Auf dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8 (VDE 8) konnte die Deutsche Bahn zusammen mit Siemens Mobility erstmals ihren ICE-S samt Velaro-Novo-Mittelwagen auf 405 km/h beschleunigen. Der Geschwindigkeitsrekord für eine ICE-S-Garnitur wurde zwischen Erfurt und Leipzig aufgestellt. Die Strecke erlaubt dort im regulären Betrieb 300 km/h und ist noch immer in einem so guten Zustand, dass auch Hochtastfahrten für Rekorde möglich sind.
Für den ICE-S ist das ein Rekord. Er kann in der Theorie 440 km/h erreichen (Beschreibung des Messzuges bei DB Systemtechnik), was bisher aber noch nicht versucht wurde. Von daher ist die Fahrt mit 405 km/h bemerkenswert, zumal einer der drei Mittelwagen eigentlich nicht zum Zug gehört.
Denn Siemens Mobility testet in der Zugzusammenstellung den Velaro Novo. Das ist die neue Hochgeschwindigkeitsplattform von Siemens. Der Vorgänger Velaro ist die Plattform für zahlreiche Hochgeschwindigkeitszüge weltweit (Velaro-International-Übersicht). Darunter auch der ICE 3 Neo als einer der jüngsten Vertreter der Plattform.
Testplattform des Velaro Novo
Der Velaro Novo wird seit gut sieben Jahren mithilfe des ICE-S getestet und soll später einmal Geschwindigkeiten von 360 km/h erreichen. Der American Pioneer 220 wird voraussichtlich einer der ersten Velaro-Novo-Züge. Der Einsatz ist auf der Brightline West zwischen Las Vegas und dem Außenbereich von Los Angeles geplant. Die USA versuchen gerade, auf andere Industrienationen aufzuschließen und selbst Hochgeschwindigkeitsverkehr anzubieten. Neben Brightline West ist auch die California High Speed Rail im Bau.
Ob der Novo-Waggon eine besondere Aufgabe beim Rekord hatte bleibt indes unklar. Prinzipiell kann der ICE-S nämlich auch Triebwagen aufnehmen. Sollte der Novo angetrieben gewesen sein, wäre es ein Triebzug gewesen. In der Standardkonfiguration verhält sich der ICE-S aber wie ein ICE-1, einem Zug mit Triebköpfen (also im Prinzip Loks). Die Pressemitteilung der DB konzentriert sich vor allem auf den Geschwindigkeitsrekord. Dieser liegt knapp unter dem deutschen Rad-Schiene-Rekord von 406,9 km/h. Schneller war in Deutschland nur die Magnetschwebetechnik des Transrapid, die in China in mehreren Varianten weiterentwickelt wird.
Rad-Schiene-Züge werden schneller
In Deutschland fahren ICE höchstens 300 km/h, was etwa diversen Baureihen des ICE 3 gelingt. In Frankreich sind mit dem ICE 3 MS (Baureihe 407, mehrsystemfähig, auch in der Lage im französischen Strom- und Zugsicherungssystem zu fahren) sogar 320 km/h möglich. Perspektivisch wird dies auch der Neo können (Nachtrag: sofern die Finanzmittel dafür bereitstehen).
Ob und wann in Deutschland ein Velaro Novo auf die Schienen kommt, ist derweil unklar. Für Siemens ist es auch ein Exportprodukt, das nun erstmals die potenzielle Leistung zeigen konnte. Angebote für Streckennetze im Bereich von 350 km/h werden daher vermutlich von Siemens angedacht. Die notwendigen Reserven hat der Velaro Novo, der, wie die meisten modernen Hochgeschwindigkeitszüge, als Triebzug mit verteiltem Antrieb konzipiert ist.
Vor allem China und Südkorea wollen ihre Züge beschleunigen. China befindet sich mit dem CR450-Projekt auf dem Weg zu 400 km/h. Südkorea will mit dem EMU-370 bis zu 370 km/h schaffen, wie wir jeweils berichteten.






















