Ayaneo Air 1S Retro Power Gaming-Handheld im Test - Zen4 Power für die Hosentasche

Das Ayaneo Air S1 ist in zwei verschiedenen Gehäusen und vier verschiedenen Farben erhältlich. Aurora White, Polar Black, Retro Power oder Ultra thin & light limited Edition heißen die verschiedenen Modelle. Unser Testgerät ist in der Farbausführung Retro Power gehalten. In hellem Beige mit X,Y,A,B-Tasten in dunklem Magenta und viel Schwarz und Grau erinnert das Gerät farblich an einen klassischen Game Boy oder eher an ein vergilbtes Super Nintendo. Das typische Magenta der Game-Boy-Tasten trift Ayaneo zwar nich, trotzdem wirkt die Farbgestaltung hier insgesamt harmonisch und ruft Erinnerungen an die 90er wach. 

Das Gerät selbst ist kaum größer als eine Sony PSP. Gerade einmal 453 Gramm bringt das Air 1S auf die Waage. Noch einmal fast 50 Gramm weniger wiegt die Thin & Light Ausstattung. Damit fühlt sich das Ayaneo Air 1S Retro Power unglaublich kompakt an. Beim Versuch, dem Handheld mit Kraft ein Biegen oder Knarzen zu entlocken, geben wir auf. Man kann dem Gerät durchaus einige Rage Quits beim Spielen zutrauen. Einzig das OLED Display mit Glasabdeckung machen wir hier als potenzielle Schwachstelle aus. Als größte Unzulänglichkeit bei der Verarbeitung des Handhelds stellt sich die deutlich sichtbare Spritzgusskante am Luftauslass heraus. 

Das Gehäuse selbst ist etwa 21 mm dick, im Bereich der beiden Controller Griffe sogar noch etwas dicker. Dadurch liegt der Handheld gut in der Hand, bleibt aber trotzdem unter 3 cm bei der Dicke und ist damit deutlich flacher als ein Game Boy oder auch das Steam Deck. Insgesamt haben wir hier einen kleinen Handschmeichler in den Fingern, der mit seinen matten Oberflächen auch über einen längeren Zeitraum angenehm zu halten ist. Somit steht auch längeren Spielsessions nichts im Wege.

Und auch das typische RGB-Licht fehlt dem Gaming-Handheld nicht. Um die beiden Thumbsticks liegt jeweils ein RGB-Leuchtring. Dieser ist relativ frei konfigurierbar, kann aber auch Infos zum Ladestand oder anderen Zustandsmeldungen geben.

Ayaneo hat nicht viele Anschlüsse in dem kleinen Gehäuse untergebracht. Unterhalb und oberhalb des Bildschirms befinden sich jedoch je ein USB-4-Port. Beide sind voll ausgestattet, so dass sie sich auch zum Laden oder zum Anschluss externer Hardware und Monitore eignen. An beiden lassen sich 4K60Hz-Monitore betreiben. An der Unterseite des Handhelds befindet sich außerdem ein microSD-Kartenleser. Auf eine Webcam oder eingebaute Mikrofone muss verzichtet werden. Ein Headset kann über einen 3,5 mm Klinkenstecker angeschlossen werden.

WiFi 6E ist mit dem Intel AX 210 an Board. Das kleine Handheld bleibt im 5 GHz WLAN etwas unter den Möglichkeiten des Standards, kann im 6-GHz-Netzwerk an unserem Asus ROG AXE11000 zumindest beim Empfang aber voll überzeugen. Beide Netzwerkverbindungen sind stabil und sollten für entsprechend flüssiges Online-Gaming mehr als ausreichend sein. 

Die geringen Transferraten könnten bei unserem Testgerät auch auf ein falsch verlegtes Antennenkabel zurückzuführen sein. Im Abschnitt Wartung wird dies genauer gezeigt.

Im Ein/Aus-Schalter hat Ayaneo beim Air 1S einen Fingerabdrucksensor integriert. Daneben stehen auch die Sicherheitsfeatures des aktuellen AMD-Prozessors zur Verfügung. Der Ryzen 7 7840U bietet etwa ein TPM 2.0. 

Damit erweist sich der AyaSpace als flexibler Begleiter, der neben einer guten Steuerbarkeit auch stark individualisierbar ist. Leider erstrecken sich die Individualisierungsmöglichkeiten hier nicht auf die Sprache. Ohne Englisch- oder Chinesischkenntnisse kommt man in der Anwendung nicht weiter. Andere Sprachen sind (noch) nicht verfügbar.

Beim Trennen der beiden Gehäusehälften sollte man auch auf das Flachbandkabel zum Fingerabdrucksensor in der Ein/Aus-Taste achten. Dieses ist zwar ausreichend lang, um hier viele Fehler zu verzeihen, aber eine gewisse Gefahr, das empfindliche Kabel zu verletzen, besteht trotzdem. Im Inneren des Handhelds sehen wir eine äußerst komprimierte Ausstattung, die trotzdem viel Raum für Reparaturen lässt.

Wenn man es darauf anlegt, sind auch einige Kritikpunkte erkennbar. So ist das graue Antennenkabel zum WiFi-Modul von Beginn an nicht ordentlich in seine Schlaufe gelegt und wird auch auf dem Antennen- und Lautsprechermodul nicht vernünftig geführt, obwohl hier eigentlich entsprechende Aussparungen vorgesehen sind. Die Folge hier ist ein leicht gequetschtes Kabel. Ein weiterer Kritikpunkt unsererseits ist der kleine Garantiesticker. Aber dieser ist kaum ernst zu nehmen, da er sich leicht und in einem Stück ablösen ließ. So könnte man nach Herzenslust am Gerät herumschrauben und anschließend den Sticker wieder aufbringen.

Wir finden jedoch mehr positive, denn negative Punkte im Inneren des Ayaneo Air 1S. Uns überrascht, dass der Hersteller trotz kompakter Bauform auf Standardbauteile bei WiFi-Modul und M.2-2280-SSD setzt. Nur der mit 32 GB großzügig bemessene Arbeitsspeicher ist fest verlötet. Abseits davon sind viele weitere modulare Komponenten vorhanden, die wir auch schon einzeln im Onlinestore von Ayaneo entdeckt haben.

Beim Zusammenbau fällt uns auf, dass hier die Trigger-Tasten sowohl links als auch rechts gesteckt werden könnten. Wer sich nicht sicher ist, wo welche Taste hingehört, findet auf den Befestigungspunkten jedoch auch eine Beschriftung.

Letztlich zeigt das Ayaneo Air 1S, dass Laptophersteller sich wohl viel zu häufig mit der gewünschten Kompaktheit von Laptops herausreden, wenn es um Modularität geht. Denn Ayaneo macht vor, wie man ein leicht zu reparierendes Gerät baut, an dem viele Teile tauschbar sind, obwohl es in die Hosentasche passt.

Einzig die eingebauten Vibrationsmotoren erweisen sich als etwas schwach. Man spürt zwar ein gewisses Rumble, aber so deutlich wie beim XBOX- oder Playstation-Controller ist die Vibration hier bei weitem nicht. Allerdings muss man auch hier das Gewicht des kleinen Handhelds berücksichtigen. Ein Dualsense der PS5 kommt auf 281 Gramm, das Ayaneo Air 1S ist nicht einmal 200 Gramm schwerer. Der Gewichtsanteil der haptischen Motoren dürfte hier also deutlich geringer sein.

Alle Ayaneo Air 1S kommen mit dem AMD Ryzen 7 7840U. Je nach Ausstattungsvariante sind dann unterschiedliche Speichergrößen verbaut. Unser Gerät hat mit 32 GB Arbeitsspeicher und 2 TB Festspeicher eine gehobene Ausstattung. Von den 32 GB Arbeitsspeicher werden bis zu 16 GB für die Radeon 780M reserviert. Damit kann der Grafikchip im Testgerät zeigen, was in ihm steckt. 

Der AMD Ryzen 7 7840U ist ein High-End-Prozessor, der mit einer geringen TDP viel Leistung erbringen kann. Dafür sorgt unter anderem der moderne 4-nm-FinFET-Prozess, mit dem der Prozessor von TSMC gefertigt wird. Acht Kerne mit 16 Threads arbeiten hier und werden von einer Radeon 780M unterstützt. Die APU im Ayaneo ist auf dem Papier fast identisch zum AMD Ryzen Z1 Extreme, welche etwa im Asus ROG Ally Z1 Extreme oder im Lenovo Legion Go zum Einsatz kommt.

Der Prozessor erreicht in den Benchmarks der Multi-Core-Leistung etwa 15 % weniger als der Z1 Extreme im ROG Ally. Dieser kann jedoch auch auf 30 Watt Dauerleistung und 43 Watt Boostleistung zurückgreifen. Mit 30 bis 50 % mehr elektrischer Leistung sieht der Leistungsvorsprung des ROG Ally in den Benchmarks somit sehr gering aus. Bei der Multicore-Leistung in Kombination mit einer geringen TDP geben sich die AMD Prozessoren im Vergleich insgesamt sehr stark. Dies zeigt auch ein kurzer Vergleich mit dem Lenovo ThinkBook Plus Gen 4. Dieses liegt trotz ähnlichem PL1 deutlich hinter dem Ayaneo bei der Prozessorleistung.