Datenschutzbeschwerden bei einer der zuständigen Datenschutzbehörden ist eine Sache – eine Strafanzeige nochmals eine ganze Stufe höher. Gegen das in den USA beheimatete Unternehmen Clearview AI wurde am heutigen Dienstag, den 28.10.25, Strafanzeige gestellt.
Clearview AI durchforstet das Internet nach allen Fotos mit Gesichtern darauf und baut daraus eine umfassende Gesichts- und Biometrie-Datenbank auf. Laut eigener Aussage des Unternehmens habe man schon über 60 Milliarden Fotos aus aller Welt gesammelt.
Zahlungskräftige Kunden (offiziell nur Sicherheitsbehörden, nachweislich auch Unternehmen wie Walmart oder die Bank of America) können Fotos von Personen hochladen und der KI-Gesichtsscan-Algorithmus identifiziert dann die gesuchte Person und findet alle anderen Fotos der betreffenden Person inklusive der Quellen. Laut Kläger noyb („none of your business“) geht die Gesichtserkennung dabei „extrem invasiv“ vor, sie ermöglicht Massenüberwachung und „die sofortige Identifikation von Millionen von Menschen“.
Dass sich mit noyb eine private Datenschutzorganisation zum Handeln gezwungen sieht, liegt an Folgendem: Die Geschäftspraktiken des US-Unternehmens, das eigentlich eher unbemerkt agieren wollte, wurden 2020 von der New York Times aufgedeckt. Seitdem gab es mehrere Beschwerden und die Datenschutzorganisationen von Italien, Griechenland, Frankreich und den Niederlanden haben insgesamt schon an die 100 Millionen Euro an Strafe wegen Verletzung der DSGVO gegen Clearview verhängt – das windige US-Unternehmen ignoriert diese jedoch einfach.
Das Problem: Unternehmen, die wie Amazon, Google, Meta und Co Niederlassungen in der EU unterhalten, können deutlich einfacher belangt werden als kleinere Unternehmen, die beispielsweise ausschließlich in den USA sitzen. Bis heute hat Clearview AI nich t einen einzigen Cent bezahlt und sammelt und verkauft einfach weiter die biometrischen Daten von Millionen von europäischen Bürgern, die Datenschutzbehörden zeigen sich hier zahnlos.
Da das Unternehmen weiter dreist die Grundrechte aller EU-Bürger ignoriert, hat noyb jetzt Strafanzeige gegen das Unternehmen sowie seine Führungskräfte bei der Staatsanwaltschaft in Österreich eingereicht. Im Erfolgsfall könnte das sogar zu Haftstrafen der Verantwortlichen führen.












