Test Lenovo ThinkPad X1 Carbon G10 Laptop: Alder-Lake P28 ohne durchschlagende Wirkung

Eine relevante Designänderung gibt es tatsächlich: Durch den Einsatz neuer Webcams sah sich Lenovo gezwungen, einen "Reverse Notch" einzuführen. Dabei handelt es sich um einen kleinen Vorsprung, der mittig am Displaydeckel platziert ist. Dadurch lässt sich der Displaydeckel einfacher aufklappen, der Vorsprung dient in dem Fall als Griff.

Modelle mit den neuen Webcams, wie die vorliegende Variante, sind etwa 0,5 mm dicker als das Vorgängermodell.

An den Anschlüssen ändert sich nichts. Das ThinkPad X1 Carbon 2022 bietet neben Thunderbolt 4 auch Legacy-Ports wie USB A und HDMI, trotz des kompakten Gehäuses. Einzig einen SD-Kartenslot vermissen wir bei diesem Modell ein wenig - dass Lenovo auf die große RJ45-Schnittstelle verzichtet, ist dagegen verständlich.

Verglichen zum Vorgänger ist die Intel Wireless AX211 (2x2) als neue Option hinzugekommen, die auch in unserem Testgerät steckt. Anders als die AX201 unterstützt die AX211 den neuen Standard WiFi 6E. In unserem Test haben wir diesen nicht genutzt, aber das WiFi-Modul ist trotzdem schneller als die AX201 des Vorgängers.

In den Benchmarks ist die WiFi-Performance, mit einigen kleineren Schwankungen, ziemlich stabil.

Das X1 Carbon 2022 bietet die meisten typischen Business-Features, wie zum Beispiel dTPM 2.0, ein Kensington-Lock-Slot oder auch einen Fingerprint-Sensor. Nicht dabei ist ein Smartcard-Lesegerät, das bleibt den regulären T/X-Modellen vorbehalten. Neu ist die Computervision-Funktion für die Webcam mit "Human Presence Detection". Das System erkennt, wenn sich der Nutzende vom Gerät entfernt, und sperrt sich automatisch. Diese Funktion ist optional und kann in der Commercial Vantage App deaktiviert werden.

In der vorliegenden Konfiguration hat das Lenovo ThinkPad X1 Carbon Gen 10 drei Jahre Garantie inklusive Vor-Ort-Service. Im Fall eines Defekts wird der Lenovo-Laptop von einem Service-Techniker Vor-Ort zu Hause beim Kunden repariert. International wird das in einen Deport-Service umgewandelt.

Unter den ThinkPads haben die X1-Modelle eine Sonderstellung, nur hier findet sich ein Touchpad aus Glas - wobei, das ist eigentlich überholt. Mittlerweile gibt es mit der ThinkPad Z-Serie eine weitere Modellreihe mit Glas-Touchpad. Der Vergleich mit der Z-Serie ist auch deshalb so interessant, weil Lenovo bei dem ThinkPad Z13 ein neues Touchpad-Design ohne dedizierte TrackPoint-Tasten implementiert. Diese Funktion übernimmt das haptische Trackpad.

Im Gegensatz dazu zeigt sich das ThinkPad X1 Carbon G10 ganz klassisch mit separaten Klicktasten für den TrackPoint und einem mechanischem Touchpad, das nur im unteren Bereich zum Klicken benutzt werden kann. Dadurch ist das Touchpad kleiner, was dessen Qualität aber keinen Abbruch tut. Die glatte Oberfläche ermöglicht ein schnelles und genaues Verschieben des Mauszeigers und eine präzise Ausführung von Gesten wie Zoom, und die Klick-Mechanik ist ebenfalls hochwertig. Der TrackPoint mit seinen Tasten komplettiert den Mausersatz, er eignet sich wesentlich besser für Drag&Drop sowie die schnelle Manipulation des Mauszeigers während Schreibarbeiten. Insgesamt bietet das ThinkPad X1 Carbon Gen 10 immer noch einen Mausersatz, den nur wenige Laptops überbieten können.

ThinkPads sind durchaus bekannt für die Konfigurationsvielfalt. Mit dem ThinkPad X1 Carbon G10 macht Lenovo den Kunden die Modellauswahl nicht gerade einfacher, denn es gibt nun zwei CPU-Klassen: Alder Lake in den Ausführungen U15 und P28, sowohl als vPro-Enerprise als auch die normale vPro-Essentials-Versionen. AMD-CPUs finden dagegen auch weiterhin keinen Platz im ThinkPad X1 Carbon, ebenso wenig gibt es dedizierte GPUs.

Dafür wird der verlötete Speicher auf LPDDR5-5200 aufgerüstet, das Maximum sind 32 GB. Das X1 Carbon 2022 verfügt weiterhin über einen M.2-2280-Slot für eine maximale Kapazität von 2 TB.

Lenovo regelt die Energiemodi über die Windows-Energieeinstellungen. Für unsere Tests haben wir den Leistungsmodus "Beste Leistung" verwendet und dabei den Lenovo Intelligent-Cooling-Modus "Auto" deaktiviert (per FN + T). Damit gilt ein kurzfristiges Powerlimit 1 von 55 Watt und ein langfristiges Powerlimit 2 von 15 Watt. Unseren Wi-Fi-Akkutest haben wir dagegen im Modus "Ausbalanciert" laufen lassen (PL1: 20 Watt / PL2: 11 Watt).

Der Intel Core i5-1250P ist ein Prozessor mit vier plus acht asymmetrischen Kernen (4 P- + 8 E-Kerne) der neuesten Generation Intel Alder-Lake. Als CPU der P-Klasse hat er eine typische TDP von 28 Watt, wobei das heutzutage nur der groben Orientierung dient. Es handelt sich um die vPro-Enterprise-Variante des Intel Core i5-1240P, von dem sich der i5-1250P sonst nicht unterscheidet (Taktraten P-Kern: 1,7 bis 4,4 GHz, E-Kern: 1,2 bis 3,3 GHz). Vergleiche mit anderen Prozessoren ermöglicht die CPU-Liste.

Die Leistung des Lenovo ThinkPad X1 Carbon G10 ist für uns enttäuschend. Zwar ist die Boost-Leistung sehr gut, aber die langfristige Multicore-Leistung bleibt hinter unseren Erwartungen. Bei einer länger anliegenden Last auf allen Kernen ist die Performance nach einer Weile sogar schlechter als beim Vorgängermodell ThinkPad X1 Carbon G9. Der Grund: Die Temperaturgrenzen sind von Lenovo zu streng gesetzt, sodass ein Verbrauch von 20 Watt nicht langfristig gehalten werden kann. Hier könnte ein BIOS-Update eventuell noch eine Verbesserung bringen.

Im Akkumodus ist die CPU-Leistung etwas geringer. Statt 10.058 Punkte im 3DMark-11-Physics-Test erzielt das X1 Carbon 2022 nur 8.773 Punkte ohne angeschlossenes Netzteil, eine Reduktion um rund 13 %.

Die System-Leistung ist gut, im alltäglichen Surf-Betrieb arbeitet der Lenovo-Laptop absolut flüssig. Allerdings zeigt sich in den Benchmarks auch noch einmal, dass die Leistung im Vergleich zum Vorgänger Lenovo ThinkPad X1 Carbon G9 kaum besser geworden ist.

Lenovo setzt auf die Samsung PM9A1, eine NVMe-SSD, die mit dem aktuellen Standard PCIe 4.0 angebunden ist. In diesem Fall hat die SSD eine Kapazität von 512 GB. Im Lenovo ThinkPad X1 Carbon G10 arbeitet sie extrem schnell. Unter Dauerlast kommt es allerdings zu Leistungsschwankungen, was auf ein Hitzeproblem hindeutet. Dieses Problem können wir in letzter Zeit häufiger in unseren Tests beobachten, es scheint also kein Lenovo-exklusives Problem zu sein.