Der von Google im Jahr 2019 initiierte Versuch, das Ökosystem der Online-Werbung durch die Privacy Sandbox zu revolutionieren und die umstrittenen Drittanbieter-Cookies abzulösen, erfährt einen massiven Einschnitt. Nachdem bereits zuvor bekannt gegeben wurde, dass Chrome seinen aktuellen Ansatz zur Wahlmöglichkeit von Drittanbieter-Cookies beibehalten wird, zieht der Konzern nun die Konsequenzen für einen Großteil der entwickelten, alternativen Tracking-Technologien. Laut Google Privacy Sandbox werden gleich zehn APIs und verwandte Funktionen eingestellt.
Die Entscheidung zur Einstellung, die VP Anthony Chavez im offiziellen Statement des 17. Oktober 2025 bekannt gab, gründet auf der niedrigen Adoptionsrate seitens des Ökosystems und einer Neubewertung des erwarteten Wertes. Betroffen sind zentrale Komponenten sowohl für den Chrome-Browser als auch das mobile Betriebssystem Android. Zu den eingestellten Technologien gehören die Topics API (zur Ermittlung von Nutzerinteressen), die Protected Audience API (ehemals FLEDGE für Retargeting), die Attribution Reporting API (zur Kampagnenmessung), IP Protection, On-Device Personalization sowie Private Aggregation und der SDK Runtime.
Fokussierung auf bewährte Web-Standards und Betrugsprävention
Trotz der massiven Einstellung wird Google einige Kernprojekte weiterführen und ausbauen. Das Unternehmen betont, dass der Dialog mit dem Ökosystem die Erkenntnisse darüber vertieft habe, was tatsächlich den größten Mehrwert für Unternehmen, Entwickler und Nutzer stiften kann.
Weiterhin unterstützt werden die APIs CHIPS (Cookies Having Independent Partitioned State) und FedCM (Federated Credential Management), die die Sicherheit von Cookies verbessern beziehungsweise den Anmeldeprozess optimieren sollen und bereits eine breite Adoption, auch durch andere Browser, erfahren haben. Ebenso bleiben Private State Tokens zur Betrugs- und Missbrauchsprävention erhalten.
Ausblick: Hin zu interoperablen Lösungen
Google plant, die aus den eingestellten APIs, insbesondere der Attribution Reporting API, gewonnenen Erkenntnisse in die Entwicklung eines interoperablen Attribution Web-Standards einfließen zu lassen. Dies soll in Zusammenarbeit mit der Branche und dem Private Advertising Technology Working Group des W3C geschehen. Dies deutet darauf hin, dass Google den Fokus von einer proprietären Lösung hin zu einer stärkeren Web-Standard-Entwicklung verschiebt, um Datenschutz und Werbemessung zukünftig zu gewährleisten.
Der Konzern plant, in den kommenden Monaten weiter mit der Industrie zusammenzuarbeiten, um Features zu identifizieren, die zur allgemeinen Verbesserung der Nutzererfahrung im Web beitragen und gleichzeitig Publisher bei der Sicherung ihrer First-Party-Daten unterstützen. Die schrittweise Einstellung der betroffenen Technologien wird gemäß den standardisierten Prozessen von Chrome und Android erfolgen, mit weiteren Updates auf den jeweiligen Entwicklerseiten. Der radikale Schritt markiert das Ende einer Ära für die ambitionierte, aber oft kritisierte Privacy Sandbox Initiative.
















