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Apple MacBook Pro 2018: In wenigen Schritten zu deutlich mehr Leistung

Teaser
Die neuen MacBook Pros haben Probleme mit der Leistungsausbeute der neuen Coffee-Lake-Prozessoren. Wir zeigen, warum Apples Energiemanagement nicht gut funktioniert und wie man das in nur wenigen Schritten beheben kann. Das gilt sowohl für das kleine 13-Zoll-Modell als auch das größere 15-Zoll-MBP unter macOS und Windows. Update: Neue Werte für macOS

Wir haben die beiden neuen MacBook-Pro-Modelle bereits im Test und waren von der CPU-Performance der neuen Coffee-Lake-Prozessoren nicht begeistert. Vor allem bei längerer Belastung brach die Leistung ein und blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Für die genauen Analysen verweisen wir auf die jeweiligen Testberichte des MacBook Pro 13 2018 sowie MacBook Pro 15 2018, aber hier noch einmal eine kleine Zusammenfassung: Apple hebt die Verbrauchsgrenzen für die Prozessoren komplett auf und macht den Takt ausschließlich von der Temperatur abhängig. Da es bei den neuen Prozessoren aber zwei zusätzliche Kerne gibt, entsteht bei hohen Turbo-Takten sehr viel Wärme, die vom Kühlsystem nicht vernünftig abtransportiert werden kann. Daher muss der Takt reduziert werden und bereits bei nach wenigen Sekunden kommt es unter Last zu massiven Schwankungen des Taktes. Sobald wieder etwas Freiraum besteht, erhöht der Prozessor wieder den Takt, was wiederum zu hohen Temperaturen führt usw.

Fast alle anderen Laptop-Hersteller begrenzen den Verbrauch der Prozessoren nach einer gewissen Zeit (meist 28 Sekunden), und genau das haben wir jetzt auch mit den MacBooks versucht. Unter Windows 10 verwenden wir dafür das Tool Intel XTU (Freeware), mit dem sich sowohl der kurzzeitige maximale Verbrauch als auch der dauerhafte Verbrauch einstellen lassen. Unter macOS gibt es die Software Volta (kostenpflichtig, 7-Tage-Testversion), die allerdings weniger Einstellungen zulässt. Der Turbo-Boost kann beispielsweise deaktiviert oder die TDP eingestellt werden, allerdings nur bis zur jeweiligen Spezifikation. Bei dem MacBook Pro 15 sind das beispielsweise 45 Watt; mehr ist nicht möglich, was leider nicht optimal ist. Zu Testzwecken reicht es uns aber trotzdem erstmal. In unseren Tests verhalten sich die Prozessoren unter macOS und Windows 10 übrigens beinahe identisch, weshalb die Werte auch übertragbar sind.

MacBook Pro 13 2018 i5

Das MacBook Pro 13 2018 wird mit Prozessoren der 28-Watt-Klasse ausgeliefert, das Kühlsystem sollte also dauerhaft mindestens 28 Watt kühlen können. Mit dem vollen Turbo steigt der Verbrauch aber gerne mal auf deutlich mehr als 40 Watt und in der Cinebench-Multi-Schleife konnten wir beobachten, dass der Takt bzw. der Verbrauch enormen Schwankungen ausgesetzt ist. Der durchschnittliche Takt nach Beendigung der Schleife liegt bei knapp 3 GHz und der Verbrauch bei mehr als 30 Watt, also schafft die Kühlung mehr als die spezifizierten 28 Watt. Allerdings waren die Ergebnisse der Cinebench-Schleife nicht besonders gut, was wohl hauptsächlich an den massiven Taktschwankungen liegt.

Cinebench-Schleife Werkseinstellungen (Win10)
Cinebench-Schleife Werkseinstellungen (Win10)
Cinebench-Schleife mit festgelegten 31 Watt (Win10)
Cinebench-Schleife mit festgelegten 31 Watt (Win10)

Mit dem Tool Intel XTU haben wir den Verbrauch nun testweise manuell auf 31 Watt festgesetzt, also den Wert, den das MacBook Pro 13 mit den Standardeinstellungen sowieso schafft. Einen kurzzeitigen höheren Verbrauch haben wir absichtlich weggelassen. Das Ergebnis war durchaus überraschend, denn obwohl der durchschnittliche Verbrauch praktisch identisch ist, arbeiten die Kerne mit gut 300 MHz mehr, gleichzeitig ist die Temperatur der CPU-Kerne sogar über 2 °C geringer. In dem nachfolgenden Diagramm zeigt die gelbe Kurve ein extrem konstantes und verbessertes Ergebnis.

0102030405060708090100110120130140150160170180190200210220230240250260270280290300310320330340350360370380390400410420430440450460470480490500510520530540550560570580590600610620630640650660670680690700Tooltip
Cinebench R15 CPU Multi 64 Bit macOS (rot) vs. Win10 (grau) vs. macOS 28W (blau) vs. Win10 31W (gelb)

Wie erwartet fällt das Ergebnis unter macOS ein wenig niedriger aus, da wir den verbrauch hier nur auf maximal 28 Watt begrenzen können. Dennoch sind die Werte stabil und deutlich besser als mit den Werkseinstellungen. Wie wir an der Kerntemperatur sehen, dürfte die Kühlung sogar noch etwas Spielraum haben. Wir werden noch weiter testen, aber vor allem für Windows-Nutzer dürfte es am meisten Sinn machen, sowohl den kurzzeitigen maximalen Verbrauch als auch den Verbrauch unter Dauerlast manuell zu begrenzen. Je nach Prozessor kann es leichte Unterschiede geben, doch das kann man auch problemlos mit etwas Arbeit selbst testen.

MacBook Pro 15 2018 i7

Bei dem größeren MacBook Pro 15 ist die Situation schon etwas schwieriger, denn bei dauerhafter Belastung schrumpft der Vorsprung des neuen Hexa-Core-Prozessors auf nur noch wenige Prozentpunkte gegenüber dem Vorgänger mit einer Quad-Core-CPU. Ähnlich wie beim kleinen Bruder sehen wir in der Analyse der Cinebench-Schleife massive Schwankungen beim Takt und Verbrauch. Nach 50 Durchläufen liegt der durchschnittliche Takt nur knapp über der Basisfrequenz und die TDP bei etwas mehr als 37 Watt.

Cinebench-Schleife Werkseinstellungen (Win10)
Cinebench-Schleife Werkseinstellungen (Win10)
Cinebench-Schleife mit festgelegten 45 Watt (Win10)
Cinebench-Schleife mit festgelegten 45 Watt (Win10)

Wenn wir den Stromverbrauch nun manuell auf 45 Watt beschränken (funktioniert sowohl unter Windows als auch macOS) sind die Ergebnisse in der Cinebench-Schleife stabil und deutlich höher (rund 20 % mehr Leistung!!!), was man sehr schön an der gelben Kurve im nachfolgenden Diagramm sieht. Da wir auch unter macOS auf 45 Watt begrenzen können, erhalten wir praktisch identische und stabile Ergebnisse (blaue Kurve). Der Kerne sind durchschnittlich über 500 MHz schneller, allerdings auch einige Grad wärmer. Sehr viel mehr Spielraum nach oben besteht hier also nicht mehr.

0102030405060708090100110120130140150160170180190200210220230240250260270280290300310320330340350360370380390400410420430440450460470480490500510520530540550560570580590600610620630640650660670680690700710720730740750760770780790800810820830840850860870880890900910920930940950960970980990100010101020Tooltip
Cinebench R15 CPU Multi 64 Bit macOS (grau) vs. Win10 (rot) vs. macOS 45W (blau) vs. Win10 45W (gelb)

Auch beim MacBook Pro 15 gilt wieder, dass Windows-Nutzer etwas mehr herumspielen können. Aber auch macOS-Nutzer sollten die TDP manuell auf 45 Watt begrenzen, wenn sie den Prozessor dauerhaft belasten möchten. Das gilt auch für den kleineren Core i7 und den optionalen Core i9, wobei die Leistung der drei Modelle dann ziemlich identisch ausfallen dürfte.

Fazit

Apples Ansatz, den Prozessor immer so hoch takten zu lassen, wie es die Temperatur erlaubt, ist bei den aktuellen MacBook Pros des Jahrgangs 2018 eindeutig kontraproduktiv. Schon bei sehr kurzer Belastung von rund 30 Sekunden haben die massiven Taktschwankungen einen negativen Einfluss auf die Leistung. Bei beiden Modellen, aber vor allem bei den 15-Zoll-Modellen können wir daher nur empfehlen, den Verbrauch des Prozessors manuell zu begrenzen. Im Single-Core-Betrieb kommt man immer noch in den Genuss des maximalen Turbos, und bei maximaler Belastung wird die Leistung besser und vor allem stabiler. Das hätte Apple unserer Meinung auch erkennen müssen und theoretisch lässt sich das mit einem simplen Software-Update beheben, allerdings wissen wir, dass der Hersteller aus Cupertino solche Sachen nicht gerne zugibt (siehe auch Probleme mit der Tastatur).

Der nächste und deutlich aufwändigere Schritt ist das Undervolten der Prozessoren. Wir werden das natürlich auch testen, raten aber zu Vorsicht, da man die Systemstabilität durch die Reduzierung der Spannung negativ beeinflussen kann. Wie man den Prozessor mit Intel XTU tunen kann, können Sie in diesem Artikel nachlesen.

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Autor: Andreas Osthoff, 20.07.2018 (Update: 21.07.2018)