Test Medion Lifetab P9516 32GB+3G Tablet/MID
Das Medion LifeTab P9516 ist der Nachfolger des P9514, das kurz vor Weihnachten 2011 bei Aldi verkauft wurde. Auf den ersten Blick gibt es keine Veränderungen. Abermals handelt es sich um Android 3.2, eine Nvidia Tegra 250 Plattform und ein Quadband 3G Modul. Das Tablet beherbergt jetzt aber einige neue Features: Der bessere Akku soll nicht nur acht, sondern zehn Stunden durchhalten. Ob diese Herstellerangabe ernst zu nehmen ist, das werden wir im Test prüfen.
Die 5 MP Rückseiten-Kamera wird jetzt von einem eingebauten Blitz unterstützt. Interessant ist die neue USB-Host-Funktion. Jetzt können die alten Eingabegeräte des PCs direkt auf dem Tablet weiterbenutzt werden (auch Speichermedien). Ob das in der Praxis wirklich klappt?
399 Euro kostet das Medion LifeTab P9516 im ALDI bzw Hofer-Markt, verkauft wird es ab Donnerstag, den 29. März 2012. Fürs Geld gibt es jede Menge Zubehör, integriertes UMTS und eine Tasche. Hört sich nach einer klaren Kaufempfehlung an. Warum wir die aber nicht aussprechen, das erfahren Sie in unserem Testbericht.
Der Hersteller setzt auf ein relativ dickes Gehäuse mit 13.3 Millimetern Höhe. Die Frontseite ist wie bei den meisten Tablet-PCs eine homogene Fläche. Das Wechsel-Cover auf der Rückseite (Kunststoff) ist gummiert und liegt mit den seitlichen Abflachungen sehr gut in der Hand. Der Rahmen des Chassis besteht aus Metall, aus relativ leichtem Magnesium. Das Gewicht von 767 Gramm ist für einen 10-Zoller angemessen, im Vergleich erscheint es aber recht schwer: Apples iPad 3rd Gen. wiegt nur 662 Gramm, und gehört damit noch lange nicht zu den Leichtgewichten seiner Zunft.
Das Chassis kommt dem Tablet-Kenner bekannt vor. Es ist bis auf die Farben und den SimCard-Schacht ident mit dem Lenovo IdeaPad K1. Das ist an und für sich nichts Schlechtes, wären nicht die Verarbeitungsmängel erhalten geblieben. Der Rahmen ist stabil und kann kaum verzogen werden. Punktuell aber sind deutliche Eindellungen möglich. Die Rückseite drücken wir in der Mitte deutlich ein, unter dem Wechsel-Cover befindet sich ein kleiner Hohlraum. Rechts und links außen können wir den schwarzen Panel-Rahmen leicht eindrücken. Gar nicht gut kommt der LifeTab-Schriftzug an: Es handelt sich nur um eine aufgeklebte Alu-Folie. So wird binnen drei Sekunden aus dem ALDI-Tab ein No-Name Tablet.
Uns gefallen die geschützten Ports für SimCard und Micro SD. Das Öffnen und Einlegen der tief sitzenden Karten ist allerdings umständlich, weil nur mit einer Büroklammer, bzw. mit der mitgelieferten Klammer, möglich. Dafür sind die Öffnungen danach vor Staub und versehentlichem Herausziehen geschützt.
Am Gerät finden wir neben der Docking-Schnittstelle noch einen Mini-HDMI Port sowie einen 3.5mm Kopfhöreranschluss, allesamt platziert an der unteren Seitenkante, betrachtet im Querformat.
Kommunikation
Das integrierte 3G-Modul fürs mobile Internet ist sicher eines der Hauptargumente für das Medion LifeTab P9516. Aber auch bei den anderen Verbindungen hat der Hersteller nicht gespart, sondern liefert Draft-N WLAN 802.11 b/g/ (bgn), sowie Bluetooth 3.0.
Zubehör
Kein USB-Anschluss am Gerät, auch kein Mini-USB? Doch, Medion realisiert den Port via Multifunktions-Schnittstelle. Hier passt die Lade-Station (Zukauf-Option) und die externe Tastatur (Zukauf-Option) ebenso dran, wie das mitgelieferte USB-Verbindungskabel (Anschluss an PC) oder das USB-Adapterkabel mit USB-Host-Funktion. An letzteres können via Hub Eingabegeräte und Speichermedien angedockt werden. Von einer Funktionsgarantie kann aber nicht die Rede sein: Eine alte USB 2.0 Festplatte sowie ein USB-DVD-Laufwerk verweigerten die Zusammenarbeit mit Android 3.2. Die mangelnde Unterstützung jeder x-beliebigen Hardware könnt bald der Vergangenheit angehören, wenn Medion wie angekündigt das 4.0-ICS-Update zum Download bereitstellt. Selten: Eine beigelegt DVD enthält den Android-Quellcode, also den Werkszustand des Tablets. Ebenso mit im Lieferumfang: MiniHDMI - HDMI Adapter.
Die integrierte 5 Megapixel Rückseiten-Kamera wird jetzt von einem Blitz unterstützt. In unserem Fotozelt war dieser nicht nötig. Die Helligkeit war groß genug und der Weißabgleich wurde automatisch gesetzt (Kunstlicht Leuchtstoff). Leider müssen wir ein deutliches Bildrauschen feststellen und das bei jeder Auflösung (Flächen nicht gestochen scharf). Selbst die 2 MP Frontkamera liefert in dieser Hinsicht ein besseres Ergebnis ab.
Für Videochat geht die Qualität der Frontkamera einigermaßen in Ordnung, in die Rückseitige Kamera sollte man allerdings nicht allzu große Hoffnungen stecken. selbst eine günstige Digitalkamera kann mit dem integrierten Modul nicht ersetzt werden.
Die Eingabe per Finger gestaltet sich reaktionsschnell und zielsicher. Die virtuellen Tasten auf der Anzeige erscheinen, wenn Texteingaben erforderlich sind. Web-URLs oder Suchbegriffe können aber auch bequem eingesprochen werden. Diese Möglichkeit bieten alle Android 3.2-Tablets.
Die Multifunktionstaste auf der rechten Seite hat folgenden Aufgaben: Druck führt zurück zum Home-Bildschirm. 4-Sekunden drücken legt einen Screenshot ab. Streichen nach oben öffnet das jeweilige Sub-Menü der aktuellen App. Streichen nach unten ist ein "Zurück".
Das Gerät kann alternativ zur Multi-Touch-Fingereingabe auch mit Maus und Tastatur bedient werden. Hierzu können USB-Tastaturen oder Mäuse an das USB-Adapterkabel angesteckt werden. Hier kann auch ein USB-Hub zwischengesetzt werden, wie wir es für den Test gemacht hatten. Leider macht nicht jede Kabel-Tastatur das Spiel mit. Unsere externe Cherry-Tastatur verweigerte den Dienst. Die alte Medion-Maus funktionierte aber.
Das 10-Zoll Panel des LifeTab P9516 löst mit 1280x800 Pixeln relativ hoch auf. Eine solche Auflösung ist für die Zollgröße typisch, z. B. Asus Eee Pad Transformer Prime TF201 oder Sony Tablet S. Mit den gigantischen Pixelmaßen des Apple iPad 3rd Gen (2048x1536) ist die Medion-Anzeige in keiner Weise vergleichbar (Retina-Panel).
Beim Kontrast muss sich das LifeTab P9516 nicht verstecken. 970:1 sind ein hoher Wert, der leuchtende Farben ermöglicht. Der niedrige Schwarzwert von 0.23 cd/m² wird aber bei einer Helligkeit von lediglich 223 cd/m² gemessen. Das ist bereits die höchste einstellbare Luminanz. Andere Tablets schaffen ähnlich gute Schwarzwerte und damit Kontraste bei 300 Candela (Apple iPad 3rd Gen, 839:1) oder gar 480 cd/m² (Asus Eee Pad Transformer Prime TF201, Kontrast 1836:1!).
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Ausleuchtung: 85 %
Helligkeit Akku: 223 cd/m²
Kontrast: 970:1 (Schwarzwert: 0.23 cd/m²)
Die Helligkeit der Anzeige erreicht unseren Messungen zufolge punktuell 228 cd/m², der Durchschnitt liegt aber nur bei 213 cd/m². Das ist mehr oder weniger die durchschnittliche Luminanz der meisten aktuellen Notebooks. Selbige haben mitunter eine matte Anzeige, welche Reflexionen vermindert.
Beim Thema matte Anzeige hat Medion an die Glare-Type-Hasser in Deutschland gedacht und legt eine matte Displayfolie in den Karton. Dessen Zweck: Schutz des Panels vor Kratzern, aber auch Minderung von Reflexionen. Letzteres funktioniert wie es soll, Reflexionen werden gebrochen, das Spiegelbild bleibt unscharf.
Leider mindert die matte Folie die Sicht auf das dunkle Panel noch weiter. Die Tauglichkeit für den Außeneinsatz ist sehr gering. Eine große Schwierigkeit ist zudem das Aufbringen der matten Folie. Kein Nutzer wird Reinraumbedingungen zu bieten haben, welche eine fusselfreie Verlegung möglich machen. Die Blasen (siehe Fotos) können nicht wegpoliert werden, denn es befinden sich feinste Staubpartikel darunter.
Die Blickwinkel fallen recht weiträumig aus, es handelt sich offenbar um ein IPS-Panel wie im IdeaPad K1. Die Helligkeit desselben war jedoch höher und auch der Kontrast fiel besser aus. Es dürften hier scheinbar zwei verschiedene Panels zum Einsatz kommen. Unser Video gibt einen guten Eindruck von den guten, seitlichen Blickwinkeln.
Medion setzt wie so viele Tablets auf die NVIDIA Tegra 250 (2 x 1 GHz) Plattform. Aktuell ist der Nachfolger Tegra 3 mit vier Kernen (1.4-1.5 GHz), der in den kommenden Monaten in Tablets vieler Hersteller einziehen wird. Derzeit gibt es nur das Asus Eee Pad Transformer Prime TF201 mit Tegra 3. Der Speicher ist mit 32 GB mittelprächtig besetzt. Ein späteres Upgrade auf 64 GB ist allerdings mit einer Micro SD möglich (+32GB).
Die Gesamtleistung des Systems ähnelt technisch identischen Tegra 2 Tablets. Wir erleben die subjektive Arbeitsgeschwindigkeit zügig. Um die Leistung ins Stottern zu bringen, mussten wir schon einen Belastungstest laufen lassen. Erst dann öffnen sich Apps deutlich verzögert.
Smartbench 2012 - Productivity Index (nach Ergebnis sortieren) | |
Medion Lifetab P9516 32GB+3G | |
Asus Eee Pad Transformer Prime TF201 | |
Toshiba AT200 |
Quadrant Standard Edition 2.0 - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Medion Lifetab P9516 32GB+3G | |
Motorola Xoom 2 MZ616 | |
Toshiba Folio 100 | |
Asus Eee Pad Transformer Prime TF201 | |
Archos 101 |
Geräuschemissionen
Das Tegra 2 Tablet besitzt weder eine rotierende Festplatte (sondern SSD) noch einen aktiven Lüfter. Das System wird passiv, ohne jede Lärmquelle, über das Gehäuse gekühlt. Die niedrigen Temperaturen auf den Oberflächen beweisen, dass dies recht gut funktioniert.
Temperatur
Die Temperaturen zeigen keine Auffälligkeiten. Ob Leerlauf oder Belastung, das Gehäuse bleibt mehr oder minder kühl bzw. lauwarm.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 32.8 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.7 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 35.5 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.2 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 24.7 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Lautsprecher
Die Stereo-Lautsprecher auf der Rückseite haben einen ziemlich lauten Höchstpegel, wobei die kleinen Membranen jedoch zu Knarzen beginnen. Das Klangbild ist angesichts der schmalen Bauform in Ordnung, insgesamt aber recht dünn. Die Mitten werden überbetont, Tiefen und Höhen vernachlässigt.
Mit einer Wippe kann die Lautstärke jederzeit eingestellt werden. Um den Tablet als Walkman zu nutzen, kann das Panel mit Druck auf Power-Off abgeschaltet werden. Die Musik läuft weiter, die Volume-Taster reagieren weiterhin.
Energieaufnahme
Die Energieaufnahme des 10-Zollers ist niedrig. Ziehen wir jedoch die niedrige Helligkeit in Betracht, so steht das P9516 gleichauf mit anderen Tegra 2 Tablets gleicher Größe. Motorolas Xoom 2 verlangt nach vier Watt unter hoher Belastung. Das Sony S1 SGP-T111DE/S (10-Zoll) verlangt nach 6.3 Watt. Unser Medion braucht bis zu 6.2 Watt.
Apples iPad 3. Gen braucht vergleichsweise 1.1 Watt im Leerlauf bei niedrigsten Verbrauchseinstellungen (Funk Aus, min. Luminanz). Das Medion-Tablet liegt mit 1.6 Watt etwas höher.
Aus / Standby | 2.6 / 0.15 Watt |
Idle | 1.6 / 3.8 / 3.9 Watt |
Last |
6 / 6.2 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 960 |
Akkulaufzeit
Die Akku-Betriebszeit messen wir beim Web-Surfen im Mix aus Webseiten und Videos. Bluetooth war inaktiv, die Helligkeit war auf zirka 35% gedimmt, das entspricht 150 cd/m² in der Bildschirmmitte. Der Test endet nach 9:32 Stunden, wie das Tool Battery-Graph zeigt. Ähnlich starke Laufzeiten geben nur die Tablets Apple iPad 3. Gen (9:30 Stunden) und Asus Eee Pad Transformer Prime TF201 (9:58 Stunden mit Akku in Tastatur-Dock) her. Das auf einem ähnlichen Gehäuse beruhende Lenovo IdeaPad K1 hielt in diesem Test nur 5:50 Stunden durch. Medions Akku-Upgrade hat sich scheinbar gelohnt.
Im Leerlauf bei niedrigster Helligkeit und abgeschaltetem WLAN und Bluetooth sind sogar 12:30 Stunden möglich. Dieses Szenario entspricht in etwa der Nutzung als E-Book Reader. Je nach Helligkeit fällt diese Laufzeit in der Praxis etwas niedriger aus. Der Akku wird über das USB-Verbindungskabel (mitgeliefert) leider nicht aufgeladen. Das Laden benötigt bei eingeschaltetem Gerät stolze 6:24 Stunden.
Das Medion LifeTab P9516 steht für 399 Euro ab sofort in den deutschen ALDI-Regalen bzw. bei Hofer in Österreich. Zugreifen oder dran vorbeigehen? Wer gerade über die Anschaffung eines Android-Tablets nachdenkt, der könnte laut Datenblatt und Zubehör in Versuchung geraten: Immer noch aktuelle Tegra 2 Hardware, Medions Versprechen auf ein Android ICS 4.0 Update (aufgespielt 3.2), neun Stunden Surf-Vergnügen, 3G-Modul und einen großen Berg Zubehör. Besonders spannend ist die USB-Host-Funktion, die PC-Eingabegeräte oder externe Speicher an den Tablet bringt. Leider funktionierte im Test nur ein Teil der Geräte.
Leider patzt das LifeTab P9516 in einem wichtigen Kriterium: Das Display ist zu dunkel und mausert sich im Sonnenschein zum Spielverderber. 213 cd/m² sind für ein Tablet einfach zu wenig. Da hilft auch die Antireflexionsfolie nicht weiter, zumal diese vom Laien kaum fusselfrei aufgebracht werden kann und die Helligkeit weiter mindert.
Wer sich nicht auf das düstere Display einlassen will, der findet fürs gleiche Geld das Motorola Xoom WiFi/UMTS (ab 399 Euro) oder das LG Electronics Optimus Pad Wi-Fi+3G 32GB (ab 350 Euro). Das Motorola Xoom hat laut unserem Test einen hohen Kontrast und eine Helligkeit von immerhin 304 cd/m². Das Optimus Pad (8.9-Zoll) kann es mit 381 cd/m² und einem blickwinkelstarken IPS-Panel sogar noch besser. Auch das annähernd baugleiche Lenovo IdeaPad K1 wäre eine Alternative mit besserem Display.