach eine Fehlkonstruktion. Im Gegensatz zum äquivalenten Produkt des Vivo X300 Pro (siehe unten) verdeckt er bis auf die Telefoto-Optik alle anderen Sensoren und Kameras. Man muss das Lens-Mount-Teil also nicht nur entfernen, wenn man mit Hauptkamera und Ultraweitwinkel fotografieren will, sondern auch wenn man das Telefoto ohne Teleconverter benutzen will, weil das Abdecken des "True Color Farbsensors" vermutlich zu diesen seltsamen Effekten führt. 
 

Der an die Hülle ansteckbare Lens-Mount verdeckt nicht nur zwei Kameras sondern auch die "True Color Kamera".
Der an die Hülle ansteckbare Lens-Mount verdeckt nicht nur zwei Kameras sondern auch die "True Color Kamera".
Beim Vivo X300 Pro verdeckt der Lens-Mount keine Kamera. Einen Spektralsensor gibt es da gar nicht.
Beim Vivo X300 Pro verdeckt der Lens-Mount keine Kamera. Einen Spektralsensor gibt es da gar nicht.

Magenta-Kick: Test mit und ohne Lens-Mount

Im Video unten habe ich meine Theorie überprüft: Mit Lens-Mount kann ich die Magenta-Farben reproduzieren, ohne Lens-Mount tritt der Fehler nicht auf. 
 


Der Effekt ist leider nicht nur in der Kamera-App zu beobachten, auch die Fotos werden völlig unnatürlich, wenn man nach Entfernen der Optik nicht auch das Objektiv-Bajonett entfernt, wie das Beispiel unten zeigt. Für mich persönlich macht das den Einsatz der externen Optik leider noch mühsamer als es ohnehin schon ist. Man muss nicht nur die Optik entfernen sondern jedesmal auch den Lens-Mount, ein Teil das auch mal verloren gehen könnte. In meinen Augen ist es völlig unverständlich, warum dieses Bajonett nicht Aussparungen für die restlichen Kameras hat, sodass es immer montiert bleiben kann.
 

Oppo Find X9 Pro mit falschen Magenta-Farben dank Lens-Mount
Oppo Find X9 Pro mit falschen Magenta-Farben dank Lens-Mount
Oppo Find X9 Pro ohne Lens Mount zeigt die korrekten Farben.
Oppo Find X9 Pro ohne Lens Mount zeigt die korrekten Farben.

Was bringt die externe Optik? Vergleich mit Vivo X200 Ultra

Bleibt natürlich abseits dieser Problematik die Frage, was diese externe Optik überhaupt bringt. Die kurze Antwort: Sehr viel! 10x Zoom und mehr noch 20x Zoom wird dadurch erst wirklich sinnvoll am Oppo Find X9 und Find X9 Pro nutzbar. Wie die Vergleichsbilder unten zeigen, sieht 10x Zoom ohne die externe Optik am Oppo Find X9 Pro nicht mehr besonders natürlich aus. Das Vivo X200 Ultra kann bei 10x Zoom auch ohne Optik noch recht gut mithalten, bei 20x Zoom muss es allerdings ebenfalls passen. Hier zeigt sich klar der Vorteil der optischen statt einer digital und dank KI verschlimmbesserten Vergrößerung.
 

Oppo Find X9 Pro mit Teleconverter 10x Zoom
Oppo Find X9 Pro mit Teleconverter 10x Zoom
Oppo Find X9 Pro ohne Teleconverter 10x Zoom
Oppo Find X9 Pro ohne Teleconverter 10x Zoom
Vivo X200 Ultra 10x Zoom (ohne Teleconverter)
Vivo X200 Ultra 10x Zoom (ohne Teleconverter)
Oppo Find X9 Pro ohne Teleconverter 10x Zoom
Oppo Find X9 Pro ohne Teleconverter 10x Zoom
Oppo Find X9 Pro mit Teleconverter 10x Zoom
Oppo Find X9 Pro mit Teleconverter 10x Zoom
Vivo X200 Ultra 10x Zoom (ohne Teleconverter)
Vivo X200 Ultra 10x Zoom (ohne Teleconverter)
Oppo Find X9 Pro mit Teleconverter 20x Zoom
Oppo Find X9 Pro mit Teleconverter 20x Zoom
Oppo Find X9 Pro ohne Teleconverter 20x Zoom
Oppo Find X9 Pro ohne Teleconverter 20x Zoom
Vivo X200 Ultra 20x Zoom (ohne Teleconverter)
Vivo X200 Ultra 20x Zoom (ohne Teleconverter)


Im Crop-Vergleich am Beispiel der Wiener Urania sieht man die Unterschiede nochmal deutlicher. Eine optische Vergrößerung ist durch nichts zu ersetzen. Der größere Telefoto-Sensor des Vivo X200 Ultra und/oder die vielleicht etwas besseren Zoom-Algorithmen können den fehlenden optischen Zoom allerdings noch etwas besser kompensieren als beim Oppo Find X9 Pro.
 

10x Zoom Crop-Vergleich: Links: Oppo mit Optik. Mitte: Vivo ohne Optik. Rechts: Oppo ohne Optik.
10x Zoom Crop-Vergleich: Links: Oppo mit Optik. Mitte: Vivo ohne Optik. Rechts: Oppo ohne Optik.
20x Zoom Crop-Vergleich: Links: Oppo mit Optik. Mitte: Vivo ohne Optik. Rechts: Oppo ohne Optik.
20x Zoom Crop-Vergleich: Links: Oppo mit Optik. Mitte: Vivo ohne Optik. Rechts: Oppo ohne Optik.

40x Zoom: Nur mit Hasselblad-Optik halbwegs brauchbar

Prinzipiell erlaubt die Kamera-App bis zu 120x Zoom, was natürlich in keinem Fall mehr brauchbare Bilder ergibt. Bei 40x Zoom haben wir dennoch mal getestet, wie groß der Unterschied zwischen einem Foto mit externer Optik beziehungsweise ohne ist. Hier erübrigt sich der Crop wohl, der Unterschied ist extrem. Diese Fotos wurden übrigens ebenfalls aus der Hand und nicht stabilisiert durchgeführt, mit Stativ sind sicher bessere Aufnahmen möglich.
 

Oppo Find X9 Pro: 40x Zoom ohne externe Optik.
Oppo Find X9 Pro: 40x Zoom ohne externe Optik.
Oppo Find X9 Pro: 40x Zoom mit externer Optik.
Oppo Find X9 Pro: 40x Zoom mit externer Optik.

Lichtverlust durch Einsatz des Telekonverters

Uns ist in der Redaktion übrigens aufgefallen, dass sich durch den Einsatz des Telekonverters ein starker Lichtverlust offenbar nicht vermeiden lässt. Oppo gibt dazu keine Daten an, der Verlust dürfte aber im Bereich von etwa 2-3 Blendestufen sein und effektiv auf F/6.9 schrumpfen wenn man sich ansieht, wie die Kamera-Automatik entweder die ISO-Werte oder im Beispiel unten die Verschlusszeiten anpasst. Es ist also vermutlich nicht angeraten, den Telekonverter bei wenig Licht einzusetzen, da sonst mit erhöhtem Rauschen oder verwackelten Bildern zu rechnen ist. Interessanterweise ist das 40x Bild oben mit Telekonverter dennoch deutlich heller geworden, auf Kosten der Verschlusszeit.
 

Bei Einsatz der externen Optik ändern sich Verschlusszeit und/oder ISO-Werte stark, was auf einen Lichtverlust deutet.
Bei Einsatz der externen Optik ändern sich Verschlusszeit und/oder ISO-Werte stark, was auf einen Lichtverlust deutet.

4K120 Video-Vergleich mit Vivo X200 Ultra

Video stand nicht im Fokus dieses Tests, dennoch habe ich einen kurzen Panning-Vergleich am Strand von Barcelona integriert. In beiden Fällen mit 4K120, allerdings ohne Dolby Vision oder 10-bit Log, was beim Oppo Find X9 Pro beides möglich ist, am Vivo X200 Ultra nicht. Letzteres ist leider im 4K120 Modus extrem ruckelig, das ist mir schon früher mehrfach aufgefallen. Das neue Oppo-Flaggschiff erstellt dagegen einen sehr flüssigen Schwenk. Beide Videos wurden ohne Gimbal gefilmt.
 

Magenta-Problem vereinzelt auch ohne Objektiv-Bajonett?

Vereinzelt können die Probleme mit dem Weißabgleich am Oppo Find X9 Pro übrigens auch ohne Lens-Mount auftreten. Ein aus dem 16. Stock des W-Hotels am Strand von Barcelona beim Sonnenaufgang erstelltes Problem-Foto ohne Objektiv-Bajonett, bei dem der Magenta-Spuk nach einem kleinen Schwenk wieder weg war, könnt ihr unten sehen. Warum das Problem vereinzelt auch ohne abgedecktem Multispektralsensor auftritt, können wir nicht sagen. Möglicherweise sorgten Spiegelungen des Fensters in diesem Fall für Probleme. Hier sollte Oppo in jedem Fall noch nachbessern.
 

Probleme mit dem Weißabgleich beim Fotografieren aus dem Fenster im 16. Stock des W-Hotels in Barcelona bei Sonnenaufgang.
Probleme mit dem Weißabgleich beim Fotografieren aus dem Fenster im 16. Stock des W-Hotels in Barcelona bei Sonnenaufgang.
Wenige Sekunden später mit leicht veränderter Position liefert das Oppo Find X9 Pro ein farblich korrektes Bild.
Wenige Sekunden später mit leicht veränderter Position liefert das Oppo Find X9 Pro ein farblich korrektes Bild.

Fazit und ein paar weitere Fotos aus dem Oppo Find X9 Pro

Die wenigen Tage mit dem Oppo Find X9 Pro und meinem regulären Begleiter, dem Vivo X200 Ultra, haben Spaß gemacht. Ich habe leider nicht alle Spezialitäten der Hasselblad-Kamera testen können, etwa den verbesserten Hasselblad XPan-Modus, der eine Cinemascope-Sicht auf die Umgebung liefert. Auch Selfies und Porträt-Aufnahmen fehlen - beides steht aber ohnehin im Fokus vieler anderer Tests und Sample-Fotos.
 

Der XPan-Modus im Oppo Find X9 Pro liefert Cinemascope-ähnliche Bilder.
Der XPan-Modus im Oppo Find X9 Pro liefert Cinemascope-ähnliche Bilder.


Die drei Kameras des Oppo Find X9 Pro liefern in vielen Situationen sehr gute Bilder, die sich teils auch vor den Ultra-Modellen der Konkurrenz nicht verstecken müssen. Abstriche im Vergleich zum Vivo X200 Ultra muss man vor allem bei der Ultraweitwinkel-Kamera bei Nacht sowie bei Zoom-Aufnahmen mit 10x Vergrößerung oder mehr machen, auch der 200 Megapixel Modus ist aktuell praktisch unbrauchbar. Ob sich die vereinzelten Probleme mit dem Weißabgleich mit und ohne Kamera-Kit durch Software-Updates verbessern lassen, bleibt abzuwarten. 4K120 Videos werden unglaublich flüssig aufgenommen.

Die neuartige Hi-Def-Automatik für Fotos klingt in der Theorie sehr gut, scheint bis dato aber wenig sichtbare Vorteile zu bringen. Zudem ist der Algorithmus oft eine Blackbox von der man nicht weiß, was am Ende rauskommt. Ob man sich die nicht gerade günstige externe Optik separat leisten will, steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt. Einfach anstecken/abstecken und fotografieren spielt's nicht. Da es keine elektronische Verbindung zum Handy gibt, muss man den Teleconverter-Modus am Ende der vielen Modi manuell auswählen und nach Abstecken wieder wechseln. 

Zudem wackelt das ganze mit zunehmender Vergrößerung etwas, eine externe Stabilisierung, etwa auf einem Stativ ist also empfehlenswert. Prinzipiell entstehen mit der Hasselblad-Tele-Optik aber wirklich gute Zoomaufnahmen, zumindest im Bereich bis etwa 20x. Wer also gerne weit in die Welt hinausblickt, profitiert durchaus von dem Telekonverter. Persönlich finde ich auch den dedizierten Kamera-Button an der Seite sehr praktisch, genauso wie am Vivo X200 Ultra. Vielen Dank an meinen Kollegen Hannes Brecher für die zusätzliche Expertise! Zum Abschluss noch ein paar Impressionen vom Strand von Barcelona, mit und ohne Telekonverter.
 

Foto: Alexander Fagot, Notebookcheck
Foto: Alexander Fagot, Notebookcheck
Foto: Alexander Fagot, Notebookcheck
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Foto: Alexander Fagot, Notebookcheck

Quelle(n)

Eigene, Oppo

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Autor: Alexander Fagot, 28.10.2025 (Update:  1.11.2025)