AMD: Die i3-Konkurrenz Ryzen 3 in ersten Tests
AMD bietet ab sofort die Ryzen 3 genannte Einstiegsklasse der auf Zen basierenden Prozessorenfamilie an. Wir wollen uns an dieser Stelle nicht übermäßig über die Architektur auslassen, allerdings kurz die Realisierung der Ryzen 3-Modelle beschreiben.
Grundsätzlich setzt AMD für die Vierkernmodelle auf den gleichen Octa-Core-Die der größeren Prozessoren. Diese bestehen bekanntermaßen aus zwei Modulen (Core Complexes) mit je vier CPU-Kernen. In jedem der beiden Komplexe deaktiviert AMD zwei Kerne und die Hälfte des L3-Caches, heraus kommt ein Vierkernprozessor mit acht Megabyte Cache. AMD verzichtet bei den Einsteigermodellen auf Simultaneous Multithreading, die beiden Ryzen 3-Modelle arbeitet also tatsächlich nur vier Threads ab. Das ist insofern schade, als dass wir in eigenen Tests der anderen Ryzen-CPUs einen doch signifikanten Performance-Vorteil in spezifischen Benchmarks ausmachen konnten.
Nicht beschnitten wurden hingegen der freie Multiplikator, durch die geringere TDP und der vergleichsweise geringeren thermischen Belastung durch den gleich großen Die dürften sich die kleinen Modelle potentiell gut übertakten lassen. Der maximal mögliche Taktgewinn über XFR liegt bei 200 respektive 50 MHz (1300X/1200)
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Details
Modell | Kerne - Threads | Basistakt | Turbotakt (1 Kern) | Turbotakt (2 Kerne) | Turbotakt (ab 3 Kerne) | L3-Cache | TDP | Preisempfehlung |
Ryzen R3 1300X | 4 - 4 | 3,4 | 4,0 GHz | 3,7 GHz | 3,6 GHz | 8 MB | 65 Watt | 135 Euro |
Ryzen R3 1200 | 4 - 4 | 3,1 | 3,8 GHz | 3,5 GHz | 3,1 GHz | 8 MB | 65 Watt | 115 Euro |
Ryzen R7 1700 | 8 - 16 | 3,0 GHz | 3,7 GHz | 3,7 GHz | 3,2 GHz | 16 MB | 65 Watt | 359 Euro |
Marktsituation
Die beiden Ryzen 3-Modelle richten sich mit unverbindlichen Preisempfehlungen von deutlich unter 135 Euro in erster Linie an ambitionierte Einsteiger - die allerdings fest eine dedizierte GPU einplanen müssen. Sowohl preis- als auch leistungstechnisch stehen die Zen-Prozessoren in direkter Konkurrenz zum Core i3-7100 und Core i3-7300(K), die aktuell zwischen 100 und 150 Euro kosten, dazu kommt der ab 60 Euro verfügbare Intel Pentium G4560. Alle Intel-Modelle sind im Gegensatz zu den Ryzen-Varianten Zweikerner mit integrierter GPU, können dank Hyperthreading aber ebenfalls vier Threads bearbeiten und takten höher.
Synthetische Benchmarks
Synthetische Benchmarks eignen sich zur schnellen und einfachen Einordnung der Leistungsfähigkeit eines Prozessors, die Ergebnisse sind allerdings meist nicht ohne weiteres auf konkrete Anwendungen zu übertragen. Ein extrem populärer, von uns ebenfalls genutzter Benchmark ist CineBench 15, welcher auf Wunsch sowohl die Leistungsfähigkeit eines als auch aller Kerne misst.
So erreicht der AMD Ryzen 3 1200 bei AnandTech 135 Punkte, der 1300X einen Score von 152. Die Ergebnisse überraschend nicht: In Single-Core-Anwendungen müssen sich alle Ryzen-Varianten den schneller taktenden Intel-CPUs geschlagen geben. So ist bereits der Intel Pentium G4560 schneller als der Ryzen 3 1200 und der Intel Core i3 7100 schlägt den Ryzen 3 1300X deutlich.
Werden alle Threads zur Leistungsermittlung herangezogen, kehrt sich das Bild hingegen vollkommen um. Die vier nativen Prozessorkerne des Ryzen 3 1200 werden erst durch den wesentlich teureren Core i5 7400 geschlagen - der wiederum gegen den gleich teuren Ryzen 5 1500X kein Land sieht.
Die Betrachtung von realitätsnäheren Benchmarks, etwa der Verschlüsselungsleistung in 7-Zip, zeigt ein dem Multithreading-Benchmark sehr ähnliches Bild: Der Ryzen 3 1200 ist messbar schneller als der Core i3 7300, relativ gesehen liegt der Vorsprung aber nur bei rund fünf Prozent. Im H264-Encoding-Test mittels HandBrake gelingt es den günstigen Ryzen-Varianten ebenfalls, preislich vergleichbare Intel-CPUs (weit) hinter sich zu lassen, so ist etwa der Ryzen 3 1300X um rund 28 Prozent schneller als der Core i3 7300.
Gaming-Benchmarks
Auch wenn es vergleichsweise unwahrscheinlich ist, dass wirklich passionierte Videospieler zu einem Ryzen 3 greifen, könnten die Modelle insbesondere in preisgünstigen, auch für gelegentliche Spiele geeignete Systemen zum Einsatz kommen. Tom's Hardware hat die beiden Neuerscheinungen unter anderem in GTA V und Hitman 2016 getestet. In GTA V schlägt der Ryzen 3 1300X den Core i3-7300 knapp, der Ryzen 3 1200 wird wiederum vom Core i3-7100 mit einem kleinem Abstand geschlagen. Übertaktet setzten sich die Ryzen-Prozessoren dann aber deutlich von der Konkurrenz aus dem Hause Intel ab. Im neuen Hitman-Teil werden sowohl der Ryzen 3 1200 als auch der 1300X bereits durch den Intel Core i3-7100 überholt. In The Witcher 3: Wild Hunt sind die Ryzen-Modelle noch stärker abgeschlagen.
Um die Gleichmäßigkeit des Spielerlebnisses zu beurteilen, hilft die ebenfalls von Tom's Hardware durchgeführte Analyse der Frametimes, wobei der Ryzen 3 1300X und 1200 tendenziell leicht besser abschneidet, wofür durchaus die vier physischen Kerne verantwortlich sein können. ComputerBase bestätigt ebenfalls die leicht besseren Frametimes der AMD-Prozessoren. Die genauen Messergebnisse hängen letztlich dann auch vom konkret getesteten Spiel an.
Grundsätzlich eignen sich selbst die kleinsten Ryzen-Varianten also auch zum Spielen, allerdings dürften tatsächliche Limitationen durch die CPU wesentlich wahrscheinlicher sein. Insbesondere Gelegenheitsspieler werde insbesondere mit dem Ryzen 3 1300X durchaus ihre Freude haben, wenn eine einigermaßen potente Grafikkarte zur Verfügung steht. Gegenüber dem Core i3-7300 macht der Ryzen 3 1300X eine gute Figur.
Fazit
Für AMD sind die beiden Ryzen 3-Varianten auf jeden Fall eine gelungene Machbarkeitsstudie: Das Chipunternehmen kann mit einem einzelnen Die praktisch alle relevanten Preis- und Leistungsbereiche bedienen. Das dürfte aus Unternehmenssicht sowohl zu verstärkten, positiven Skaleneffekten führen und steigert zudem den Anteil der nutzbaren Dies. Exemplare mit mehreren defekten Kernen können so noch als Mittelklasse- oder Einsteigermodell verwertet werden.
Gegenüber dem Core i3-7300 schägt sich der Ryzen 3 1300X sehr gut und ist im Gegensatz zu diesem zudem mit vier vollwertigen Kernen ausgestattet. Das ist insbesondere mit Blick auf die Zukunftssicherheit relevant, weshalb von den Core i3-Varianten und dem Celeron an dieser Stelle eher abgeraten werden soll.
Der Ryzen 1200 bietet hingegen eine wesentlich geringere Leistung zu einem nicht signifikant geringeren Preis und befindet sich damit teils an der Schwelle zu dem, was als Neukauf im Jahr 2017 noch Sinn macht - gerade, da ein neues Mainboard im Regelfall noch fällig wird. Interessant ist der kleinste Ryzen-Prozessor hingegen für Übertakter, mehreren Berichten zufolge ist eine Übertaktung auf rund 3,9 GHz möglich, wobei es sich dann faktisch um einen 1300X handelt. Die Fälle, in denen sich Übertakter tatsächlich zum Kauf einer 115 Euro teuren CPU hinreißen lassen, dürften allerdings sehr spezieller Natur sein, etwa zum Aufbau eines schlanken HTPCs.
Letztlich bietet der Ryzen 3 1300X und auch ein übertakteter Ryzen 1200 dank der vier physischen Kerne genügend Leistung für alle, ganz alltäglichen Aufgaben. Videospiele sind durchaus sinnvoll möglich, allerdings mit gewissen Einschränkungen. Ein recht großes Problem: Die Prozessoren bieten keine eigene iGPU, sind also ohne dedizierte Grafikkarte völlig nutzlos. Das ist insofern problematisch, als dass selbst einfachste Grafikkarten durchaus noch mit 30 Euro zu Buche schlagen und etwa in beengten Gehäuse auch ein logistisches Problem darstellen können. Die sonstige Ausstattung der kleinen Modelle geht mit 24 PCIe-3.0-Lanes hingegen in Ordnung.
In Kombination etwa mit einer GTX 1050 Ti dürften sich mit den neuen Ryzen-Prozessoren durchaus taugliche Systeme für Gelegenheitsspieler realisieren lassen, wobei einem späteren Update auf einen stärkeren Prozessor freilich nichts im Wege steht - unserer Einschätzung nach dürfte besagte Kombination auch als Komplettsystem angeboten werden.