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Toller Nebeneffekt der DSGVO: Schnellere Webseiten

Eine dramatische Performance-Verbesserungen auf manchen Webseiten als (kurzfristiger) Nebeneffekt der DSGVO.
Eine dramatische Performance-Verbesserungen auf manchen Webseiten als (kurzfristiger) Nebeneffekt der DSGVO.
"USA Today" und "The Verge" sind zwei Webseiten, die aktuell vermehrt angesurft werden, aber nicht nur aufgrund der Inhalte, sondern um zu zeigen, wie schnell sie sein könnten, wenn auf die Tracker und teilweise die Werbung verzichtet würde - die DSGVO macht's möglich - vermutlich aber nicht auf Dauer.

Marcel Freinbichler, Webentwickler aus Salzburg, ist vereinzelten aber dafür umso drastischeren Performanceverbesserungen einiger Webseiten auf der Spur. Seine erste Entdeckung war "USA Today", die US-News-Seite lieferte ihre neuerdings speziell für EU-Bürger optimierte Webseite deutlich schneller aus, konkret 15x schneller. Messungen zeigen eine Übertragung von nur 500 KB statt 5,2 MB beim Laden der Startseite, statt der insgesamt 124 Javascript-Dateien der US-Seite, ist die "European Union-Experience" praktisch frei davon, statt 500 Requests sind es gerade mal 34. 

Was war geschehen? Die DSGVO (Datenschutzgrundverordnung), intenational als GDPR (General Data Protection Regulation) bekannt, hat offenbar einige Webseitenbetreiber dazu bewogen, eine Spezialvariante ihrer Webseiten für EU-Bürger auszuliefern, die komplett ohne Tracking und teils ohne Werbung auskommt. USA Today nennt das auch "European Union-Experience" und liefert die schlanke Variante ihrer News-Seite dann aus, wenn IP-Adressen darauf deuten, dass der Besucher aus der EU kommt, User aus den USA sehen die reguläre, deutlich trägere Webseite.

USA Today in der US-Variante: 45 Sekunden Ladezeit.
USA Today in der US-Variante: 45 Sekunden Ladezeit.
USA Today in der EU-Variante: 3,1 Sekunden Ladezeit.
USA Today in der EU-Variante: 3,1 Sekunden Ladezeit.
Die USA Today "EU-Experience" wird als nicht-trackende Version beworben.
Die USA Today "EU-Experience" wird als nicht-trackende Version beworben.

Etwas anders gelöst ist das bei der US-Techseite "The Verge"- Hier muss der Besucher, wie bei so vielen anderen Webseiten dieser Tage, dem Tracking explizit zustimmen, was viele Besucher wohl reflexartig tun. Es kann sich allerdings lohnen, dies nicht zu akzeptieren, denn dann wird auch hier eine deutlich schlankere Webseite ausgeliefert - bei "The Verge" immerhin noch 6x schneller mit Ladezeiten von 5 statt 32 Sekunden. Am Inhalt der Seite selbst hat sich nichts geändert.

Fraglich ist, wie lange komplett werbe- und trackingfreie EU-Varianten mancher Portale überleben werden. Den Betreibern entgeht hier natürlich Einkommen - derzeit scheinen manche ausländische Konzerne offenbar lieber darauf zu verzichten, als die hohen Strafen bei Missachtung der DSGVO zu riskieren, das dürfte allerdings langfristig wohl kein praktikables Geschäftsmodell sein, das sich zudem nur große Verlage leisten können. Marcel hat übrigens auch Messungen der regulären Seite mit aktiviertem Ad-Blocker getestet - die Zeitersparnis hielt sich hier stark in Grenzen, eine echte Alternative sind Adblocker also nicht mehr, im Gegenteil - manche Webseiten, so auch Notebookcheck - zeigen mit aktiviertem Adblocker sogar mittlerweile mehr Werbung als ohne.

The Verge: Die trackende Version lädt in 32 Sekunden.
The Verge: Die trackende Version lädt in 32 Sekunden.
The Verge: Die nicht trackende Version in 5 Sekunden.
The Verge: Die nicht trackende Version in 5 Sekunden.
Wer hier nicht zustimmt, bekommt die schnellere Variante.
Wer hier nicht zustimmt, bekommt die schnellere Variante.

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Autor: Alexander Fagot, 29.05.2018 (Update: 29.05.2018)