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Kompass im E-Bike-Dschungel: Welches Fahrrad ist das richtige?

E-Bikes gibt es in ganz verschiedenen Ausführungen (Symbolbild, Bildquelle: Himiway Bikes)
E-Bikes gibt es in ganz verschiedenen Ausführungen (Symbolbild, Bildquelle: Himiway Bikes)
Nicht nur die Auswahl an verschiedenen, einzelnen E-Bikes ist groß, stattdessen gibt es auch ganz verschiedene Kategorien. In diesem Artikel wollen wir eine gewisse Auswahlhilfe geben und auf Eigenheiten der verschiedenen Klassen eingehen.

Wir haben an dieser Stelle bereits über verschiedene E-Bikes berichtet und verschiedene Modelle schon getestet - auch Fahrräder, die man in unterschiedliche Gruppen einordnen könnte. Mit diesem Artikel wollen wir eine generelle Kaufberatung zur Auswahl der richtigen E-Bike-Kategorie geben und auf Eigenheiten hinweisen. Gleich zu Anfang wollen wir natürlich darauf hinweisen, dass dieser Artikel auch gewisse Pauschalisierungen nicht vermeiden kann - so gibt es natürlich immer einzelne, eher untypische E-Bikes und auch Mischformen gibt es, auf die wir aber auch eingehen werden.

Trekking-E-Bikes: Oft eine gute Wahl

Wer ein Fahrrad primär als Fortbewegungsmittel sucht, macht im Regelfall mit einem Trekking-E-Bike nichts falsch. Ganz typisch ist das Vorhandensein einer Federgabel und einer umfangreichen Alltags-Ausstattung, konkret also einer Beleuchtung, Schutzblechen, einem Fahrradständer und auch einem Gepäckträger. Trekking-E-Bikes fühlen sich im Prinzip auf guten Untergründen am wohlsten, allerdings erlauben breitere Reifen auch die problemlose Nutzung auf typischen Feld- oder Waldwegen. Trekking-E-Bikes stoßen an ihre Grenzen, wenn es sich um wirklich anspruchsvolles Gelände wie Trails handelt, so bieten (Fully-)Mountainbikes auch einen längeren Federweg vorne. E-Bikes, die unter dem Begriff Trekking vermarktet werden, kommen faktisch immer mit einer Gangschaltung, gebräuchlich sind hier sowohl Ketten- als auch Nabenschaltungen, wobei es auch die Sonderform der integrierten Schaltungen wie etwa von Pinion oder Owuru gibt. Durch die große Verbreitung gibt es Trekking-E-Bikes auch mit Mittelmotor, kräftiger Unterstützung und auch smarten Features zu relativ günstigen Preisen, große Unterschiede ergeben sich etwa in Bezug auf die verbaute Schaltung, aber auch dem Motor. Während wir bei einem Trekking-E-Bike im Prinzip nicht mehr auf einen Mittelmotor oder mindestens einen guten Nabenmotor mit tauglichem Drehmomentsensor verzichten würden, können bei der sonstigen Ausstattung - also etwa den Schutzblechen - durchaus Kompromisse gemacht werden - etwa auf Kosten des Gewichts. Das von uns bereits getestete Eleglide C1 wäre etwa ein typischer Vertreter dieser Kategorie, welches derzeit für rund 1.100 Euro erhältlich ist.

Das Eleglide C1 ist ein Trekking-E-Bikes (Bildquelle: Christian Hintze)
Das Eleglide C1 ist ein Trekking-E-Bikes (Bildquelle: Christian Hintze)

City-E-Bikes sind vielfältig

Die Kategorie des City-E-Bikes würden wir als eher inhomogen bewerten, da es doch sehr große Unterschiede bei der konkreten Ausgestaltung gibt und die Klassifizierung durch Hersteller natürlich auch aus Marketing-Gesichtspunkten erfolgt. So gibt es eher an sportliche Fahrräder angelehnte E-Bikes ebenso wie quasi Trekking-E-Bikes (ohne Federgabel) wie etwa das Touroll B2, welches wir schon testen konnten. Letztere kommen dann häufig mit einer bequemeren Geometrie. Beschreiben lässt sich die Geometrie mit dem Stack (Abstand Tretlager bis Oberkante Steuerrohr) und dem Reach, welches den horizontalen Abstand der Tretlagermitte und der Oberkante des Steuerrohrs beschreibt. Einfacher gesagt wird damit die Höhe und die Länge des Fahrrads beschrieben, aus dem Stack-to-Reach-Verhältnis lässt sich die Sitzposition ableiten. Vereinfacht gesprochen: Je aufrechter gesessen wird, desto komfortabler ist ein Fahrrad, auf einem Rennrad ist der Rücken weniger nach oben, sondern mehr nach vorne geneigt, was dann auch für den Luftwiderstand relevant ist. E-Bikes für die Stadt sind mit und ohne Federgabel erhältlich, je nach Modell gibt es auch einen stark ausgeprägten Ketten- und Speicherschutz. Eine Beleuchtung und ein Gepäckträger oder auch ein Frontkorb sind die Regel.

Sushi Bike 3.0+ (Bildquelle: Sushi Bikes)
Sushi Bike 3.0+ (Bildquelle: Sushi Bikes)
Auch dies ist ein Citybike, hier ohne Motor (Bildquelle: Milord Bikes)
Auch dies ist ein Citybike, hier ohne Motor (Bildquelle: Milord Bikes)

Hoch hinaus und ohne Schweiß: Mountainbikes mit Motor

Im Prinzip kann ein Elektromotor in einem Mountainbike noch einmal deutlich mehr Sinn machen als an einem Trekking-E-Bike, welches nur zum Pendeln genutzt wird. Der Grund: Wenn man nicht gerade die Seilbahn für den Downhill-Ausflug nutzt, lassen sich Steigungen bei Fahrten mit einem Mountainbike kaum vermeiden. Mit einem Motor kann die körperliche Belastung bei solchen Passagen massiv reduziert werden - damit können auch beispielsweise weniger trainierte Personen an einer Tour teilnehmen. Dem Motor sollten Käufer eines E-Mountainbikes in Bezug auf das maximale Drehmoment und einem eventuellen Turbo-Modus damit besondere Aufmerksamkeit schenken, selbiges gilt auch für die Akkukapazität. Die Position des Motors und des Akkus sind dabei noch relevanter als bei anderen E-Bikes: So verschieben Mittelmotoren den Schwerpunkt in die Mitte und nach unten, was insbesondere bei einem Mountainbike relevant ist. Im Vergleich zu einem gleichartigen Mountainbike ohne Elektromotor und Akku ergibt sich natürlich ein höheres Gewicht, was das Handling auch an schwierigen Abschnitten einschränken kann. Gewicht lässt sich durch die Nutzung von Carbon als Rahmenmaterial sparen, was natürlich einen höheren Preis bedingt. Ein Modell mit Aluminiumrahmen, Dämpfer und Mittelmotor wäre etwa das Cube Stereo Hybrid One22 Pro 2025, welches für einen Preis von rund 3.000 Euro erhältlich ist.

Mountainbikes gibt es auch mit Beleuchtung (Bildquelle: Touroll)
Mountainbikes gibt es auch mit Beleuchtung (Bildquelle: Touroll)
Das iLynx+ SL Trail 7.9 ist vollgefedert (Bildquelle: BH Bikes)
Das iLynx+ SL Trail 7.9 ist vollgefedert (Bildquelle: BH Bikes)

SUV-E-Bikes sind besonders vielfältig

Vollfederung und alltagstaugliche Ausstattung ergeben ein SUV-E-Bike (Bildquelle: Hercules)
Vollfederung und alltagstaugliche Ausstattung ergeben ein SUV-E-Bike (Bildquelle: Hercules)

Quasi die Kombination der beiden vorangegangenen Kategorien stellen SUV-E-Bikes dar. Im Vergleich zu Trekking-E-Bikes kommen diese oft mit einem Dämpfer und auch einer Federgabel mit längerem Federweg, zudem sind auch absenkbare Sattelstützen nicht ungewöhnlich. Dank der für Trekking-E-Bikes typischen Ausstattung - also auch Gepäckträger, Beleuchtung und Schutzblechen sind die Fahrräder mit Gewinn im Alltag einsetzbar. Damit sind die - häufig sehr schweren - SUV-E-Bikes - quasi auch über lange Pendelstrecken durch anspruchsvolles Gelände einsetzbar, aber auch für mehrtägige Bikepacking-Touren, auf welchen sich Fahrer nicht nur auf Straßen und ausgebaute Wege beschränken wollen. SUV-E-Bikes sind tendenziell noch einmal ein Stück teurer, ob es denn wirklich ein solches, im Regelfall eher Mountainbike-ähnliches Fahrrad sein muss oder nicht ein Trekking-E-Bike reicht, sollten Kunden gründlich durchdenken. Ein E-Mountainbike lässt sich natürlich auch mit Schutzblechen und einem Gepäckträger ausrüsten, allerdings sind diese Zubehörteile bei SUV-E-Bikes dann schon verbaut - und zwar meist an speziellen Aufhängepunkten und damit auch besonders stabil. Ein vergleichsweise günstiges Modell ist etwa das Stack 5.0 von Prophete

Eher Sportgerät: E-Rennräder setzten Akzente

Deutlich zu sehen: Bei Rennrädern ist die Sitzhaltung deutlich sportlicher (Symbolbild, Bildquelle: wal_172619)
Deutlich zu sehen: Bei Rennrädern ist die Sitzhaltung deutlich sportlicher (Symbolbild, Bildquelle: wal_172619)

Rennräder mit Elektroantrieb unterscheiden sich im Regelfall von der typischen Nutzung doch signifikant von Trekking-E-Bikes und sind primär Sportgeräte und nicht unbedingt Fortbewegungsmittel, um bequem von A nach B zu kommen. E-Rennräder kommen dabei typbedingt oft mit einem leichteren Nabenmotor und oft mit einer relativ geringen Akkukapazität, wobei der Akku häufig fest in den Rahmen integriert ist - die Erweiterung des Akkus und der Reichweite ist nicht selten mit einem Range-Extender möglich, welcher an einer Flaschenhalterung befestigt werden kann. Der Elektromotor dient bei einem E-Rennrad eher zur situativen Unterstützung, etwa an großen Steigungen. Das kann helfen, um Leistungsunterschiede in einer Fahrergruppe zu überbrücken. Zudem lässt sich mit einem Elektromotor auch in einem gleichmäßigen Herzfrequenzbereich eben etwa bei wechselnden Steigungen oder auch Gegenwind beibehalten, ohne, dass die Geschwindigkeit reduziert werden muss. Rennräder kommen im Regelfall mit dünnen Reifen, welche abseits von Straßen schnell an ihre Grenzen stoßen. Die von Rennrädern abgeleiteten Gravel-E-Bikes kommen dann eben mit breiteren Reifen und sind somit etwas geländegängiger und etwa für Waldwege geeignet. E-Rennräder sind typbedingt auf ein geringes Gewicht optimiert, ein Gewicht von unter 10 Kilogramm ist erreichbar. Dafür werden dann exzessiv gewichtsoptimierte Teile und insbesondere Carbonrahmen eingesetzt - das sorgt dann für höhere Preise.

Falten spart Zeit und Mühe

Wie klassische Fahrräder auch gibt es klappbare Fahrräder auch mit Elektromotor. Von der Geometrie sind solche Fahrräder eher nicht für sehr lange Fahrradtouren gemacht, allerdings kann der Kauf eines klappbaren E-Bikes in verschiedenen Situationen Sinn machen. Beispielsweise lässt sich mit einem klappbaren E-Bike ein größerer Abstand etwa zu und von einem Bahnhof auf dem Arbeitsweg gut überwinden, wenn das Fahrrad einfach im öffentlichen Verkehr mitgenommen wird. Ein zusammengeklapptes Fahrrad (meist mit bis zu 20 Zoll großen Reifen) wird als Handgepäck und nicht als aufpreispflichtiges Fahrrad behandelt - auch im Fernverkehr und teils über Ländergrenzen hinweg. Gefaltete E-Bikes passen oft auch einfach zusammengeklappt in den Kofferraum, was beim Camping oder anderen Urlauben das Ausleihen eines Fahrrads ersparen kann. Im Regelfall kommen Naben- und keine Mittelmotoren zum Einsatz, einfachere - aber im Prinzip durchaus taugliche - E-Bikes mit Klappfunktionen gibt es bisweilen schon für deutlich unter 1.000 Euro, wie etwa das Eskute F200. Schutzbleche, Gepäckträger und einen Ständer zählen eher zum Standard. Beim Kauf sollten Nutzer vorher genau wissen, ob sie ihr E-Bike denn auch tragen müssen, denn faltbare E-Bikes sind nicht unbedingt leicht. Praktisch kann es sein, wenn das E-Bike im gefalteten Zustand geschoben werden kann - beispielsweise über einen Bahnsteig. Wir konnten schon verschiedene, faltbare E-Bikes testen, unter anderem das Engwe P1 und PVY Z20 Pro.

Faltbares E-Bike - mit breiten Reifen (Bildquelle: Benedikt Winkel)
Faltbares E-Bike - mit breiten Reifen (Bildquelle: Benedikt Winkel)

Der Reifen machts: E-Fatbikes

Sogenannte Fatbikes gibt es im Prinzip unabhängig von der Rahmenform, üblich sind etwa Mountainbikes und faltbare E-Bikes mit dicken Reifen. Für uns ergibt sich eine eigene Kategorie aus dem überragenden Einfluss dieser dicken Reifen auf die Nutzbarkeit. Solche breiten Reifen werden mit einem vergleichsweise niedrigen Luftdruck beaufschlagt, das Volumen der Reifen ist groß. Durch den niedrigen Luftdruck sinken die Reifen sozusagen tiefer ein, was der Traktion zuträglich ist. Da sich das Gewicht somit auf eine breite Fläche verteilt, lassen sich selbst Sand oder sogar Schnee überfahren, zudem ergibt sich auch ganz ohne Federung eine Dämpfung. Außer dem meist erhöhten Gewicht spricht im Prinzip nichts dagegen, ein Fatbike auch täglich auf besser befestigten Straßen zu bewegen, das Fahrgefühl mit einem Fatbike unterscheidet sich aber doch deutlich von dem etwa eines Trekking-E-Bikes - hier würden wir eine Probefahrt durchaus anraten. Mit dem für einen Preis von unter 900 Euro erhältlichen Touroll S2 konnten wir erst in diesem Jahr ein E-Fatbike mit Klappfunktion testen.

Mit Korb oder Träger: Lasten-E-Bikes für Kinder und Gepäck

Lastenfahrräder sind für den Transport großer Lasten konzeptioniert und sind in zwei prinzipiellen Bauarten erhältlich. Bei den - tendenziell günstigeren - Longtails wird das Gepäck oder auch etwa Kinder auf einem speziell verstärkten und überlangen Gepäckträger transportiert, zudem gibt es Lastenfahrräder mit einem Korb beziehungsweise einer Box in der Front. Letztere zeichnen sich durch einen niedrigeren Schwerpunkt aus, was der Fahrstabilität im Prinzip zuträglich ist, zudem können solche Boxen auch einen gewissen Insassenschutz bei Kollisionen bieten. Longtails sind klassischen Fahrrädern deutlich näher und lassen sich damit auch eher besser rangieren, die oft bedeutend schwereren Fahrräder mit Box spielen ihren Vorteil dann aber eben beim Transport von Lasten stark aus. Etwa in einem Mehrfamilienhaus ohne ebenerdige Abstellmöglichkeit dürfte ein E-Lastenfahrrad mit Frontbox aber kaum sinnvoll nutzbar sein.

Beim elektrischen System ergeben sich keine konzeptionellen Besonderheiten, aber tendenziell höhere Anforderungen, so müssen die verbauten Komponenten eine erhöhte Leistung bieten, um etwa an Steigungen oder beim Anfahren auch eine angemessene Beschleunigung zu bieten - etwa Bosch bietet auch entsprechende Cargo-Line-Mittelmotoren, günstigere Longtails kommen nicht selten auch mit einem Nabenmotor. Die Anforderungen an das Bremssystem sind durch die höhere Beladung größer, selbiges gilt bei der Benutzung eines Mittelmotors auch für das Antriebssystem. Das Gazelle Cabby ist ein Lastenfahrrad mit zwei Gepäckträgern, welches wir schon ausprobieren konnten.

Bei einem E-Bike mit Korb liegt der Schwerpunkt niedriger (Bildquelle: Bergamont)
Bei einem E-Bike mit Korb liegt der Schwerpunkt niedriger (Bildquelle: Bergamont)
Longtails gibt es auch mit Frontgepäckträger (Bildquelle: Bergamont)
Longtails gibt es auch mit Frontgepäckträger (Bildquelle: Bergamont)

Quelle(n)

Bild von wal_172619 auf Pixabay, Bild von Himiway Bikes auf Unsplash

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Autor: Silvio Werner, 12.07.2025 (Update: 12.07.2025)