Der chinesische Technologiekonzern Huawei hat mit einer aktuellen Patentanmeldung für Aufsehen gesorgt. Die darin beschriebene Festkörperbatterie soll eine Energiedichte von bis zu 500 Wh/kg erreichen und ein Elektrofahrzeug mit nur einer Ladung rund 3.000 Kilometer weit bringen. Gleichzeitig sei ein vollständiger Ladevorgang in lediglich fünf Minuten möglich. Diese Angaben entstammen laut Battery Tech Network einem Patent, das Huawei bereits Mitte 2023 beim chinesischen Patentamt eingereicht haben soll. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung sorgt für mediale Resonanz – nicht zuletzt angesichts wachsender globaler Nachfrage nach leistungsfähigeren EV-Batterien.
Energiedichte und Ladezeit im Fokus
Im Mittelpunkt des Patents steht ein neuartiger sulfidbasierter Festkörperelektrolyt, der mithilfe von Stickstoff-Dotierung die Stabilität und Leitfähigkeit deutlich verbessern soll. Die Energiedichte wird mit 400 bis 500 Wh/kg angegeben, was die derzeitige Lithium-Ionen-Technologie (ca. 265 Wh/kg) deutlich übertreffen würde. Auch die Ladezeit ist ambitioniert: Laut Patent soll der vollständige Ladezyklus in fünf Minuten abgeschlossen sein – vorausgesetzt, es stehen entsprechende Hochleistungs-Ladeinfrastrukturen zur Verfügung.
Kritische Stimmen aus der Forschung
Mehrere Fachleute mahnen zur Vorsicht. So erklärte Bob Galyen, ehemaliger Technikchef beim Batteriehersteller CATL und heute Leiter von Galyen Energy, gegenüber IEEE Spectrum, dass Festkörperbatterien zwar großes Potenzial böten, ein industrieller Durchbruch jedoch voraussichtlich noch mehrere Jahre dauern werde:
„Solid‑state is a great technology … but it’s going to be just like lithium‑ion was in terms of the length of time it will take to hit the market. And lithium‑ion took a long time to get there.“ (Bob Galyen: Festkörper ist eine großartige Technologie … aber es wird genauso lange dauern wie bei Lithium-Ionen, bis sie den Markt erreicht. Und Lithium-Ionen haben sehr lange gebraucht, um dorthin zu kommen.)
Technische Herausforderungen
Neben der hohen Energiedichte nennt das Patent eine Zellspannung von nur rund zwei Volt. Um damit Fahrzeugspannungen von 400 bis 800 Volt zu erreichen, wären sehr viele Einzelzellen nötig – was das Batteriegewicht erheblich steigern kann. Zudem gelten sulfidbasierte Festkörperelektrolyte als äußerst feuchtigkeitsempfindlich, was die Herstellung aufwendig und teuer macht. Laut PatentPC liegen die Produktionskosten derzeit bei 400 bis 800 US-Dollar pro Kilowattstunde.
Kosten und Marktreife
Auch die Wirtschaftlichkeit der Technologie bleibt offen. Der Preis der beschriebenen Festkörperbatterie könnte laut inoffiziellen Schätzungen das Zehn- bis Zwanzigfache aktueller Lithium-Eisenphosphat-Akkus betragen. Zwar könnten Skaleneffekte die Kosten langfristig senken, doch aktuell ist kein marktnahes Serienprodukt in Sicht.
Ausblick
Huawei dokumentiert mit dem Patent eine ambitionierte Forschungsrichtung, doch zwischen Patenttext und marktfähigem Produkt liegt ein weiter Weg. Die kolportierten Reichweiten- und Ladeversprechen sollten laut Experten derzeit eher als langfristige Vision denn als baldige Realität verstanden werden.
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