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Einige Staaten missbrauchen die Corona-Tracking-App zur Massenüberwachung

Es musste wohl so kommen: Die COVID-19-App wird in einigen Ländern als Vorwand benutzt, um Smartphones zur Massenüberwachung zu missbrauchen. (Bild: freestocks)
Es musste wohl so kommen: Die COVID-19-App wird in einigen Ländern als Vorwand benutzt, um Smartphones zur Massenüberwachung zu missbrauchen. (Bild: freestocks)
Amnesty International hat eine Studie veröffentlicht, die elf verschiedene COVID-19-Apps unter die Lupe genommen hat. Das erschreckende Ergebnis: Zumindest drei davon sammeln genügend Daten, um als Massenüberwachung durchgehen zu können, einige haben bereits sensible persönliche Daten online zugänglich gemacht.

Erst gestern haben wir über den Launch der Corona-Warn-App in Deutschland berichtet. Dabei sind wir auch näher auf die gesammelten Daten eingegangen, kurz zusammengefasst lässt sich die App als unbedenklich einstufen – die Regierung sammelt keinerlei GPS-Daten, die Apps speichern nur zufällig generierte IDs, die mit keinen persönlichen Daten verknüpft sind und die nach zwei Wochen auch wieder gelöscht werden.

Doch nicht alle COVID-19-Apps schützen die Daten ihrer Nutzer. Amnesty International hat eine Studie veröffentlicht, in der die Apps von elf Ländern untersucht wurden, und drei davon wurden als bedenklich eingestuft. Untersucht wurden die Apps von Algerien, Bahrain, Frankreich, Island, Israel, Kuwait, Libanon, Norwegen, Qatar, Tunesien und von den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Die gefährlichsten Apps kommen in Norwegen, Bahrain und Kuwait zum Einsatz, denn alle drei sammeln GPS-Daten in Echtzeit, die anschließend auf einem zentralen Server der Regierung gespeichert werden, und die durch eine verpflichtende Registrierung mit den persönlichen Daten des Nutzers verknüpft werden – eine Vorgehensweise, die man klar als Massenüberwachung bezeichnen könnte. Norwegen hat bereits reagiert und den Rollout der App gestoppt.

Die wohl extremste Vorgehensweise war im Königreich Bahrain zu beobachten: Nutzer wurden automatisch zur Teilnahme an einer staatlichen TV-Sendung mit dem Titel "Are You at Home?" angemeldet – eine Option zum Abmelden wurde erst später nachgereicht. In der Show wurden täglich zehn zufällige Nutzer der App ausgewählt, angerufen und gefragt, ob sie Zuhause sind. Falls sie mit "Ja" antworten – und diese Antwort laut den Daten der App korrekt ist – haben sie einen Preis gewonnen.

Die Regierung hat sogar persönliche Daten online veröffentlicht. Wer unter Quarantäne steht, der muss zusätzlich ein Bluetooth-Armband tragen, das die Reichweite des Smartphones niemals verlassen darf, sodass man sein Handy nicht einfach Zuhause lassen kann, um der Überwachung zu entgehen. Wer das Armband abnimmt, der muss mit einer Gefängnisstrafe von mindestens drei Monaten rechnen.

Auch die App von Qatar ist nicht ganz unbedenklich: Die Software besitzt ebenfalls die Möglichkeit, GPS-Daten zu sammeln, auch wenn dieses Feature bislang nicht eingesetzt wird. Darüber hinaus wurden durch ein Datenleck bereits die persönlichen Daten von einer Millionen Nutzer veröffentlicht – ein nicht tragbares Ergebnis bei einer App, deren Nutzung verpflichtend ist.

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Autor: Hannes Brecher, 17.06.2020 (Update: 16.06.2020)