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1MORE EVO TWS im Hands-On: Makelloser Sound für den Preis und mehr

1MORE EVO TWS in Schwarz im offenen Case (Bildquelle: Eigene)
1MORE EVO TWS in Schwarz im offenen Case (Bildquelle: Eigene)
Mit ihrem klassischen, stylischen Design bieten die 1MORE EVO mehr als sie auf den ersten Blick zu erkennen geben. Man bekommt qualitativ hochwertigen Sound inklusive LDAC- und SoundID-Unterstützung sowie flexible Funktionen zum Noise Cancelling. Heute schauen wir uns dieses Stück Technik einmal näher an, welches in allen Szenarien eine ausgezeichnete Hörerfahrung bietet.

Die 1MORE EVO wurden vom Grammy-Award-Gewinner und Sound Engineer Luca Bignardi abgestimmt und versprechen nichts Geringeres als die ursprüngliche Brillianz der Musik wiederherzustellen ("restore music to its original brilliance"). Natürlich sagt das noch gar nichts über die tatsächlichen Fähigkeiten des Produktes aus. Das Zertifikat Hi-Res Audio Wireless prangt ebenfalls auf der Verpackung, aber was in der Theorie gut klingt, wird von vielen anderen Produkten eher mangelhaft umgesetzt. Die 1MORE EVO versprechen außerdem kristallklare Gespräche durch nicht weniger als sechs Mikrofone und die Verwendung eines intelligenten DNN (Deep Neural Network)-Algorithmus, welcher Stimmen verstärken und Umgebungsgeräusche unterdrücken soll. 

Sind die oben genannten Funktionen nun reine Marketing-Gimmicks oder nicht? Um diese Frage wird sich unser heutiges Hands-On vorrangig drehen, welches auf den Erfahrungen von drei Monaten täglicher Nutzung der 1MORE EVO basiert. 

Verpackungsinhalt, Design, Verarbeitungsqualität

Kopfhörer von 1MORE kommen für gewöhnlich in Boxen, welche durchaus aufhebenswert sind und die EVO TWS bilden da keine Ausnahme. Die reine Karton-Box bietet einen magnetischen Verschluss und eignet sich gut, um darin diverse kleine Gadgets aufzubewahren, da die Headphones selbst nebst Zubehör auch bequem in eine kleine Tasche passen.

Auf der Rückseite der soeben erwähnten Box befinden sich sämtliche technischen Details der Hörer, vorne und an den Seiten prangen dazu einige der Highlights. Im Inneren befinden sich einige Zeichnungen im DaVinci-Stil über den Designprozess der 1MORE EVO, signiert von Luca Bignardi. 1MORE zeigt hier den gleichen Ansatz wie bei der Verpackung der kabelgebundenen Quad Driver- und Triple Driver-Headphones. Letztlich ist dies aber nur ein Zeichen dafür, dass es sich beim EVO um ein weiteres, sehr spezielles Produkt handelt, welches sich oberhalb seiner Preisklasse bewegt und nicht irgendein Audio-Massenprodukt, welches sich ausschließlich durch seine spezielle Präsentation abzuheben versucht. 

Das Zubehör ist recht spendable, es liegen gleich vier Silikon-Aufsätze bei, zusätzlich zu dem mittelgroßen, bereits aufgesteckten Paar. Die Größen werden als XS, S, L und XL angegeben. Außerdem gibt es ein kurzes USB-A-zu-USB-C-Ladekabel, welches manche Nutzer begrüßen und andere wohl niemals brauchen werden (Das Ladecase unterstützt kabelloses Laden und die meisten Nutzer werden wohl zumindest ein USB-C-Kabel zu Hause liegen haben). Des weiteren gibt es eine gut gemachte Anleitung in einem Dutzend Sprachen, einen Sticker sowie eine Karte mit QR-Code, durch den man auf eine Validierungsseite gelangt, welche die Authentizität der eigenen 1MORE EVO überprüft (Stichwort Vorbeugung von Fake Prodcts).

Das Case ist nur in Schwarz und Weiß erhältlich und verfügt über ein schlichtes, aber dennoch stylisches Design. Das stabile, leicht pillenförmige Ladecase besteht aus eloxiertem Aluminium mit einer pulverbeschichteten Außenseite, welche sich gut anfühlt und ein aus-der-Hand-Rutschen verhindert. Die Unterseite ist mit einer rutschfesten, gummiartigen Oberfläche überzogen, sodass das Case auch dort an Ort und Stelle bleibt wo viele andere einfach wegrutschen.

Die Earbuds selbst präsentieren sich mit einer glänzenden Keramikoberfläche, welche das 1MORE-Logo trägt. Die Oberseite ist von einem subtilen metallischen Rahmen umzogen (Silber für die weiße Version, Kupfer für die schwarze Variante). In Anbetracht des traditionellen Design und der vielen Technik im Inneren sind die Earbuds erstaunlich leicht und klein, aber dennoch gut zu handhaben. Sie sollten zudem gut in nahezu alle Ohren passen (Ich selbst hatte keinerlei Probleme, weder beim Essen noch beim Training - Situationen, in denen mir andere Modelle schon nach wenigen Minuten herausgefallen sind).

Die Verarbeitungsqualität und verwendeten Materialien sind ausgezeichnet und alles erweckt den Eindruck, dass es für einen langen Nutzungszeitraum ausgelegt ist. Oftmals stecke ich das Case in Taschen, welche in bestimmten Positionen starken Belastungen ausgesetzt sind und dennoch fühlt sich der Deckel heute noch genauso an wie am ersten Tag, ganz ohne Wackler.

Ausstattung, Funktionen, Praxisnutzung

Die 1MORE EVO mit der Modellnummer EH902 wiegen insgesamt weniger als 60 Gramm (Case plus Earbuds). Der Widerstand beträgt 32 Ω bei einem Frequenzgang von 20 Hz bis 40 kHz. Die 1MORE EVO unterstützen Bluetooth 5.2 und die Betriebstemperatur liegt zwischen 0 und 45 °C. 

Das Case hat eine Akkukapazität von 450 mAh, während jeder Earbud 48 mAh an Energie speichert. In zwei Stunden ist das Case über das USB-C-Kabel wieder aufgeladen, die Earbuds benötigen dafür eine Stunde. Damit kommt man auf eine autonome Nutzung von 5,5 Stunden mit aktiviertem ANC und 8 Stunden ohne ANC. Auf diese Weise kann einem ein voll aufgeladenes Case mit ebenfalls geladenen Buds bis zu 28 Stunden Steckdosenautonomie verschaffen.   

Ein dynamischer 10-mm-Treiber und eine ausbalancierte Armatur-Bauweise liest sich in einer Liste an Specs und Funktionen nicht sonderlich beeindruckend. Allerdings muss ich gestehen, dass die 1MORE EVO deutlich besser klingen als Earbuds mit größeren Treibern, was wieder einmal belegt, dass Größe allein in diesem Feld nicht ausschlaggebend ist. 

Die Anordnung von gleich sechs Mikrofonen, welche eine KI nutzen, um für eine exzellente Gesprächsqualität zu sorgen, hören sich zwar nach Marketing-Quatsch an, sind es aber nicht. Mir gelangen Telefonate unter schlechten Bedingungen wie heftigem Wind, während der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder beim Laufen an stark überfüllten Straßen, sprich Situationen, in denen ich mit anderen Kopfhörern schlicht nicht zu verstehen gewesen wäre. 

In Bezug auf Noise Cancellation und Audiotransparenz muss ich sagen, dass die Unterdrückung von Windgeräuschen einfach hervorragend funktioniert. Gleichzeitig erlauben es mir die beiden Transparenz-Modi öffentliche Ausrufe zu verstehen und mich mit anderen Menschen zu unterhalten ohne die Musik stoppen zu müssen. Für mich persönlich funktioniert allerdings die passive Rauschunterdrückung weniger effektiv als erwartet. Letztlich sehe ich dies jedoch als positiven Punkt, immerhin kann ich die 1MORE EVO auch nutzen ohne ANC oder Transparenz zu aktivieren, verstehe dennoch gut genug was um mich herum geschieht und spare zudem noch Akkulaufzeit ein. 

Als ich die 1MORE EVO erstmals mit meinem Smartphone verbunden und die initialen Einstellungen vorgenommen habe, gab es noch keine Custom-EQ-Einstellungen. Also habe ich SoundID mit dem besten Sound für verzerrte Gitarren und Schlagzeuge konfiguriert. Überraschenderweise fühlt sich das Ergebnis auch beim Hören von klassischer, elektronischer oder Popmusik noch hervorragend an. Insgesamt liefern die 1MORE EVO einen neutralen Sound mit jeder Menge Raum für Details aus dem gesamten Audiospektrum, je nach gewählten EQ- oder SoundID-Einstellungen. Gelegentlich kann ein aufgesetzter Drittanbieter-EQ die Audiolandschaft nochmals bereichern, aber für gewöhnlich belasse ich es bei einer flachen Einstellung oder gar keinem EQ.

Obwohl ich die best mögliche Soundqualität eingestellt habe (durch die Nutzung des Developer Modes am Smartphone, um in den Vorteil versteckter Einstellungen zu gelangen, die es mir erlauben die höchste Audio-Bitrate für den LDAC-Codec auszuwählen), empfand ich die Latenz nie als störend. Natürlich gibt es einen geringen Lag, welcher sich manchmal in sehr schnellen Games bemerkbar macht, aber beim Schauen von Videos oder dem Hören von Musik ist die die latenzbezogene Hörerfahrung großartig. 

Der Schutz vor Wasser und Staub ist gut genug für die tägliche Nutzung und bisher habe ich die 1MORE EVO bereits zweimal draußen im Regen verwendet. Es waren zwar keine Flutumstände, der Regen aber dennoch stark genug, dass ich mein Smartphone sorgfältig eingepackt habe. Die Earbuds blieben im Ohr und es gab keinerlei Probleme. Da ich in einer verschmutzten Stadt lebe, ist Staub eigentlich überall. Dennoch gab es auch in dieser Hinsicht keinen Grund zur Beschwerde. 

Die Trägererkennung und die Mehrpunkt-Konnektivität stehen ebenfalls auf der Liste der Funktionen und beides funktioniert sehr gut. Allerdings verwende ich die 1MORE EVO fast ausschließlich am Smartphone und vermeide Multitasking. 

Das Durchhaltevermögen ist meiner Erfahrung nach recht gut. Ich setze die Lautstärke für gewöhnlich auf etwa 70 Prozent mit aktiviertem ANC und selbst nach vier Stunden kontinuierlicher Nutzung habe ich den Akku nie an den Rand der Erschöpfung gebracht. 1MORE gibt an, dass die eigenen Akkutests bei einer Lautstärke von 50 Prozent im AAC-Format erfolgt sind, sodass ich der Meinung bin, dass meine Ergebnisse mit ausgereiztem LDAC und 70 Prozent Lautstärke nichts weniger als beeindruckend sind.

Die Bedienelemente sind toll, die Möglichkeit zur Konfiguration von mehr Gesten wäre noch toller, vor allem, da ich gerne jedem Earbud eigene Operationen zuweisen würde. Beispielsweise würde ich gerne Play/Pause mit meinem linken Bud und Vorspulen mit meinem rechten Bud steuern. Das führt uns gleich in unser nächstes Kapitel.

Software

Bevor wir uns der 1MORE MUSIC App widmen, möchte ich erwähnen, dass die Firmware der 1MORE EVO upgradebar ist und die Kopfhörer seit meiner Nutzung bereits zwei oder drei Updates erhalten haben. Die aktuelle Firmwareversion ist 1.0.0.2 und die App-Version ist aktuell 4.7.0.

Genau wie die Firmware wird auch die App kontinuierlich mit neuen Updates versorgt. Beispielsweise schaltete sich anfangs das ANC aus, wenn die Verbindung der Earbuds getrennt wurde. Dieses Problem ist nun Geschichte. Wir zuvor erwähnt, gab es anfangs auch keine EQ-Einstellungen. 

Neben der Möglichkeit die Firmware zu aktualisieren oder die Bedienelemente zu konfigurieren, erlaubt die 1MORE MUSIC App dem Nutzer seine Kopfhörer "einzubrennen", aktiviert auf Wunsch eine existierende EQ-Einstellung oder das Abspeichern eigener Presets, die Anpassung der Trägererkennung (nur Auto-Pause, Auto-Pause und Play und beeinträchtigt), das Abrufen der Schnellanleitung oder das Abspielen entspannender Sounds. Seltsamerweise gibt es keine Funktion zum Abspielen von Musik, trotz des App-Namens. Ein echtes Problem ist das für mich jedoch nicht.

Insgesamt ist die Begleitsoftware sehr gelungen und wird in Zukunft sicher noch weiter verfeinert und um Funktionen ergänzt werden. Exemplarisch für den Grad an Detailliebe von 1MORE steht die Möglichkeit die in der App dargestellte Farbe der Kopfhörer und des Cases auszuwählen (die App funktioniert auch mit anderen Produkten von 1MORE ).

Fazit

Sowohl das Case als auch die Earbuds sehen besser aus als auf den Fotos. Und selbst die offiziellen Produktbilder bilden die echten Geräte weniger gut ab als sie real wirken. Dazu gefallen der Tragekomfort und die gute Bedienbarkeit. Sowohl Firmware/Software als auch Audioqualität sind herausragend mit einem Extralob für den WNR-Modus, welcher Windgeräusche quasi vollständig abblockt und diesen quasi nur noch als stillen Luftzug vorbei lässt.

Die Entspannungssounds sind hingegen kurze Audioloops in niedriger Qualität, welche beim Abspielen geringe Unterbrechungen offenbaren. Die App kann neben Einstellungen und den Entspannungsgeräuschen nicht viel mehr. Die Möglichkeit zum separaten Konfigurieren jedes einzelnen Earbuds wäre eine willkommene Zusatzfunktion zum insgesamt ohnehin schon guten Funktionsumfang der Kopfhörer.

Zu einem Preis von knapp unter US$200 (ab 165 Euro in Deutschland) sind die 1MORE EVO TWS mit Sicherheit ein toller Deal für jeden, der sie sich leisten kann, inklusive den Personen, die High-End-Wireless-Audio in einem derart kleinen Formfaktor für unmöglich halten. Ich jedenfalls habe endlich einen Grund gefunden meine kabelgebundenen Kopfhörer nicht mehr länger zu vermissen wenn ich Musik auf dem Smartphone höre. Und das soll schon etwas heißen.

Disclaimer: Der Autor dieses Artikels hat die 1MORE EVO TWS kostenlos von 1MORE zum Zwecke der Testung erhalten.

Quellen

1MORE (official product page, US English)

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Autor: Codrut Nistor, 26.08.2022 (Update: 15.08.2024)