Windows-Laptops mit ARM-Prozessoren gibt es schon seit Jahren, doch es handelte sich stets um Nischenprodukte mit deutlichen Einschränkungen bei der Leistungsfähigkeit sowie dem Software-Support. Spätestens seitdem Apple ausschließlich auf ARM-Prozessoren für seine MacBooks setzt, ist aber auch mehr Bewegung in den Windows-Markt gekommen. Im Herbst 2023 hat Qualcomm dann mit viel Aufsehen die Snapdragon-X-Prozessoren vorgestellt und eine Revolution im Laptop-Markt versprochen. Mitte 2024 war es dann endlich soweit und die Snapdragon-Laptops kamen mit großer Unterstützung von den Herstellern und vor allem Microsoft auf den Markt. Wir haben seitdem eine Vielzahl von Geräten getestet und wollen nun nach etwas mehr als einem halben Jahr eine erste Bilanz ziehen.
Die Unterschiede von Windows und was das für Nutzer bedeutet
Grundsätzlich handelt es sich bei den Snapdragon-X-SoCs um mobile Prozessoren mit eingebauten Grafikkarten und einer NPU für KI-Berechnungen, worauf wir aber gleich noch genauer eingehen werden. Dieses Prinzip kennen wir seit Jahren auch von AMD und Intel. Der große Unterschied ist allerdings, dass die Snapdragon-Chips auf die ARM-Architektur und nicht die bekannte x86-Architektur setzen. Daher benötigen die ARM-Chips eine andere Version von Windows und auch entsprechende Versionen von Anwendungen.
Grundsätzlich kann man die aktuellen ARM-Laptops nicht mehr mit den alten Produkten vergleichen, denn die Leistung ist deutlich besser und insgesamt läuft Windows auch extrem flüssig. Anhand der subjektiven Geschwindigkeit kann man nicht sagen, ob man einen Laptop mit einem Prozessor von Qualcomm, Intel oder AMD verwendet. Allerdings ist die Kompatibilität von Apps ein Problem, denn idealerweise sollten ARM-Versionen zum Einsatz kommen. Für viele moderne Apps gibt es solche Versionen auch und Qualcomm selbst informiert auf einer eigenen Webseite über kompatible Apps. Hier macht Qualcomm auch einen besseren Job als die Laptop-Hersteller selbst, denn diese werben oftmals mit einem vollwertigen Windows-Laptop.
Wenn allerdings keine native ARM-App zur Verfügung steht wird die Sache etwas schwieriger. Es gibt eine eingebaute Emulation, mit der man x86-Anwendungen ebenfalls nutzen kann. Im besten Fall verliert man dann nur etwas Leistung, es kann aber auch zu anderen Problemen kommen (nicht alle Features werden unterstützt, es kommt zu Hängern/Abstürzen) oder im schlimmsten Fall lässt sich die App einfach überhaupt nicht starten. Das betrifft dann beispielsweise Nutzer, die noch ältere Versionen von Apps besitzen (z. B. Video/Fotobearbeitung, Office-Software, etc.) oder auch spezielle Peripheriegeräte (Gamepads, externe Soundkarten, Video-Capture-Karten, alte Drucker/Scanner), für die es (noch) keine passenden ARM-Treiber gibt. Im schlimmsten Fall wird man gezwungen auf neuere Versionen der Apps umzusteigen oder neue Peripherie anzuschaffen (oder den Laptop umtauschen). Noch schlimmer ist die Situation bei Spielen, wo die Kompatibilität stark eingeschränkt ist.
Erweiterte KI-Funktionen mit Copilot+
Microsoft hat die Einführung der Snapdragon-Laptops massiv unterstützt und sogar ein großes Launch-Event abgehalten. Auch die eigenen Surface-Geräte Surface Pro sowie Surface Laptop wurden mit den neuen Chips vorgestellt. Microsoft hat sich mit der Bezeichnung Copilot+ zudem ein neues Marketing-Schema überlegt, welches eine NPU mit einer Leistung von 40 TOPS voraussetzt, um erweiterte KI-Funktionen wie beispielsweise Live-Untertitel zu nutzen. Zur Markteinführung waren die Snapdragon-Modelle die einzigen Geräte, die diese Bezeichnung tragen durften.
Sowohl AMD als auch Intel hatten für die IFA eigentlich ebenfalls Copilot+-Geräte im Programm, hier kam es aber zu einer Verzögerung. Sowohl die Lunar-Lake-Chips von Intel als auch die Strix-Point-CPUs von AMD wurden zunächst ohne Copilot+-Zertifizierung ausgeliefert. Die ganze Situation wirkte damals merkwürdig und man hatte das Gefühl, Microsoft will die Snapdragon-Laptops stark pushen. Mittlerweile haben aber sowohl AMD- als auch Intel-Geräte entsprechende Updates erhalten.
Leistung, Effizienz & Akkulaufzeit
Qualcomm hat eine ganze Reihe von Snapdragon-X-SoCs auf den Markt gebracht, die alle grundsätzlichen die gleichen Oryon-CPU-Kerne verwenden. Allerdings gibt es Unterschiede beim Takt und der Verwendung eines Dual-Core-Turbos. Dabei hängt die Multi-Core-Leistung sehr stark von der TDP der Prozessoren ab, die wir aber nicht auslesen können. Grundsätzlich hat sich Qualcomm aber dafür entscheiden, eine möglichst hohe Leistung abzuliefern und anhand unserer Verbrauchsmessungen liegen die meisten Chips bei TDPs von ~25-35 Watt. Das bedeutet aber auch, dass eine entsprechende Kühlung verbaut sein muss. Passiv gekühlte Modelle gibt es derzeit nicht und selbst der kleinste Snapdragon-X-Chip, der X1-26-100 im neuen ZenBook A14, hat eine deutlich hörbare Kühlung. Wer auf eine Alternative zum MacBook Air gehofft hat, wird bisher also enttäuscht.
Aufgrund der verschiedenen Parameter wollen wir uns hauptsächlich auf zwei Vergleiche beschränken, einmal das Samsung Galaxy Book4 Edge 16 (Snapdragon X1E-80-100) und das Galaxy Book5 Pro 360 (Lunar Lake Core Ultra 5 226V) sowie das Asus VivoBook S14 (Intel Core Ultra 5 228V) und das ZenBook A14 (Snapdragon X1-26-100, Test folgt in Kürze). Natürlich ist diese Auswahl nicht repräsentativ für das gesamte Leistungsspektrum, aber diese beiden Vergleiche sind eine realistische Wahl mit ähnlichen Preispunkten, vor denen Nutzer beim Kauf eines Laptops stehen. Wir haben auch noch einen aktuellen AMD-Prozessor (Ryzen AI 7 Pro 360, 32/25 Watt) sowie den kleinen Apple M4 (24 Watt TDP) in den Vergleich mit aufgenommen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die reine CPU-Leistung der Snapdragon-X-Elite- und auch X-Plus-Chips gut ausfällt, sowohl im Multi- als auch Single-Core-Bereich. Der neue Snapdragon X X1-26-100 mit geringerem Takt fällt bei der Single-Core-Leistung etwas ab, die für normale Alltagsaufgaben reicht aber auch das immer noch vollkommen aus. Die neuen Lunar-Lake-Prozessoren von Intel bieten weniger Multi-Core-Leistung, AMDs Strix-Point-Generation ist vergleichbar. Wie zuvor gesagt schauen wir uns hier nur eine kleine Vergleichsgruppe an, für alltägliche Aufgaben sind alle modernen CPU-Generationen schnell genug.
Größere Unterschiede gibt es bei der GPU-Leistung, denn während die X1-85-GPU der Snapdragon-X-Elite-SoCs noch gut mit den Konkurrenten von AMD und Intel mithalten kann, fällt die kleinere X1-45-GPU, die auch in einigen Snapdragon-X-Plus-Modellen zum Einsatz kommt, deutlich zurück. Auch hier gilt wieder, dass die Leistung im Alltag vollkommen ausreicht und die Wiedergabe von hochauflösenden Videos kein Problem darstellt, doch wenn man spielen möchte, ist das schon ein deutlicher Unterschied.
Wenn es um die Effizienz geht, dann kann können sich die Snapdragon-Chips vor der Konkurrenz von Intel und AMD platzieren, Apple ist mit dem M4 aber teilweise noch deutlich voraus (und auch insgesamt bietet der M4-SoC mehr Leistung - sowohl CPU Single/Multi als auch GPU).
| Power Consumption / Cinebench 2024 Multi Power Efficiency - external Monitor | |
| Apple MacBook Pro 14 2024 M4 | |
| Samsung Galaxy Book4 Edge 16 | |
| Asus ZenBook A14 UX3407QA | |
| Lenovo ThinkPad T14s Gen 6 21M2S00G00 | |
| Asus Vivobook S 14 OLED S5406SA | |
| Samsung Galaxy Book5 Pro 360 | |
| Power Consumption / Cinebench 2024 Single Power Efficiency - external Monitor | |
| Apple MacBook Pro 14 2024 M4 | |
| Asus ZenBook A14 UX3407QA | |
| Samsung Galaxy Book4 Edge 16 | |
| Asus Vivobook S 14 OLED S5406SA | |
| Samsung Galaxy Book5 Pro 360 | |
| Lenovo ThinkPad T14s Gen 6 21M2S00G00 | |
| Power Consumption / Cinebench 2024 Multi Power (external Monitor) | |
| Asus Vivobook S 14 OLED S5406SA | |
| Samsung Galaxy Book5 Pro 360 | |
| Lenovo ThinkPad T14s Gen 6 21M2S00G00 | |
| Apple MacBook Pro 14 2024 M4 | |
| Samsung Galaxy Book4 Edge 16 | |
| Asus ZenBook A14 UX3407QA | |
| Power Consumption / Cinebench 2024 Single Power (external Monitor) | |
| Lenovo ThinkPad T14s Gen 6 21M2S00G00 | |
| Samsung Galaxy Book5 Pro 360 | |
| Asus Vivobook S 14 OLED S5406SA | |
| Samsung Galaxy Book4 Edge 16 | |
| Apple MacBook Pro 14 2024 M4 | |
| Asus ZenBook A14 UX3407QA | |
* ... kleinere Werte sind besser
Aussagekräftige Vergleiche bei der Akkulaufzeit gestalten sich schwierig, denn hier gibt es neben dem Prozessor viele weitere Einflussfaktoren. Vor allem das verbaute Display (Helligkeit, Auflösung, Displaytechnologie) und natürlich die Akkukapazität können hier einen gewaltigen Unterschied machen. Wir haben uns daher auf unsere beiden Vergleichspaare beschränkt, denn hier sind die verbauten Displays sehr ähnlich. Auffällig ist allerdings, dass Samsung beim ARM-Modell beispielsweise einen kleineren Akku verbaut (auch im Vergleich zum direkten Schwestermodell Galaxy Book4 Pro 16), was für uns etwas unverständlich ist. Von der besseren Effizienz hat der Nutzer in diesem Fall also nichts, wenn es um die Akkulaufzeit geht.
In unserem WLAN-Tests bei 150 cd/m² und voller Helligkeit schneiden die beiden Intel-Lunar-Lake-Varianten beispielsweise besser ab als die Snapdragon-Modelle. Vor allem beim Vergleich der beiden Samsung-Modelle ist der Unterschied erstaunlich groß, aber auch das VivoBook S14 übertrifft das ZenBook A14 um 1-2 Stunden. Natürlich gibt es auch ARM-Laptops mit Laufzeiten von 20 Stunden, diese Ergebnisse zeigen aber einfach, dass man nicht pauschal sagen kann, dass Snapdragon-Laptops mehr Akkulaufzeit bieten.
| Battery Runtime / WiFi Websurfing | |
| Asus Vivobook S 14 OLED S5406SA | |
| Asus ZenBook A14 UX3407QA | |
| Samsung Galaxy Book5 Pro 360 | |
| Samsung Galaxy Book4 Edge 16 | |
| Battery Runtime / WiFi Websurfing max. Brightness | |
| Asus Vivobook S 14 OLED S5406SA | |
| Asus ZenBook A14 UX3407QA | |
| Samsung Galaxy Book5 Pro 360 | |
| Samsung Galaxy Book4 Edge 16 | |
Über die Lüfterlautstärke lassen sich ebenfalls keine generellen Aussagen treffen. Unserer Erfahrung nach sind die meisten Snapdragon-Laptops bei alltäglichen Aufgaben etwas leiser als Modelle mit AMD/Intel-Chips, aber hier gibt es einfach zu viele Variablen (Power Limits, Lüfterkurven, verbaute Kühlung etc.). Vor allem bei hoher CPU-Last werden aber auch die Snapdragon-Laptops deutlich hörbar und es ist schade, dass es aktuell keinen Snapdragon-X-Prozessor für passiv gekühlte Laptops gibt.
5G, Preise und ein Zukunftsausblick
Die Qualcomm-Prozessoren haben ihre Wurzeln im Smartphone-Bereich und daher ist es nicht verwunderlich, dass alle Snapdragon-X-Modelle grundsätzlich auch mit 5G-Modems verfügbar sind. In der Theorie ist das ein deutlicher Vorteil gegenüber Laptops mit AMD/Intel-CPUs, die höchstens im Business-Bereich mit WWAN-Modulen verfügbar sind und auch Qualcomm selbst wirbt mit diesem Feature. Umso enttäuschender ist es, dass es aktuell lediglich zwei Geräte auf dem Markt gibt, die optional als 5G-Variante verfügbar sind, nämlich das Microsoft Surface Pro sowie das Lenovo ThinkPad T14s G6. Zudem sind auch nicht alle Laptop-Modelle mit Wi-Fi-7-Modulen ausgerüstet, gerade die günstigeren Snapdragon-X-Plus-Chips setzen teilweise auf ein Wi-Fi-6E-Modul.
Preislich ist die Situation sehr dynamisch und schon kurz nach dem Markstart gab es oftmals große Rabatte auf die Snapdragon-Varianten. Grundsätzlich handelt es sich gerade bei den Laptops mit den schnelleren Snapdragon-X-Elite-Prozessoren aber keineswegs um günstige Geräte (fast ausschließlich im vierstelligen Bereich). Seit der Markteinführung hat Qualcomm zusätzliche Snapdragon-X-Plus und jetzt ganz frisch einen Snapdragon-X-Chip auf den Markt gebracht, um die Produktpalette nach unten zu erweitern und damit auch die Preise zu reduzieren. Mittlerweile gibt es auch einzelne Geräte mit dem Snapdragon X Plus für unter 800 Euro (beispielsweise Asus Vivobook S 15, Medion SPRCHRGD 14 S1 oder Dell Inspiron 14). Ende letzten Jahres haben wir noch darüber berichtet, dass Qualcomm deutlich unter seinen eigenen Erwartungen zurückbleibt, was den Marktanteil angeht (unter 1 %). Zudem hat Intels neue Co-Chefin erst kürzlich behauptet, dass Snapdragon-Laptops häufiger retourniert werden, was von Qualcomm allerdings dementiert wurde.
Wenn man sich Kundenbewertungen für die Snapdragon-Laptops ansieht, dann gibt es oftmals nur zwei Extreme. Entweder sind die Kunden sehr zufrieden oder aber vollkommen enttäuscht, weil gewisse Dinge nicht funktionieren. Genau dieses Problem hatten wir eingehend ja schon beschrieben und die Hersteller müssen hier einfach besser über mögliche Einschränkungen informieren, um solche Enttäuschungen zu vermeiden.
Trotz all der Kritik muss man aber auch sagen, dass der Launch mit einer breiten Modellpalette insgesamt erfolgreich war und Qualcomm es (auch dank der massiven Unterstützung von Microsoft) geschafft hat, eine ernstzunehmende dritte Plattform für Windows-Laptops anzubieten. Der Software-Support wird in den kommenden Jahren zudem auf jeden Fall besser werden. Wir würden den Herstellern empfehlen, mehr Modelle mit 5G-Funktionalität auf den Markt zu bringen, um einen weiteren Anreiz für Käufer zu schaffen. Zudem müssen die Preise niedriger werden. Wenn es zwei vergleichbare Produkte mit ähnlichen Preisen gibt, dann lautet unsere Empfehlung für die meisten Nutzer derzeit noch auf AMD oder Intel zu setzen, weil man so Kompatibilitätsproblemen aus dem Weg gehen kann und auch beim Thema Gaming einfach mehr Möglichkeiten hat.
Wann wir die zweite Generation der Snapdragon-X-Chips sehen werden ist derzeit noch vollkommen unklar und wir wissen nicht, ob es 2025 überhaupt neue Produkte geben wird. Aktuell liegt der Fokus darauf, günstigere Chips auf den Markt zu bringen. Zu viel Zeit sollte sich Qualcomm aber nicht lassen, ansonsten läuft man Gefahr, bei der Leistung deutlich ins Hintertreffen zu geraten. Zudem wäre es sinnvoll, auch einen Chip für passiv gekühlte Geräte anzubieten.
Wir würden auch gerne wissen, wie Ihre Erfahrungen mit den neuen Snapdragon-Laptops sind, also nutzen Sie gerne unsere Kommentarfunktion.









