Fail | Bei Huaweis HarmonyOS handelt es sich offenbar um Android 10, mit wenigen Änderungen
Schon als im Dezember die ersten Hands-on-Videos zu HarmonyOS aufgetaucht sind ließ sich die Frage kaum vermeiden, worin sich das System denn nun von Android unterscheiden würde. Sieht aus wie Android, läuft wie Android, und öffnet sogar problemlos Android-Apps. Je näher man hinschaut, desto schwieriger lässt sich die offensichtliche Verwandtschaft zu Android 10 bzw. zum Android Open Source Projekt (AOSP) leugnen.
Nun hat Ron Amadeo von Ars Technica das "neue" Betriebssystem ausprobiert, und dabei einige Überraschungen erlebt. Das beginnt schon beim Anmelden zum Beta-Test, der aktuell nur in China läuft. Dazu verlangt Huawei nämlich einen Scan eines gültigen Ausweises und ein Bild einer Kreditkarte, mit deren Hilfe ein zweitägiger Background-Check durchgeführt wird – im Vergleich dazu muss bei Android lediglich ein Download-Button angeklickt werden. Selbst nach dieser Anmeldung kann das Betriebssystem nicht auf dem eigenen Smartphone installiert werden, stattdessen kann eine emulierte Version à la Google Stadia gestreamt werden, was für ein grauenhaftes weil verzögertes Benutzererlebnis sorgt.
Nach all diesem Aufwand konnte Ron Amadeo HarmonyOS endlich ausprobieren – nur sieht es auf den ersten Blick identisch wie Android aus. Kein Wunder, schließlich setzt Huawei auf dieselbe EMUI-Benutzeroberfläche. Das Problem ist nur, dass auch unter der Oberfläche Android zu schlummern scheint. Denn das System weist sich in den Entwickler-Einstellungen als "Android 10 Q" aus, in den Systeminfos finden sich dutzende Android-Komponenten. Einige der Komponenten-Bezeichnungen wurden zwar zu "HarmonyOS" umbenannt, teils wurde aber vergessen, das grüne Android-Icon zu tauschen.
Für ein Betriebssystem, das von Grund auf neu entwickelt wird, ist es auch auffällig, dass sämtliche Android-Features bereits unterstützt werden, inklusive der kompletten Gestensteuerung, sämtlicher Einstellungen, dem Bezahlen per NFC, der Benachrichtigungen und dem Dark Mode. Schaut man sich die Entwicklung jedes anderen Betriebssystems an, so wird schnell klar, dass es praktisch unmöglich ist, in der Beta-Phase der ersten Version ein derart vollständiges, fehlerfreies System zu liefern – außer natürlich wenn dieses System auf einem bestehenden Betriebssystem basiert.
Dabei wäre es kein Problem, ein System auf Basis des Android Open Source Projekts zu schaffen und ab diesem Punkt unabhängig weiter zu entwickeln – vor allem, da Huawei mit der App Gallery und vielen Alternativen zu Google-Diensten bereits ein breites Ökosystem besitzt. Beim Vermarkten des Systems war Huawei aber offensichtlich alles andere als ehrlich.
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