Notebookcheck Logo

Interview mit Huawei-Boss: USA zwingen uns zum eigenen Ökosystem

Der Huawei-Boss Richard Yu äußert sich erstmals zum US-Bann. (Bild: Hans India)
Der Huawei-Boss Richard Yu äußert sich erstmals zum US-Bann. (Bild: Hans India)
Erstmals seit dem Start des US-Banns gegen Huawei äußerte sich Richard Yu, der bekannte Chef der Consumer-Sparte von Huawei, zur aktuellen Lage, zu möglichen Alternativen für Windows und Android und zum wahrscheinlichen Einbruch bei den für dieses Jahr geplanten Umsatzzielen.

Noch bevor bekannt wurde, dass Huawei wohl auch bald den Zugriff auf neue ARM-Designs für künftige Kirin-Chips verlieren wird, stand Richard Yu in einem kurzen WeChat-Interview mit dem Webmagazin "TheInformation" Rede und Antwort zur aktuellen Krise mit der US-Regierung, die wohl heftiger ausfällt, als noch vor wenigen Tagen vermutet wurde. Gegenüber Redakteur Juro Osawa gab sich der für die Consumersparte zuständige Huawei-Boss deutlich kritischer als etwa zuletzt Huawei-Gründer Ren Zhengfei.

Kritik am Bann von Consumer-Produkten

So kritisiert Richard insbesondere die Entscheidung, den Zugriff auf Consumer-Betriebssysteme wie Windows oder Android zu beschränken. "Android ist ein Endkunden-Produkt und steht in keinem Zusammenhang mit potentiellen Sicherheitsaspekten im Netzwerkbereich", zugleich bestätigte der Huawei-Boss auch die Vermutung, dass nicht nur Android, sondern auch Intel-Chips und das Windows-Betriebssystem von Microsoft vom Bann betroffen sind. Microsoft selbst hat das bis dato weder bestätigt noch dementiert. 

Eigenes Huawei-OS und Ökosystem ...

Der Konzern sei praktisch gezwungen sein eigenes Betriebssystem sowie ein passendes Ökosystem zu starten, falls sich an der aktuellen Negativspirale mit den USA nichts substantielles ändert. Was Richard Yu hier anspricht, ist das bereits mehrfach aufgepoppte "Projekt Z", neuerdings auch HongMeng OS bezeichnet, welches nach aktuellen Informationen Android-Apps starten kann, nach einer Rekompilierung durch den App-Entwickler angeblich sogar bis zu 60 Prozent schneller als unter Android selbst. 

... international praktisch unmöglich

Auch wenn der Huawei-Gründer kürzlich mit den Worten "Die USA unterschätzen unsere Möglichkeiten" zitiert wurde, bewerten Experten das Potential von Huawei-eigenem-OS und Huawei-AppStore als Alternative zu Windows, Android und Play Services international als äußerst schwierig bis unmöglich. Project Z war immer auf den lokalen chinesischen Markt ausgerichtet, wo Google-Services schon bisher keine Rolle spielen. Außerhalb Chinas wäre es ungleich schwieriger eine Alternative zu Android und dem Google Play Store zu etablieren.

Umsatzziele rücken in weite Ferne

Das versteht natürlich auch Richard Yu und erwähnt im Interview, dass die für 2019 prognostizierten Umsatzziele wohl immer weiter in die Ferne rücken werden. Eigentlich hatte Huawei die aktuell sehr erfolgreiche Consumer-Business-Sparte 2023 bereits bei 150 Milliarden US-Dollar Gewinn gesehen. Das wird, wenn die Sanktionen der US-Regierung anhalten, wohl unerreichbar. Auch die Pläne, Samsung weltweit als Nummer 1 im Smartphonebereich zu überholen, wird unter diesen Voraussetzungen sicher nicht klappen.

Eine Tyrannei der US-Regierung

"Die USA bescheren Huawei aktuell ohne Zweifel eine sehr schwierige Zeit", beklagte Richard abschließend, "Es war eine große Überraschung", dass die US-Regierung zu solchen Mitteln greife (er meint hiermit explizit das erzwungene Android-Embargo durch Google). In diese Kerbe schlug kürzlich übrigens auch Abraham Liu, Huawei-Vize für Europa in Belgien. Das Handels-Embargo gegen Huawei sei eine Tyrannei der US-Regierung und würde gegen liberale Regeln verstoßen, berichtete Reuters in diesem Zusammenhang. 

Alle 1 Beträge lesen / Antworten
static version load dynamic
Loading Comments
Diesen Artikel kommentieren / Antworten
Teilen Sie diesen Artikel, um uns zu unterstützen. Jeder Link hilft!
> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2019-05 > Interview mit Huawei-Boss: USA zwingen uns zum eigenen Ökosystem
Autor: Alexander Fagot, 22.05.2019 (Update: 22.05.2019)