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Interview mit Huawei-Boss: 4K und Autofokus bei Selfie-Cam sinnlos

Der Huawei Mobile-Boss Richard Yu stellt sich Fragen der versammelten Journalisten.
Der Huawei Mobile-Boss Richard Yu stellt sich Fragen der versammelten Journalisten.
Stolz mit P30 Pro in der Hand stellte sich Huawei Mobile-Boss Richard Yu kürzlich der versammelten Presse und beantwortete auch einige kritische Fragen zum neuen Fotowunder wobei manche Antworten durchaus verblüffen. Auch zum Thema faltbare Zukunft und digitaler Autoschlüssel liefert Richard einige Antworten, nicht ohne Seitenhiebe gegen die Konkurrenz.

Kein 4K60 oder Autofokus in der Selfie-Cam? Bei manchen Features, welche die Konkurrenz zumindest seit dem Vorjahr bewirbt, steht das brandneue P30 Pro schlechter da. Schon beim Mate 20 Pro wurde bemängelt, dass 4K-Video höchstens mit 30 fps funktioniert, das hat sich auch beim P30 Pro nicht geändert, vermutlich eine Beschränkung des in beiden Geräten eingesetzten Kirin 980-SoC, Apple bietet die höhere Framerate seit der iPhone-Generation aus 2017 an, einige Android-Konkurrenten etwa von Samsung zumindest seit 2018.

Bleibt doch bei 1080p-Video!

In einer Fragerunde mit Huawei Mobile-Boss Richard Yu anlässlich des P30-Launchevents vergangene Woche kam unter anderem auch dieses Thema zur Sprache. Wie erwartet, gab es keine technische Erklärung, warum sich Huawei auf 4K30 beschränkt, stattdessen überrascht der CEO mit seiner Einschätzung, dass 4K-Video am Smartphone ohnehin nur wenig Sinn mache. "Die Vorteile zeigen sich nur auf sehr großen Displays und es benötigt zuviel Speicherplatz", wird er sinngemäß zitiert, er rät stattdessen auf 1080p zu setzen, das sei gut genug, so die durchaus sehr konservative Sichtweise des Huawei-Chefs.

Autofokus bei Selfie-Cam unnötig

Auch beim Thema Selfie-Cam verwundert, dass Huawei im P30 und P30 Pro zwar auf eine neue 32 Megapixel-Lösung gesetzt hat, diese aber nicht wie etwa Samsung mit Autofokus ausgestattet hat. Hier bietet uns Richard zwei Erklärungsansätze. Einerseits würden Selfies gemeinhin aus einer fixen Entfernung mit ausgestrecktem Arm gemacht, was Autofokus seiner Einschätzung nach unnötig mache. Zudem wäre eine entsprechend bestückte Kamera größer, womit er das hübsche Frontdesign in Gefahr sähe. Stattdessen bemühe sich Huawei um die beste Kamera-Erfahrung für Konsumenten, etwa bei beim Thema Low-Light oder anderen schwierigen Lichtszenarien.

Konservative Ansichten bei Huawei

Huawei hat schon in der Vergangenheit teils recht unpopuläre Positionen eingenommen, in Erinnerung sind beispielsweise die früher gern geäußerte Theorie, dass Full-HD-Displays völlig ausreichend wären und QHD am Smartphone übertrieben sei. Mit Ausnahme einiger weniger Flaggschiffe wie beispielsweise Mate 20 Pro setzt Huawei auch heute noch sehr oft auf Full-HD+-Auflösung, zuletzt etwa auch beim neuen P30 Pro, welches immerhin preislich mit Samsungs und Apples teuersten Smartphones konkurriert. Dass zumindest Huaweis Ansicht über Autofokus in der Selfie-Cam eventuell zu überdenken wäre, liefert allerdings der Test der neuen Selfie-Cam bei DxOMark, in dem beispielsweise kritisiert wird, dass Hintergründe oder Personen ab einer gewissen Distanz unscharf abgebildet werden. 

Huaweis P30 Pro stand im Zentrum der Journalisten-Fragen.
Huaweis P30 Pro stand im Zentrum der Journalisten-Fragen.

Apple bietet zuwenig Innovation

Aber genug zum Thema Kameras, auf dem Tapet standen noch weitere Fragen rund um das "Huawei-Universum". So wurde Richard Yu von den versammelten Journalisten etwa auch gefragt ob der Konzern analog zu Apple plane außerhalb Chinas Videostreaming anzubieten, was dieser verneinte, nicht ohne eine erwartbare Spitze gegen Apple abzusetzen - das Team rund um Tim Cook lasse offensichtlich Hardware-Innovationen vermissen und müsse sich daher anderen Einnahmequellen zuwenden. Beim Thema Innovation stand natürlich das Mate X beziehungsweise Foldables im Allgemeinen im Vordergrund.

5G-Technik von Huawei meilenweit voraus

Richard Yu wollte sich zwar nicht auf eine Prognose festnageln, rechnet aber durchaus damit, dass in zwei Jahren die Hälfte der Huawei-Flaggschiffe faltbar sein könnten insbesondere sobald die Preise um 50 Prozent gefallen wären, zudem habe Huawei auch kleinere Falt-Handys in Entwicklung, die in etwa halb so groß werden sollen wie das P30 Pro jetzt. Trotz der kritischen Anti-Huawei-Haltung der US-Regierung sieht Huawei auch beim Thema 5G eine rosige Zukunft insbesondere da die 5G-Technik des Konzerns eigenen Aussagen zufolge der Konkurrenz um etwa 1,5 Jahr voraus sein soll. De facto hätten Telekom-Unternehmen also kaum eine andere Wahl, als auf 5G-Equipment von Huawei zu setzen, denkt Yu offenbar.

Digital Car Key für BMW, Volkswagen und Co.

In Europa erwartet Huawei die Verfügbarkeit der ersten kommerziellen 5G-Netze und Geräte für diesen Herbst - seitens Huawei wird zumindest das Mate X als auch eine 5G-Version des Mate 20 X bereit stehen. Der digitale Autoschlüssel, der von Huawei aktuell mit dem P30 und P30 Pro exklusiv bei Audis funktioniert, soll mittelfristig auch mit BMW, Volkswagen und anderen großen Autoherstellern funktionieren, langfristig sollen alle Premium- und Midrange-Modelle unterstützt werden, versprach Yu. Wer auch einige Fragen zum Thema KI beantwortet haben will, kann auf den Bericht von GSMArena zurückgreifen, in dem alle gestellten Fragen nachzulesen sind.

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Autor: Alexander Fagot, 31.03.2019 (Update: 31.03.2019)