Drei True-Wireless-Headsets im Test: Teurer muss nicht immer besser sein
Die Huawei FreeBuds 3 und die Samsung Galaxy Buds (SM-R170) sind zwei Kontrahenten auf Augenhöhe. Die Xiaomi Mi True Wireless Earbuds werden hierzulande als Redmi AirDots vertrieben und sind erheblich preiswerter als die beiden anderen True-Wireless-Headsets (TWS), aber dennoch nehmen wir sie in diesen Vergleich auf, denn für den einen oder anderen mögen diese vollkommen ausreichen und bieten zudem auf dem Papier ein besonders attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die nachfolgende Tabelle verschafft einen ersten Überblick. Bei den Preisen ist zu beachten, dass es sich um die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers handelt, die Kopfhörer sind in der Regel schon spürbar günstiger erhältlich.
Huawei FreeBuds 3 | Samsung Galaxy Buds | Xiaomi Redmi AirDots | ||
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Trageweise | Open-Fit | In-Ears | In-Ears | |
Bluetooth | 5.1 | 5.0 | 5.0 | |
Akkuleistung (Ohrhörer) | 30 mAh | 58 mAh | 43 mAh | |
Akkuleistung (Ladeetui) | 410 mAh | 252 mAh | 300 mAh | |
Ladeanschluss | USB-C | USB-C | Micro-USB | |
Kabelloses Laden | ja | ja | nein | |
Gewicht (pro Ohrhörer) | 4,5 Gramm | 6 Gramm | 4 Gramm | |
Gewicht (leeres Ladeetui) | 48 Gramm | 40 Gramm | 26 Gramm | |
Preis (UVP) | 179,- EUR | 149,- EUR | 30,- EUR |
Gehäuse & Ergonomie - Der Preis macht einen Unterschied
Die Samsung Galaxy Buds besitzen ein angenehm kompaktes Ladeetui, welches eine matte Färbung besitzt und deshalb unanfällig gegenüber Fingerabdrücken ist, zudem ist es ein echter Handschmeichler. Letzteres trifft auch auf das Gehäuse der FreeBuds zu, jedoch zieht die Hochglanzoberfläche Schmutz aller Art an. Die Verarbeitung wirkt bei beiden Produkten sehr hochwertig und das Scharnier langlebig. Praktisch ist zudem, dass die Ohrhörer magnetisch an ihrer Position fixiert werden. Bei den AirDots macht sich bereits bei der Materialauswahl der geringere Preis bemerkbar. Der verwendete Kunststoff ist zwar matt, aber Fingerabdrücke können dennoch sichtbar werden, außerdem sind die Kanten recht scharf und das Material wirkt sehr dünn und instabil, auch das Scharnier wirkt nicht sehr langlebig, hält den Deckel aber zuverlässig an Ort und Stelle. Die AirDots werden zwar ebenfalls magnetisch arretiert, jedoch klappert es hörbar im Etui, wenn dieses ein wenig geschüttelt wird.
Bei den Ohrhörern setzen sich die gewonnenen Eindrücke fort. Die beiden teureren Produkte sehen ansprechender aus und wirken hochwertiger. Die Xiaomi-Kopfhörer wirken dagegen etwas plump, sind aber ebenfalls sauber verarbeitet.
Im Ohr getragen stellt sich schon die Gretchen-Frage: Lieber In-Ears oder das offenere Format von Huawei. Das ist vor allem eine Geschmackssache, wem die Kopfhörer im Gehörgang nichts ausmachen, der erhält schon mal eine passive Abschirmung von Umgebungsgeräuschen. Sowohl die Galaxy Buds als auch die AirDots werden mit Aufsätzen in drei Größen ausgeliefert, wobei der kleinste Aufsatz von Xiaomi sich enger anfühlt. Beide haken sich für einen sicheren Halt in der Ohrmuschel ein und bieten einen festen Sitz. Bei den FreeBuds ist dies ein wenig anders, diese haken sich hinter dem Tragus und Antitragus ein. Je nach Ohrform ist der Halt richtig gut, kann aber auch recht wackelig sein, das hängt von der individuellen Beschaffenheit des Ohres ab und kann auf linker und rechter Seite unterschiedlich sein.
Ausstattung - FreeBuds 3 mit vielen Extras
Bei allen drei Modellen ist ein kleines Aufbewahrungscase enthalten, in welchem die Kopfhörer geladen werden. Der integrierte Akku spendiert bei allen Modellen zwei zusätzliche Akkuladungen. Während Xiaomi und Samsung noch auf Bluetooth 5.0 setzen, nutzen die FreeBuds 3 schon die aktuelle Version 5.1. Darüber hinaus offeriert das Huawei-Headset auch eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC), während die anderen beiden auf die passive Variante durch den Verschluss des Gehörganges setzen.
Während das Etui der AirDots noch mit Micro-USB arbeitet, besitzen die beiden anderen Modelle bereits USB-C-Ports. Außerdem können die Akkus der Gehäuse von Samsung und Huawei auch kabellos geladen werden, indem sie einfach auf ein passendes Ladefeld (Qi) oder ein Smartphone mit Reverse-Wireless-Charging gestellt werden, was im Test auch tadellos funktioniert.
Inbetriebnahme - FreeBuds und Galaxy Buds machen es wie Apple
Die erstmalige Inbetriebnahme ist bei den beiden Kopfhörern von Samsung und Huawei wesentlich leichter, da sie sich sofort nach dem Öffnen des Etuis in den Kopplungsmodus begeben. Wer ein Huawei-Smartphone (EMUI 10) mit den FreeBuds zusammen verwendet, der wird ohne Probleme sofort verbunden. Für andere Android-Smartphones muss zunächst die AI-Life-App heruntergeladen werden, um die FreeBuds 3 im vollen Funktionsumfang nutzen zu können.
Bei Samsung verhält es sich ähnlich, sofern die Galaxy-Wearable-App vorinstalliert ist. Ist dies der Fall, führt das Smartphone komfortabel durch die Einrichtung. Bei den Redmi AirDots gibt es keine Komfortfunktionen. Hier muss die rechte Funktionstaste schlicht lang genug gehalten werden, um das Bluetooth-Pairing zu aktivieren und kann dann mit jedem beliebigen Smartphone gekoppelt werden, auch mit einem iPhone.
Die Kopplung mit einem iPhone verläuft auch bei den beiden Konkurrenten ähnlich, da für iOS weder die passenden Apps noch entsprechende Komfortfunktionen zur Verfügung stehen. Bei den Galaxy Buds muss hierfür einer der Sensoren länger gehalten werden und bei den FreeBuds befindet sich eine Paring-Taste am Ladeetui.
Bedienung - Redmi AirDots ohne App-Unterstützung
Die AirDots sind die einzigen TWS-Kopfhörer im Testfeld, welche keine App-Unterstützung bieten. Entsprechend können auch keine weiteren Einstellungen getätigt oder Equalizer und Firmware-Updates genutzt werden. Gesteuert werden diese lediglich über die in den Ohrstöpseln integrierten Tasten, die es ermöglichen, Anrufe anzunehmen, beziehungsweise zu beenden oder abzuweisen, eine Wiedergabe zu pausieren und fortzusetzen sowie den Sprachassistenten zu starten. Das klappt im Test soweit auch gut, jedoch mussten wir feststellen, dass das Stereo-Pairing beider Ohrhörer nicht immer reibungslos funktionierte, was sich allerdings meistens über einen Neustart beheben ließ, manchmal war jedoch auch ein Reset notwendig. Der Druckpunkt der Tasten ist zudem etwas schwammig.
Die Samsung Galaxy FreeBuds können über die Galaxy-Wearable-App konfiguriert und mit Firmware-Updates versorgt werden. Ebenso kann komfortabel ausgewählt werden, welche Apps Benachrichtigungen auf den Kopfhörern ausgeben dürfen und welche nicht. Auch ein Equalizer für die Soundausgabe ist vorhanden. Die Steuerung erfolgt über die Sensorenflächen an den Ohrhörern, welche im Test sehr gut reagieren, lediglich das dreimalige Tippen hintereinander erfordert ein wenig Übung, da dies sehr schnell gelingen muss. Die Flächen können über die App auch komplett gesperrt und die Halten-Funktion konfiguriert werden. Sprachassistenten werden einfach wie gewohnt mit der Stimme aktiviert. Auf einem Android-Smartphone gelingt dies mit jedem Assistenten, auf dem iPhone funktioniert dies gar nicht.
Auch die Huawei FreeBuds 3 können am Smartphone über die AI-Life-App gesteuert werden. Der Umfang fällt jedoch etwas knapper aus als bei Samsung und wird teilweise auch in das normale Bluetooth-Menü ausgelagert. Die Steuerung erfolgt über Doppel-Tipps auf die Stäbchen, was recht gut funktioniert. Die Funktionen lassen sich jedem Ohrhörer zuweisen, aber so viel Flexibilität wie die Galaxy Buds bietet Huawei an dieser Stelle nicht. Auch hier ist keine Steuerung von Siri möglich.
Reichweite – Galaxy Buds schwächeln zuerst
Im Test haben wir die True-Wireless-Buds mit einem Smartphone vom jeweiligen Hersteller zusammen verwendet. So fanden die Redmi AirDots Verbindung am Xiaomi Mi 9 (BT 5.0), die Galaxy Buds am Galaxy Note10+ (BT 5.0) und die FreeBuds 3 am Huawei Mate 30 Pro (BT 5.1).
Generell fällt keiner der Kopfhörer negativ im Test auf. Die Verbindung bleibt bei allen dreien auch problemlos über ein Stockwerk störungsfrei. Erst beim Übergang zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss kam es dann zu Aussetzern bei der Musikwiedergabe. Dabei zeigten die Huawei-Kopfhörer sich am stabilsten, nur knapp einen halben Meter dahinter lauern die AirDots. Auch Samsung braucht sich hier nicht verstecken, schafft im Test aber die geringste Reichweite und bleibt einen Meter hinter dem Xiaomi-Headset zurück.
Sprachqualität & Noise Cancelling - ANC ist bei den FreeBuds ein Totalausfall
Die Sprachqualität der TWS-Kopfhörer fällt sehr unterschiedlich aus. Das Schlusslicht bilden hier sehr eindeutig die AirDots, welche selbst in einer ruhigen Umgebung stark hallen und dessen Nutzer klingt, als wenn er in einer Dose sitzen würde und ist nur schlecht zu verstehen. Kommen äußere Einflüsse hinzu, wird es noch schlimmer, denn eine Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen scheint es nicht zu geben. Die passive Abschirmung gegen Lärm ist durchaus spürbar, jedoch ist die kein adäquater Ersatz für eine gute aktive Geräuschunterdrückung.
Dies gelingt den Samsung Galaxy Buds besser. Sie bieten zusätzlich die Option, die passive Abschirmung durch die Mikrofone zu umgehen. So kann dann beispielsweise der Straßenverkehr immer noch gut wahrgenommen werden. Ebenso gefällt uns die Sprachqualität wesentlich besser, wenn auch die Buds minimal hallen. Umgebungsgeräusche werden sehr stark herausgefiltert, sodass der Nutzer stets verständlich bleibt, jedoch leidet auch dessen Wahrnehmbarkeit darunter.
Die Huawei FreeBuds 3 sind die einzigen TWS-Kopfhörer im Vergleichsfeld, welche auch Active Noise Cancelling bieten. Dies funktioniert im Test jedoch überhaupt nicht. Das Gegenrauschen des Headsets lässt sich über die App zwar noch justieren, aber das wahrgenommene Umgebungsrauschen wird dadurch nicht reduziert, sondern klingt einfach nur anders. Schade, denn die Sprachqualität überzeugt. In einer ruhigen Umgebung gefallen uns die FreeBuds 3 am besten und auch beim lauten Umgebungslärm bleibt der Nutzer etwas klarer verständlich als bei Samsung, jedoch bleiben auch die Umgebungsgeräusche hörbar.
Eines haben alle drei gemeinsam: Die Mikrofone sind sehr anfällig für Wind.
Klang - AirDots überraschen
Bei der Kernfunktion der Kopfhörer fällt keines der drei System durchs Raster. Die Galaxy Buds mit AKG-Sound präsentieren sich mit sanft abgestimmtem Equalizer als flexibelstes Paar und bieten ein vergleichsweise gutes Klangbild mit einer ausgewogenen Abstimmung zwischen den verschiedenen Tonbereichen. Die FreeBuds 3 gefallen uns ebenfalls gut, sind aber sehr zurückhaltend bei den tiefen Tönen, dabei umso klarer und breiter in den hohen Lagen. Hier kommt sicherlich der persönliche Geschmack zum Tragen.
Bei den AirDots ist der Bass sehr dominant und die Höhen bleiben gut hörbar, jedoch saufen die Mitten ziemlich ab, was sich mit zunehmender Lautstärke verschlimmert. Ebenso stoßen alle drei Kopfhörer bei maximaler Lautstärke an ihre Grenzen und verzerren hörbar, hier macht sich auch ein großer Unterschied zwischen den beiden höherpreisigen Modellen zu den AirDots bemerkbar, bei welchen dies schon früher einsetzt und auch stärker ausgeprägt ist. Wer aber im unteren Lautstärkebereich bleibt, bekommt einen recht ordentlichen Sound geboten.
Die Latenzen der Audioausgabe von Videos ist bei keinem TWS-Headset zu bemängeln. Nur bei sehr intensiver Betrachtung ist überhaupt ein Versatz bemerkbar.
Akkulaufzeiten - Deutliche Unterschiede bei den TWS-Kopfhörern
Die Akkulaufzeiten haben wir in der bereits oben genannten Konfiguration getestet. Dabei wurde Musik auf voller Lautstärke wiedergegeben.
Aufgrund der größten Akkus war zu erwarten, dass die Galaxy Buds die höchste Ausdauer besitzen. Dies bestätigt sich auch im Test und die Samsung-Kopfhörer landen im Vergleichsfeld auf dem ersten Platz. Effizienter sind jedoch die Huawei FreeBuds, welche rund 25 Prozent länger pro Milliamperestunde durchhalten. Als abgeschlagenes Schlusslicht zeigen sich die AirDots, welche weder sonderlich effizient sind noch lange durchhalten.
Gesamtlaufzeit | Minuten/mAh | |
---|---|---|
Galaxy Buds (58 mAh) | 5 h 50 min | 6,03 |
FreeBuds 3 (30 mAh) | 3 h 47 min | 7,57 |
AirDots (43 mAh) | 2 h 17 min | 3,19 |
Fazit - Klarer als erwartet
Sowohl die Samsung Galaxy Buds als auch die Huawei FreeBuds 3 bieten gute Gesamtkonzepte. Das Produkt der Koreaner überzeugt mit einem guten Klang, vielen Einstellungsmöglichkeiten und langen Akkulaufzeiten. Wer sich mit In-Ears nicht so recht anfreunden kann, für den sind die FreeBuds eine gute Alternative, welche ebenfalls ein gutes Klangbild liefern, sich im Test jedoch mit dem nicht funktionierenden ANC einen groben Schnitzer erlauben.
Der Preisunterschied zu den Redmi AirDots (aka Xiaomi Mi True Wireless Earbuds) macht sich bemerkbar. Das Klangbild der Xiaomi-Kopfhörer hat uns zwar anfangs positiv überrascht, aber vor allem auf höheren Lautstärkepegeln nimmt die Qualität sehr stark ab. Auch die Telefonie-Eigenschaften fallen mäßig aus und bei den Akkulaufzeiten bilden die AirDots das Schlusslicht. Ein echtes Ärgernis können zudem die angesprochenen Probleme beim Bluetooth-Pairing sein. Mit Blick auf den sehr günstigen Preis können wir aber dennoch eine eingeschränkte Kaufempfehlung geben, für alle, die einfach mal TWS-Kopfhörer testen wollen oder diese primär in ruhigen Umgebungen nutzen.
TWS-Kopfhörer müssen nicht teuer sein, aber für viele wird sich die höhere Investition lohnen.
Schade ist, dass keiner der teureren Kopfhörer eine gelungene Integration für iOS besitzt. Den Test können die Samsung Galaxy Buds knapp für sich entscheiden. Sie offerieren ein stimmiges Gesamtpaket und halten, was sie versprechen. Letztendlich sollten beim Kauf aber vor allem die eignen Vorlieben bei Trageweise und Klang berücksichtigt werden.