CES 2018: Unsere Eindrücke von der größten Show des Jahres
Einleitung
In Sachen Elektronik-Shows ist die CES sicherlich die Nummer 1. Neben den neuesten Innovationen und Highlights der Hersteller ist es auch eine gute Möglichkeit, einen Eindruck für die Trends der kommenden Monate zu erhalten. Wir konnten uns in diesem Jahr viele neue Produkte vor Ort ansehen und präsentieren nachfolgend einige der neuen Produkte.
Notebooks
CPU- und GPU-Technologie
Zu den wichtigsten Ankündigungen im Bereich Hardware auf der diesjährigen CES gehörten sicherlich Intels Kaby-Lake-G-Prozessoren (8. Generation) mit einer integrierten Radeon-RX-Vega-GPU. Die neuen Prozessoren platzieren sich zwischen den U-Modellen (Mainstream) und den H-Modellen (Performance). Mit 24 Compute Units (CUs) kommt die integrierte Radeon RX Vega auf mit grafisch anspruchsvollen Aufgaben zurecht. Der kombinierte Chip nimmt deutlich weniger Platz ein als traditionelle CPU/dGPU-Kombinationen, was dünnere und leichtere Geräte ermöglicht. Dank der Möglichkeit bis zu neun 4K-Displays anzusteuern und der dynamischen Energieverwaltung zwischen den beiden Komponenten wird der SoC bei den Herstellern sicherlich sehr beliebt sein. Die Ankündigung wurde aber auch durch Sorgen der Meltdown- und Spectre-Schwachstellen begleitet. Intel CEO Brian Krzanich hat während seiner Keynote die Maßnahmen gegen diese Exploits hervorgehoben. Bisher waren die Ergebnisse aber eher gemischt, doch zumindest scheint das Problem es bei den großen Chipherstellern einen hohen Stellenwert einzunehmen.
Dieses Jahr erwarten wir von AMD und Qualcomm deutlich mehr Konkurrenz für Intel. AMD hatte im letzten Jahr bereits einen erfolgreichen Ryzen-Start und die neuen Laptop-CPUs schlagen sich im Vergleich zu Intels schnelleren sowie teureren Chips sehr gut. Mit Ryzen 3 Mobile soll der günstige Markt bedient werden, welcher bisher den Core-i3-CPUs gehört. Dann gibt es noch die dedizierten Vega-Mobile-GPUs mit HBM2-Speicher, die vermutlich gegen Nvidias Max-Q-Modelle antreten sollen. Nvidia hat ohne viel Aufsehen die GTX 1050 Max-Q und die 1050 Ti Max-Q als mögliche Antwort auf Intels Kaby-Lake-G angekündigt. Die Kombination aus Ryzen Mobile und einer Radeon Vega GPU könnte ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet.
Mit den Ryzen Pro-APUs (zusätzliche Sicherheitsfunktionen) zielt AMD auch auf den Geschäftsbereich. Aufgrund der jüngsten Sicherheitsprobleme von Intel könnten sich einige Firmen überlegen, auf AMD umzusteigen.
Qualcomm ruht sich ebenfalls nicht auf seinen Erfolgen aus. 2018 soll das Jahr der Always-Connected-Notebooks werden und wir erwarten in Kürze einige neue Geräte mit dem Snapdragon 835. Den neuen Snapdragon 845 gab es auf der CES nicht zu sehen, doch das sollte sich im Laufe des Jahres noch ändern. Diese unterstützen Windows 10 auf ARM und neben UWP-Apps laufen auch traditionelle Win32-Programme, all das bei einer Laufzeit von mehr als 22 Stunden. Als Konkurrenten für Intel-Systeme konnten wir uns das Asus NovaGo, Lenovo Miix 630 & HP Envy x2 ansehen. Alle Geräte verwenden den Snapdragon 835, mindestens 4 GB RAM und 128-GB-UFS-Speicher samt Always-On 4G-LTE-Konnektivität. Das kling auf dem Papier zunächst sehr gut, und die Systeme sehen auch gut aus, doch der hohe Einstiegspreis (aktuelle ab rund 800 US-Dollar) könnte zum Problem werden. In diesem Preisbereich gibt es nämlich Alternativen mit mehr Leistung.
Lenovo
Bei Lenovo gab es die neuen Modelle der ThinkPad-Baureihe, allen voran das ThinkPad X1 Carbon. Es bekommt nun endlich auch die neuen Kaby-Lake-R-CPUs. Uns gefällt besonders, dass man beim X1 Carbon zugunsten der Mobilität nicht auf grundlegende Dinge verzichten muss. Man bekommt entweder ein WQHD-HDR-Panel oder einen Full-HD-Bildschirm. Bei beiden Modellen ist der Bildschirmrand nun schmaler. Viele Hersteller folgen dem Beispiel von Apple und bieten nur noch USB-C-Anschlüsse an, doch nicht so beim X1 Carbon. Unserer Meinung nach ist das eine sehr gute Entscheidung.
Zu den weiteren Lenovo Notebooks gehören das ThinkPad T480, T480s und das T580. Dabei handelt es sich jedoch um eher kleine Updates. Dann wären da noch das ThinkPad X280 und ThinkPad X380 Yoga, die beide kompakter ausfallen und mit stärkeren Komponenten erhältlich sind. Auf die Power-Bridge-Technologie mit dem austauschbaren Akku sowie den Ethernet-Stecker muss man beim X280 in Zukunft aber leider verzichten, was einigen Nutzern nicht gefallen dürfte. Das X380 Yoga ist hingegen ein Update des Yoga 370. Abschließend bleiben noch die ThinkPads der L-Serie, die einen günstigen Einstieg in die Business-Welt bieten.
Dell
Als nächstes ist Dell an der Reihe. Das neue XPS 13 wurde mit Spannung erwartet und Dell preist vor allem die hochwertigen Materialien des Gehäuses an. Wir konnten vor Ort sowohl das XPS 13 9370 als auch das XPS 15 2-in-1 sehen. Das kleine XPS 13 ist neben dem bekannten Schwarz nun auch in Rosegold verfügbar. Die beiden Modelle haben einen guten ersten Eindruck hinterlassen, allerdings gibt es nur noch USB-C-Anschlüsse.
Wir hoffen, dass Dell endlich die Probleme mit dem Spulenfiepen in den Griff bekommen hat. Dell verbaut im XPS 13 nun einen weiteren Lüfter, doch wir werden noch sehen wie das dünnere Gehäuse mit den Quad-Cores zurechtkommt. Im ersten Test hat sich bereits gezeigt, dass die Leistungsentfaltung im Vergleich zum dickeren 9360 besser ausfällt.
Das Highlight des neuen XPS 15 2-in1 ist der neue Kaby-Lake-G-SoC samt Radeon-Vega-GPU. Während das neue XPS 15 im zweiten Quartal erwartet wird, bietet das XPS 15 2-in-1 viel Leistung als Convertible. Leider tauscht Dell die SD-Leser gegen microSD-Leser aus, und auch der USB-C-only Ansatz führt zu einigen Problemen. Die schwebende "Mag-Lev"-Tastatur fühlte sich beim ersten Test nicht besonders speziell an; der kurze Tastenhub könnte sich sogar als Problem herausstellen. Laut Dell hält die Tastatur aber 12 bis 13 Millionen Anschläge aus, bevor es zu Gebrauchserscheinungen kommt.
Acer
Als Acer angekündigt hat, das dünnste Notebook auf der CES vorzustellen, waren wir natürlich neugierig. Wir haben uns das Swift 7 daher am Stand von Acer angesehen. Mit einer Bauhöhe von gerade einmal 8,99 mm macht das 2018er Swift 7 auf jeden Fall was her. Die dünne Konstruktion wird durch einen passiv gekühlten Intel Core i7-7Y75-Prozessor ermöglicht, der für simple Aufgaben wie das Surfen im Internet oder Office-Anwendungen ausreicht. Das neue Swift 7 bietet eine beleuchtete Tastatur, einen Touchscreen, ein integriertes LTE-Modem sowie ein Touchpad, das man nur antippen, aber nicht klicken kann. Das neue Modell stellt zwar eine Verbesserung gegenüber dem alten Modell dar, doch 1.700 US-Dollar sind angesichts der CPU-Leistung recht viel.
Mobiles und VR
Auf der CES gab es nicht viel Neues im Bereich Smartphones und VR zu sehen – dafür gibt es den Mobile World Congress im Februar. Einige Ankündigungen gab es aber dennoch.
Razer Project Linda
Es gab bereits viele Versuche, ein Smartphone mit einem PC zu kombinieren. Es gab das Ubuntu Phone mit einem Convergence-Mode, doch das ist zusammen mit dem Projekt eingestellt worden. Microsofts Lösung hieß Continuum auf Windows 10 Mobile (W10M), mit dem man das Smartphone in einen Desktop verwandeln konnte. Allerdings war das nicht der erhoffte Erfolg, und Continuum wurde nicht weiterentwickelt. Auch Samsung hat bietet bei seinen Flagship-Smartphones Samsung DeX. Project Linda unterscheidet sich jedoch von diesen Ansätzen, denn ein Android-Smartphone wird zu einem vollwertigen Notebook. Das Konzept nutzt einen Stealth-artigen Laptop mit einem Einschub für ein Razer Smartphone im Bereich des Trackpads. Es dient dann als Trackpad und zusätzlicher Bildschirm. Wie Razers Project Valerie handelt es sich jedoch nur um eine Machbarkeitsstudie. Es ist trotzdem schön, dass die Hersteller in diese Richtung forschen.
HTC Vive Pro
HTC hat auf der CES sein Vive Pro Headset gezeigt. Abgesehen von der höheren Auflösung unterscheidet es sich aber nicht vom originalen Vive. Wir konnten vor Ort Doom VFR antesten und es hat Spaß gemacht. Die höhere Auflösung hilft der VR-Erfahrung und insgesamt hat die Hardware einen guten Eindruck hinterlassen, doch Doom VFR hatte Probleme damit, die Bewegungen umzusetzen.
Huawei Honor 7X und Honor View 10
Honor verkauft seine Smartphones nun auch in den USA. Dazu gehören das 7X (Mittelklasse) und das beinahe Flagschiff V10, auch View 10 genannt. Dieses kann es locker mit dem Mate 10 aufnehmen und konkurriert direkt mit dem OnePlus 5T.
Vivo X20 Plus mit Fingerabdruck-Scanner im Display
An biometrischen Authentifizierungsmethoden im Display wird schon seit einiger Zeit gearbeitet. Vivo zeigt nun das erste Smartphone mit einem Fingerabdruckscanner im Bildschirm. Auf der CES hatte es noch keinen Namen, doch es soll Vivo X20 Plus UD heißen und Ende Januar verfügbar sein. Wir konnten das Gerät nicht ausführlich vor Ort testen, doch der Scanner arbeitete recht zuverlässig. An die Geschwindigkeit eines normalen kapazitiven Scanners kommt er aber noch nicht heran. Derzeit ist die Technologie noch auf AMOLED bzw. OLED-Displays beschränkt und wir dürften in Zukunft auch immer mehr Smartphones mit dieser Technik sehen.
Sonstiges
Es gab noch weitere Produkte, die unser Interesse geweckt haben. Dazu gehört beispielsweise das Asus Bezel-Free-Kit, Nvidias 65-Zoll G-Sync-HDR-Display und das Mirabook Laptop Dock.
Asus Bezel-Free Kit
Das Bezel-Free-Kit von Asus ist ein cleverer Weg, die Bildschirmränder zu verstecken, wenn man mehrere Bildschirme nebeneinander verwendet. Es handelt sich um vertikale Spiegel und Halterungen, die das Licht reflektieren, um einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen. Man benötigt keine zusätzliche Software oder Hardware, womit es eine sehr simple Lösung ist. Allerdings scheint Asus eine recht hohe Preisvorstellung zu haben und die Ergebnisse auf der Messe waren nicht perfekt.
NVIDIA 65-Zoll G-Sync HDR Display
Nvidia hat seine Big Format Gaming Display (BFGD)-Initiative mit einem 65 Zoll großen 4K-Panel vorgestellt, welches 120 Hz, G-Sync und HDR unterstützt. Das Produkt war durchaus beeindruckend, doch es ist teuer und wird damit vermutlich ein Nischenprodukt bleiben. Einen integrierten Tuner gibt es nicht, allerdings wird Nvidias eigener Shield TV unterstützt und damit 4K-HDR-Streaming via Amazon Video und Netflix ermöglicht. Der GeForce NOW Streaming-Service wird ebenfalls unterstützt. Zu den Preisen gibt es noch keine genauen Infos, doch es wird wohl kein günstiger Spaß.
Mirabook Laptop Dock
Das Mirabook Laptop Dock ist ein weiterer Versuch, aus einem Smartphone einen Laptop zu machen. Die erste Version des Laptops wurde bereits auf der CES 2017 gezeigt, doch das diesjährige Modell machte einen deutlich ausgereifteren Eindruck. Ausgestattet mit einem 13,3 Zoll großen Full-HD-Panel, HDMI, USB-C, SD-Leser und langer Akkulaufzeit unterstützt das Mirabook jetzt Samsung Dex, Razer Phone und Windows 10 Mobile Smartphone mit Continuum. Die Hardware ist mit dem guten Display und der ordentlichen Verarbeitung vielversprechend.
Zusammenfassung
Anhand unserer Eindrücke auf der diesjährigen CES kommen wir zu folgenden Schlussfolgerungen für das kommende Jahr:
- Das Rennen um dünnere Displays und Bildschirmränder hat gerade erst begonnen und wir werden dieses Jahr noch viele solcher Designs sehen.
- Sicherheit war dieses Jahr (richtigerweise) ein großes Thema bei allen großen Herstellern, die für mehr vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen plädieren.
- Intel kann sich nicht ausruhen, denn die Konkurrenz von AMD und Qualcomm wird zunehmend stärker.
- Wir werden stärkere GPUs in dünnen Geräten sehen. Dazu gehören die neuen Kaby-Lake-G-Chips und auch Nvidias GTX 1050/Ti-MaxQ-Modelle gehen in diese Richtung.
- Convertibles und 2-in-1-Geräte sind weiterhin beliebt und werden immer besser & schneller – was man auch am Dell XPS 15 2-in-1 oder dem HP Spectre x360 sieht.
- Always-Connected-PCs und Smartphones, die sich in Laptops verwandeln, könnten Fahrt aufnehmen, da sich viele Hersteller zunehmend mit den ARM SoCs beschäftigen.
- Fingerabdruckscanner in Smartphone-Displays werden schon bald zum Standard werden, was auch zur größeren Verbreitung von OLED/AMOLED-Displays in verschiedenen Preisbereichen führen wird.
- Dank Nvidias GeForce Now und HP's Omen Game Streaming Service können bald auch Besitzer von günstigen PCs AAA-Titel genießen.
Insgesamt war die diesjährige CES sehr interessant. Es war zwar nicht die wegweisendste Show, doch man konnte ganz klare Trends der Technikbranche erkennen. Das nächste Event wird der Mobile World Congress (MWC) Ende Februar in Barcelona sein, bei dem es vorrangig um Smartphones und mobile Technologien geht. Notebookcheck wird auch dort vor Ort sein und sich alle neuen Produkte ansehen.