Test Samsung Galaxy Tab 2 10.1 Tablet/MID
Wirklich lang liegt die letzte Neuvorstellung von Tablet PCs aus dem Hause Samsung noch gar nicht zurück. Damals waren jedoch äußere Zwänge für die als Galaxy Tab N bezeichneten Geräte verantwortlich: der Rechtsstreit mit Apple und das erwirkte Verkaufsverbot für die Galaxy Tabs in Deutschland. Samsung veränderte das Design der Geräte behutsam, aber dennoch ausreichend und brachte diese als "N"-Versionen erneut auf den Markt. Die kleinere 7-Zoll-Version hatten wir bereits im Test.
Mit Einführung der Galaxy Tab 2-Serie bringen die Koreaner wieder zwei Modelle auf den Markt, erneut mit 7.0 bzw. 10.1-Zoll Displaygröße. Optisch orientieren sich die neuen Tablets an den N-Modellen, sodass mit neuerlichen Klagen seitens Apple nicht zu rechnen ist. Technisch halten die jüngsten Sprösslinge von Samung keine Überraschungen der Superlative bereit. Es handelt sich vielmehr um Mittelklasse-Geräte mit solider Ausstattung. Die einzige wirklich auf den ersten Blick erkennbare Neuerung ist Android 4, das neueste Ice Cream Sandwich getaufte Betriebssystem von Google. Die weiteren Eckdaten des mit 599 Euro eingepreisten Samsung Galaxy Tab 2 10.1 lauten: Dual-Core-Prozessor von Texas Instruments, 16 GB Speicher, PLS-Panel mit 1280x800 Bildpunkten und HSPA+. Unterschiede zum Vorgänger sind hier nicht zu erkennen. Außer vielleicht, dass die CPU beim Galaxy Tab N 10.1 von Nvidia stammte.
Einen erneuten Verkaufsstopp wegen zu starker Ähnlichkeit zu Produkten der Konkurrenz wollte sich Samsung natürlich nicht noch einmal einhandeln. Daher ist es nachvollziehbar, dass sich die Koreaner grob am Design der N-Modelle orientieren, die ja extra wegen des Verkaufsverbots eingeführt wurden. Wie bei einem Facelift aus der Autoindustrie sind die kleinen Änderungen beim Samsung Galaxy Tab 2 erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen. So sind etwa die am linken und rechten Rand platzierten Lautsprecher etwas vergrößert worden. Außerdem ist der Helligkeitssensor für die automatische Displayhelligkeit nicht auf Anhieb erkennbar. Ansonsten ist sich Samsung beim Aussehen der Vorderseite treu geblieben. Nach wie vor ist das Display von einem schwarzen Glasrahmen und zusätzlich einer umlaufenden titanfarbenen Leiste umgeben. Die Rückseite besteht aus silbergrauem Kunststoff, dessen Oberfläche sehr glatt ist und keinerlei Rutschsicherheit bietet. Außerdem ist die Rückseite recht anfällig für Kratzer. Das gilt nicht für das Displayglas, das dafür aber Fingerabdrücke und Staub anzieht.
Die Verarbeitung des Samsung Galaxy Tab 2 10.1 ist wie bei den Vorgängergenerationen über jeden Zweifel erhaben. Mit einem Unibody-Gehäuse aus Metall oder Polycarbonat kann das Kunststoffgehäuse dennoch nicht mithalten. Im Gegenzug fällt das Gewicht mit 585 Gramm für ein 10.1-Zoll-Tablet moderat aus – erst recht mt 3G-Modul. Angenehm kompakt sind auch die Abmessungen. In der Länge misst das Tab 257, in der Breite 175 Millimeter. Die Höhe bleibt knapp unter 10 Millimeter.
Interessant: Beim Samsung Galaxy Tab 2 10.1 sind links und rechts – wir nehmen stets das Querformat an – keinerlei Tasten oder Schnittstellen angebracht. Ungewollte Fehlbedienungen sind damit zumindest im Querformat ausgeschlossen.
Wer sich von einem großen Konzern wie Samsung beim neuesten Tablet-Modell ein Feuerwerk an Superlativen und Innovationen erwartet, wird vom Galaxy Tab 2 10.1 sicher enttäuscht sein. Gerade im Vergleich zu den Vorgängergenerationen zeigt sich, dass Samsung bei der Modellpflege sehr behutsam vorgegangen ist. Herzstück ist wieder eine Dual-Core-CPU mit 1 GHz Taktfrequenz. Sie stammt aber im Gegensatz zum Galaxy Tab 10.1 N nicht aus dem Nvidia-Regal und auch nicht aus eigener Produktion. Aktuell setzt Samsung auf den recht häufig in Tablets verbauten OMAP 4430 von Texas Instruments, der eine PowerVR SGX540 Grafikeinheit mitbringt. Kompromisslose Leistung stand also angesichts dieser Prozessorwahl sicher nicht auf Samsungs Agenda. Am ein GB großen Arbeitsspeicher gibt es hingegen nichts auszusetzen. Die Größe des internen Speichers ist mit lediglich 16 GB wiederum knapp bemessen. Doch da sich Samsung treu bleibt und weiterhin einen microSD-Slot verbaut, lässt sich der Speicher schnell und kostengünstig um bis 32 GB erweitern.
Wie bei den Vorgängern hält sich die Anschlussvielfalt beim Galaxy Tab 2 in Grenzen. Dedizierte USB- und HDMI-Buchsen sind weiterhin Fehlanzeige. Vorhanden sind lediglich ein Kopfhöreranschluss in Klinkenausführung und der mittlerweile altbekannte Vielzweckanschluss am unteren Rand des Tablets. Dieser dient sowohl zum Anschluss des Ladeadapters als auch als USB-2.0-Datenport. Für die Ausgabe des Bildschirminhalts an große Displays über HDMI ist ein entsprechender Adapter erforderlich.
Wie bereits beschrieben, sind im Querformat der linke und rechte Rand völlig frei von Anschlüssen oder Bedienelementen. Der Powerknopf und der Kopfhöreranschluss sind von links bzw. rechts nach oben gewandert. Der Ein-/Ausschalter sitzt griffgünstig weit links, rechts daneben folgen die Lautstärkewippe und der microSD-Steckplatz. Rechts von der Mitte sitzen SIM-Einschub und Klinkenbuchse. An der Unterseite gibt es nur die Vielzweck-Schnittstelle. Die beiden Karteneinschübe für microSD und SIM sind jeweils mit einer kleinen Klappe vor eindringendem Staub geschützt.
Wie beim kleinen Bruder, dem Galaxy Tab 2 7.0, existiert auch beim 10.1-Zoll-Modell eine Variante mit WLAN und 3G und ein WiFi-only-Modell.
Software
Hielten sich die Neuerungen bis jetzt stark in Grenzen, kann die jüngste Tablet-Generation von Samsung zumindest mit einem aktuellen Betriebssystem punkten. Ice Cream Sandwich (ICS) alias Android 4 – auf dem Testgerät war das Minor-Release 4.0.3 drauf – führt die bisher getrennten Plattformen für Tablets und Smartphones zusammen und vereinheitlicht damit die Bedienung der unterschiedlichen Geräteklassen. Da Samsung trotz vollmundiger Ankündigungen bis dato noch kein Update auf Android 4 für seine "alten" Tablets gebracht hat, ist die Galaxy Tab 2-Serie die einzige Möglichkeit, in den Genuss der neuen Optik und Funktionen von Ice Cream Sandwich zu kommen. Dabei ist die mit Android ICS eingeführte native Screenshot-Funktion für Samsung-User schon mal kein Killerkriterium: Samsung integriert einen Screenshot-Button bereits von Haus aus im linken unteren Bildschirmbereich. Die Lösung von Android 4 selbst funktioniert auch: Zum Erstellen müssen der Power-Knopf und die Volume-Down-Wippe gleichzeitig gedrückt und für etwa eine Sekunde festgehalten werden. Die Lösung von Samsung ist da deutlich eleganter.
Fast schon traditionell stülpt Samsung dem Google-Betriebssystem seine eigene Oberfläche TouchWiz – aktuell in der mit dem Galaxy S3 eingeführten Version Nature UX – über. Die praktischen Gesten des neuen Smartphone-Flaggschiffs übernimmt das Galaxy Tab 2 hingegen nicht. Die kleinen nützlichen Programme, die sich über die mittig am unteren Bildschirmrand platzierte Schaltfläche aufrufen lassen, gibt es hingegen weiterhin. Darüber hat man z.B. schnell Zugriff auf die Telefon- oder Notizen-App.
Kommunikation und GPS
Viele Mitbewerber geben ihren Tablets kryptische Namenszusätze wie "WiFi + 3G", um auf die beiden drahtlosen Kommunikationstechniken hinzuweisen. Samsung verzichtet beim Galaxy Tab 2 10.1 ganz auf solch eine Ergänzung und suggeriert damit: "Klar hat unser Tablet WiFi und 3G. Die Frage stellt sich erst gar nicht." Samsung weist mit dem Zusatz "WiFi" auf die Variante hin, die auf den Mobilfunkstandard 3G verzichten muss.
Das WLAN-Modul des Samsung Galaxy Tab 2 10.1 unterstützt 802.11b/g/n – also fast schon obligatorisch für aktuelle Tablets. Ebenso wie die Tatsache, dass sich die Antennen nur auf das 2.4-GHz-Band und nicht auf 5-GHz-Frequenzen verstehen. Letztere sind meist nicht so überlastet. Die Leistungsfähigkkeit des WLAN-Moduls ist tadellos. An einem DSL-16+-Anschluss und einer Fritzbox 7390 erreicht das Samsung Tablet im Download 10.78 MBit/s. Zum Vergleich: Ein per Gigabit-Ethernet angeschlossener PC kommt auf 12.56 MBit/s. Der Upload ist mit rund einem MBit/s ebenfalls einwandfrei. Auf der Höhe der Zeit ist auch der Bluetooth-Standard 3.0, der es erlaubt, Daten über das WLAN-Netz zu übertragen. Dazu muss der Kommunkiationspartner jedoch ebenfalls BT 3.0 beherrschen. Hinzu kommt ein verbessertes Power-Management, was Störungen der Verbindung vermeiden soll, etwa wenn ein Gerät in der Tasche getragen wird.
Der SIM-Kartenslot des Tablets nimmt SIM-Karten normaler Größe auf. Das 3G-Modul unterstützt den derzeit schnellsten UMTS-Modus HSPA+. Ein LTE-Modell hat Samsung nicht integriert. Die Leistungsfähigkeit der WAN-Verbindungen ist aber angesichts theoretischer Datenraten von 21 MBit/s im Down- und immerhin 5.71 MBit/s im Upstream für ein Tablet mehr als ausreichend. Im Wohngebiet des Autors ist nur HSPA mit 3.6 MBit/s Downlink-Rate verfügbar. Das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 reizt die Bandbreite mit knapp drei MBit/s gut aus. Das Ergebnis ist ja auch immer davon abhängig, wie stark eine Funkzelle aktuell genutzt wird.
Im Gegensatz zu manch anderem Tablet mit 3G-Modul erlaubt Samsung seinen Kunden auch mit dem Gerät zu telefonieren. Ohne Headset – im Lieferumfang ist keines – klappt das jedoch im Gegensatz zum kleineren 7-Zöller nicht. Aber auch mit dem 7-Zoll-Gerät am Ohr wird man schon sehr komisch beäugt. Die Sprach- und Hörqualität ist gut. Die Stimmen klingen dennoch etwas synthetisch.
Standard bei Android-Tablets, aber dennoch erwähnenswert: Das GPS-Modul macht das Gerät zum mobilen Navi und bietet auch sonst zahlreiche ortsbasierte Möglichkeiten wie Umkreissuchen oder lokale Wettervorhersagen.
Kameras und Multimedia
Leicht überarbeitet hat Samsung auch die Kamerausstattung bei der jüngsten Galaxy Tab-Generation. Verbesserungen? Fehlanzeige! Ganz im Gegenteil: Die Auflösung der rückwärtigen Kamera bleibt mit 3.2 Megapixel gleich und damit nicht konkurrenzfähig. Den LED-Blitz hat Samsung gestrichen. Kein großer Verlust aus unserer Sicht. Und bei der Frontkamera wurde die Auflösung von 2.0 Megapixel auf VGA-Auflösung mit äußerst dürftigen 0.3 Megapixel geschrumpft. Fotos wird man mit dieser Kamera sicher keine machen. Für kurze Videochats reicht die Qualität gerade noch.
Für den ein oder anderen Schnappschuss taugt die rückseitige Kamera da schon eher. Voraussetzung für halbwegs gelungene Bilder sind jedoch helles Umgebungslicht und der Verzicht auf den digitalen Zoom. Sobald es etwas dunkler wird, nimmt das Bildrauschen überhand.
Gut geeignet ist das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 für die Wiedergabe von Filmen. Hier spielt das Display seine Stärken aus, vor allem bei Kontrast und Schwarzwert. Filme gibt das Tablet ruckelfrei auch in FullHD wieder, Aufzeichungen mit der rückwärtigen Kamera erfolgen hingegen lediglich in normaler HD-Auflösung mit 720 Vollbildern. Die Ausgabe von Videomaterial auf einem großen FullHD-Display konnten wir mangels Adapter nicht testen. Dazu in der Lage sein sollte das Galaxy Tab 2 aber.
Recht komfortabel und optisch ansprechend gestaltet ist die Musik-Player-App. Angetan waren wir von den seitlich an der Front platzierten Lautsprechern. Für ein Tablet sorgen die kleinen Boxen für einen richtig guten Klang mit ausgewogenen Mitten und Höhen. Der Sound klingt nicht dumpf oder blechern. An Bass fehlt es naturgemäß.
Spiele
Die verbaute CPU und Grafikeinheit stempeln das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 klar als Mittelklasse-Tablet ab. Mit aktuellen Top-Geräten wie den Asus Transformer Tabs TF300T und Prime TF201 – beide mit Nvidias brandaktueller Tegra-3-Plattform – kann das Galaxy daher nicht mithalten. Die Konkurrenz kommt da schon eher aus dem eigenen Haus. Das Galaxy Tab 2 muss sich bei der Leistung nämlich eher mit seinen Vorgängermodellen denn mit aktuellen Konkurrenzprodukten messen.
Zum Überprüfen der Grafikleistung haben wir die als anspruchsvoll bekannten Spiele ShadowGun und Need for Speed Hot Pursuit herangezogen. Beide lassen sich problemlos mit dem Galaxy Tab 2 spielen. Den ein oder anderen Ruckler kann das Gerät aber nicht verbergen. Insgesamt lässt sich aber festhalten: Alle aktuellen Spiele aus dem Google Play Store sind mit dem Samsung Galaxy Tab 2 10.1 spielbar, ohne dass der Spaß unter mangelnder Grafikleistung leidet.
Eingabegeräte und Bedienung
Schon die Vorgängergeneration des Samsung Galaxy Tab 2 10.1 verzichtete bis auf den Power-Button und die Lautstärkewippe vollständig auf physikalische Tasten. Mit Android 4 hat Google das tastenfreie Bedienkonzept nun auf Tablets und Smartphones gleichermaßen übertragen. Der Verzicht auf Tasten rückt das Display als Eingabegerät damit natürlich noch mehr in den Fokus.
Trotz der nicht kompromisslos auf Leistung ausgelegten Hardware-Ausstattung haben wir an der Bedienung im Alltagseinsatz kaum etwas zu bemängeln. Fingerbefehle nimmt der Touchscreen zuverlässig und präzise entgegen. Scrollen durch Listen und lange Webseiten gelingt fast immer ruckelfrei. Zweifinger-Gesten gelingen zuverlässig. Von der Perfektion ist der Touchscreen aber noch ein wenig entfernt. Aus unserer Sicht dürften die Finger noch etwas sanfter über das Glas gleiten, und schnelle Tastatureingaben führen schon mal dazu, dass der ein oder andere Buchstabe verschluckt wird. Das haptische Feedback des Gerätes hat uns wiederum gut gefallen – nicht zu aufdringlich, aber "energisch" genug.
Das Drehen des Bildschirminhaltes gelingt zuverlässig um bis zu 180 Grad, wenn auch mit einer kurzen Verzögerung. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau. Unterm Strich sind wir mit der Bedienung des Samsung Galaxy Tab 2 10.1 sehr zufrieden.
Grundsätzlich hat Samsung am Display des Galaxy Tab 2 gegenüber dem Vorgänger – wir hatten das 7.0-Zoll-Modell des Samsung Galaxy Tab N im Test – nicht viel verändert. Die Koreaner verbauen wieder ein PLS-Panel aus eigener Produktion mit klassenüblicher Auflösung. Das 10.1-Zoll-Tablet stellt 1280x800 Bildpunkte dar, der kleinere, sieben Zoll messende Bruder zeigt 1024x600 Pixel an. In beiden Fällen beträgt das Seitenverhältnis 16:10.
Nichts geändert hat sich an der Haptik des multitouch-fähigen Bildschirms. Auch bei der jüngsten Generation gleiten die Finger sanft, wenn auch nicht ultraleicht über die Oberfläche.
Der subjektive Eindruck der Bildqualität ist gut, lediglich die Farben dürften etwas kräftiger sein. Die Schwarzdarstellung und der Kontrast hingegen sind gut, was die Labormessungen bestätigen. Im Vergleich zum Galaxy Tab 7.0 N leuchtet das Display zudem etwas heller. Maximal 329 cd/m2 bedeuten eine spürbare Verbesserung um rund zehn Prozent. Ein "strahlendes Wunder" ist das Display des neuen Galaxy Tabs damit zwar noch nicht, als sehr hell würden wir es aber guten Gewissens bezeichnen.
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Ausleuchtung: 92 %
Helligkeit Akku: 329 cd/m²
Kontrast: 671:1 (Schwarzwert: 0.49 cd/m²)
Trotz der etwas verbesserten Leuchtstärke des Displays ist der Außeneinsatz nach wie vor nicht die Domäne des Samsung Tablets. Dafür spiegelt die Glasoberfläche einfach zu sehr. Aber das ist ein Problem, das nahezu alle erhältlichen Tablets teilen. Da hilft nur eines: Ein schattiges Plätzchen suchen, dann klappt es auch mit dem "Internet-Ausflug".
Die Blickwinkelstabilität zählt zu den Stärken eines IPS-Displays – oder wie die bei Samsung in Eigenregie weiterentwickelte Panel-Technologie heißt: PLS. Tatsächlich bleiben die Farben selbst bei recht spitzen Blickwinkeln weitgehend stabil. Gegenüber "normalen" IPS-Displays wie etwa im Motorola Xoom 2 oder im Asus Transformer Tab TF300T kann sich das Samsung-Eigengewächs aber keine nennenswerten Vorteile erarbeiten. Hier wie da nimmt der Kontrast bei starken Winkeln spürbar ab. Beim Samsung Galaxy Tab 2 kommt hinzu, dass die Farbdarstellung mit spitzeren Blickwinkeln ins blaue Farbspektrum abdriftet.
Viele Kunden erwarten bei der Neuauflage eines technischen Produkts auch einen deutlichen Leistungszuwachs. Doch damit kann das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 nicht dienen, und Samsung hatte diesen Punkt wohl auch nicht im Pflichtenheft stehen. Dennoch ist die Ausstattung mit der Dualcore-CPU OMAP 4430 von Texas Instruments, einem GB Hauptspeicher und der Grafikeinheit PowerVR SGX540 stimmig und sollte für ausreichend Power sorgen.
Mehr als das können wir dem Tablet aber auch nicht attestieren. In allen Benchmarks – seien sie synthetisch oder Browser-lastig – platziert sich das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 im Mittelfeld. Mal weiter vorne, mal weiter hinten. Mit den aktuellen Top-Geräten auf Tegra-3-Basis oder dem New iPad von Apple kann es sich keinesfalls messen. Seine Konkurrenten heißen eher Motorola Xoom 2, Acer Iconia Tab A200 oder Lenovo ThinkPad Tablet 18382DG.
* ... kleinere Werte sind besser
Vellamo Mobile Web Benchmark 1.0.6 - Overall Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Samsung Galaxy Tab 2 10.1 | |
Asus Transformer Pad TF300T | |
Asus Eee Pad Transformer Prime TF201 | |
Acer Iconia Tab A200 | |
Samsung Galaxy Tab 10.1v |
Selbst wenn man das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 direkt ans Ohr hält, sind keinerlei Geräusche vernehmbar. Einen Lüfter besitzt das Tablet nicht, und die elektronischen Komponenten verursachen kein hochfrequentes Fiepen oder irgendwelche Brummgeräusche. Das gilt auch für das Netzteil.
Zu den kühlsten Köpfen unter den Tablets zählt das Galaxy 2 10.1 indes nicht. Zwar wird die Oberseite selbst unter Last nie wärmer als 36 Grad Celsius, andere Geräte bleiben da aber deutlich kühler. Auf der Unterseite konnten wir oben links einen Hot-Spot ausmachen. Hier wird das Gerät bei Beanspruchung, etwa beim Spielen, bis zu 42 Grad warm. Für die Elektronik unbedenklich, auf der nackten Haut aber schon leicht unangenehm. Im Idle-Modus, dem wohl vorherrschenden Zustand bei einem Tablet PC, bleibt das Gerät angenehm kühl. Auch hier gibt es den Hot-Spot in der linken oberen Ecke der Rückseite. Mit 33 Grad bleibt die Temperatur aber moderat.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 36.3 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.7 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 42 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.2 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 29.3 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Energieaufnahme
Die Kapazität des verbauten Lithium-Ionen-Akkus gibt Samsung mit 25.2 Wh an. Im Klassenvergleich kann das Galaxy Tab mit einem recht großen Stromvorrat aufwarten. Das sind beste Voraussetzungen für eine lange Akkulaufzeit. Dafür muss aber auch die Leistungsaufnahme in einem moderaten Bereich bleiben.
Der geringste Stromverbrauch im Idle-Betrieb bei minimaler Helligkeit und aktiviertem Energiesparmodus liegt bei 1.9 Watt. Das ist sehr gut und wird von manchem Konkurrenten schon im Standby übertroffen. Die maximale Leistungsaufnahme im Idle-Betrieb bei voller Helligkeit und ohne Energiesparoptionen beträgt immer noch gute 5.5 Watt. Der absolute Höchstwert beim Ausführen der App Stability Test kann sich mit 7.4 Watt ebenfalls sehen lassen – erst recht für ein Tablet mit einem gut zehn Zoll großen Bildschirm.
Aus / Standby | 0.2 / 0.2 Watt |
Idle | 1.9 / 4.2 / 5.5 Watt |
Last |
6.9 / 7.4 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 Derzeit nutzen wir das Metrahit Energy, ein professionelles TRMS Leistungs-Multimeter und PQ Analysator, für unsere Messungen. Mehr Details zu dem Messgerät finden Sie hier. Alle unsere Testmethoden beschreiben wir in diesem Artikel. |
Akkulaufzeit
Die Analyse der Akkulaufzeit spiegelt die Ergebnisse bei der Überprüfung der Leistungsaufnahme denn auch deutlich wider. Schon der praxisfremde, aber gut vergleichbare Volllasttest zeigt das große Potenzial des Samsung Galaxy Tab 2 10.1 beim Thema Akkulaufzeit. So hält es bei maximaler Helligkeit und aktivierten Kommunikationsmodulen immerhin 04:25 Stunden durch. Da gibt es nicht viele Tablets, die diesen Wert noch übertreffen können – von einem Apple New iPad oder einem Lenovo ThinkPad Tablet 18382DG mal abgesehen, die auf einem ähnlichen Niveau liegen.
Den wohl alltagstauglichsten Wert ermitteln wir beim Surfen im WLAN. Hierbei stellen wir eine für Tageslichtumgebungen sinnvolle Helligkeit von 150 cd/m2 ein und lassen ein Browser-basiertes Script ablaufen, das alle 40 Sekunden eine zufällig ausgwählte neue Webseite aufruft. Bei diesem Test hielt das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 mit aktiviertem Energeisparmodus 11:16 Stunden durch. Dieses Ergebnis ist im Vergleich mit anderen aktuellen Tablets sehr beachtlich.
Die maximale Akkulaufzeit, die wir bei geringster Helligkeit testen, indem wir im Browser ein Dokument automatisiert "lesen", liegt bei 19:05 Stunden – ebenfalls ein sehr guter Wert, wenn er auch in der Praxis kaum zu erreichen ist.
Das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 weiß seinen vergleichsweise großen Akku in lange Akkulaufzeiten umzumünzen, was den Mobilitätsgrad des relativ leichten und flachen Tablets zusätzlich erhöht.
Das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 ist ein gutes Tablet, keine Frage. Die Ausstattung ist für ein Mittelklasse-Tablet mit Verstand gewählt. Dass Kleinigkeiten wie der LED-Blitz weggelassen wurden, oder die Frontkamera mit geringerer Auflösung arbeitet als die der Vorgängergenerationen, ist verschmerzbar. Eine Frage bleibt aber offen: Wieso bringt Samsung das Galaxy Tab 2, das gegenüber der noch recht jungen N-Serie kaum Neuerungen, geschweige denn mehr Leistung bietet, überhaupt auf den Markt?
Als Erklärung bleibt eigentlich nur Android 4 alias Ice Cream Sandwich. Als einer der führenden Hersteller muss Samsung Tablets mit dem neuesten Betriebssystem im Portfolio haben. Doch das hätte auch mit einem Update für die doch sehr ähnlichen Geräte der Galaxy-N-Serie funktioniert. Dass die Update-Strategie bei Googles Mobil-Plattform nicht die beste ist, mussten allerdings schon viele Besitzer nicht allzu betagter Android-Tablets und -Smartphones erfahren.
Das alles ändert aber nichts daran, dass Samsung mit dem Galaxy Tab 2 10.1 wieder ein feines Tablet auf den Markt gebracht hat, das die Ansprüche der meisten Anwender locker erfüllen dürfte. Die Verarbeitung liegt auf hohem Niveau, das Display ist gut gelungen, und die Bedienung funktioniert nahezu tadellos. Hinzu kommen ein schnelles 3G-Modul und eine beachtliche Akkulaufzeit. Kleine Schönheitsfehler hat das Gerät auch: Vor allem die Kameras taugen kaum etwas.
Aus unserer Sicht zu hoch gegriffen ist die Preisempfehlung von 599 Euro. Dafür erhält man bereits Tablets mit Nvidias Tegra3-Plattform, die deutlich leistungsfähiger ist als die beim Galaxy Tab 2 10.1 verwendete OMAP-4430-CPU. Online ist das neue Samsung-Tablet jedoch schon ab knapp 450 Euro zu haben. Und das ist wiederum ein sehr fairer Preis für ein modernes Tablet mit PLS-Display, HSPA+ und Android 4.
Können wir das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 empfehlen? Darauf ein klares Jein. Wer ein aktuelles Mittelklasse-Tablet mit Android sucht, der ist mit dem Gerät sicher gut bedient. Wer bereits den Vorgänger sein Eigen nennt, kann auf einen Umstieg getrost verzichten.