Benchmarkcheck: Risen 2
Die Werke von Piranha Bytes erkennt man nicht nur an ihrem einzigartigen Design, sondern auch an der rauen Stimmung und den deftigen, sympathischen Dialogen. Mit dem teils bockschweren Gothic hat der Entwickler vor über zehn Jahren so manches Spielerherz erobert. Nach dem gelungenen Nachfolger Gothic II (2002) und dessen Addon "Die Nacht des Raben" (2003) geriet der Entwickler allerdings in Schieflage.
Der extrem verbuggte dritte Teil (2006) mündete in einem Zerwürfniss mit dem inzwischen insolventen Publisher JoWooD. Einige Gothic-Fans ahnten schon das Schlimmste, jedoch kam Piranha Bytes kurze Zeit später bei Deep Silver (bzw. Koch Media) unter. Risen, das erste Ergebnis der Kooperation, wurde 2009 veröffentlicht und heimste – trotz antiquierter Spielelemente – zahlreiche Awards ein.
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Details
Beschreibung
Gut 2.5 Jahre später präsentiert der Entwickler einen interessanten Schauplatz- und Technologiewechsel: Piraten und Eingeborene statt Söldner und Banditen, Pistole und Flinte statt Armbrust und Bogen, Voodoo anstelle von Magie. Auf den ersten Blick mögen die Änderungen umwälzend sein.
Wenn man Risen 2 ein paar Minuten spielt, wird jedoch schnell klar, dass sich die Serie im Kern treu bleibt. Von den schroffen Charakteren mit ihren markigen Sprüchen über die ungemein detailverliebte und organisch aufgebaute Welt bis hin zu alten Macken wie der teils grenzdebilen KI: Risen 2 atmet den Geist der Vorgänger. Wir haben den Titel rund vier Stunden ausprobiert und wollen Ihnen nun kurz von unseren Erlebnissen berichten.
Stärken
Eine der größten Stärken der Piranha Bytes-Spiele ist die tolle Atmosphäre. Egal ob wir am Strand entlang flanieren, uns durch den Urwald schlängeln oder ein Dorf besuchen: Man merkt dem Programm an allen Ecken und Enden an, dass es mit viel Liebe von Hand gebaut wurde. Während bei anderen Titeln oft nach ein paar Minuten die Orientierungslosigkeit droht, schafft es Piranha Bytes jeden Winkel einzigartig zu gestalten. Hier eine kleine Höhle, dort eine versteckte Truhe – es gibt immer etwas zu erkunden. Oder anders formuliert: Ein Abweichen vom Hauptweg wird stets belohnt.
Grundsätzlich machen die Landschaftsarchitektur und die Vegetation einen sehr glaubwürdigen Eindruck. Fauna und Flora breiten sich teils eindrucksvoll vor dem Spieler aus. Bei den Siedlungen hat sich der Hersteller ebenfalls recht viel Mühe gegeben. Überall entdeckt man nette Details wie Wäscheleinen, Kräuterbüschel oder aufgespießte Fische (siehe Bilder), welche die Szenerien zum Leben erwecken. Zwar halten sich die Interaktionsmöglichkeiten in Grenzen, uns hat das aber nicht wirklich gestört. Die fließenden Tag-Nacht-Wechsel imponieren derweil mit einem einzigartigen Farbspiel.
Ein riesiges Lob müssen wir dem Entwickler auch für den Soundtrack aussprechen. Wie die Vorgänger bezaubert Risen 2 mit sehr angenehmen Hintergrundklängen, die keineswegs aufdringlich sind und sich stimmig ins Gesamtbild fügen. Viele Stücke orientieren sich an älteren Werken, wurden jedoch – passend zum Piraten-Thema - um neue Facetten erweitert. Die Synchronisation kann ebenfalls überzeugen. Sowohl die deutschen als auch die englischen Sprecher liefern einen hervorragenden Job ab. Insgesamt liegt der Titel atmosphärisch definitiv auf Augenhöhe mit Konkurrenten wie Skyrim oder The Witcher 2.
Doch wie sieht es mit der Bedienung und dem Gameplay aus? Die Steuerung war in der Vergangenheit nicht unbedingt eine Paradedisziplin von Piranha Bytes. Mit Grauen erinnern wir uns beispielsweise an die verkorksten Inventare von Gothic I und II. Zumindest in diesem Bereich können wir Entwarnung geben: Die Menüs sind intelligent aufgeteilt und gut strukturiert. Per horizontaler Leiste wechselt man komfortabel zwischen dem Logbuch, der Seekarte, dem Inventar und dem Charaktermenü (schöne Mischung aus Einsteigerfreundlichkeit und Umfang). Je nach Fenster ergeben sich dann weitere (Unter-)Kategorien.
Wer nicht ständig durch die Gegend trotten will, freut sich zudem über eine Schnellreisefunktion für besuchte Orte. Ganz gelungen ist die Steuerung jedoch nicht, wo wir bei den Minuspunkten angelangt wären.
Schwächen
Wenn man durch die Spielwelt rennt und mit dem ein oder anderen Objekt in Kontakt kommt, offenbart das Bewegungsrepertoire diverse Macken. So bleibt man „dank“ der nicht perfekten Kollisionsabfrage zuweilen an Levelbausteinen hängen oder tritt leicht durch sie hindurch. Tiere und Gegner haben indes manchmal Koordinationsprobleme und laufen im Kreis oder schlagen komische Haken (was wohl auch an der serientypisch dürftigen KI liegt). Ganz zu schweigen von den – wieder einmal - lächerlichen Sprung- und Fallanimationen des namenlosen Helden.
Allgemein sind die Animationen nicht mehr zeitgemäß. Figuren bewegen sich hölzern und puppenhaft, eine Mimik ist kaum erkennbar. Viele Titel schneiden hier deutlich besser ab. Auch bezüglich Polygonmenge und Texturqualität ist Risen 2 veraltet. Gegenstände wirken oftmals kantig, Oberflächen sind teils relativ matschig. Hinzu kommt eine unsaubere Programmierung, die von aufploppenden Objekten und sichtbar wechselnden Qualitätsstufen bis hin zu flimmernden Texturen reicht. Am meisten hat uns genervt, dass je nach Entfernung manchmal die Größe von Pflanzen variiert ("Zoom-Effekt").
Hauptkritikpunkt ist derweil das verkorkste Kampfsystem. Piranha Bytes hatte damit schon immer Probleme, wobei zumindest der Vorgänger eine brauchbare Variante bot. Risen 2 macht hier einen deutlichen Rückschritt. Während Kämpfe gegen menschliche Widersacher noch halbwegs ordentlich funktionieren und bisweilen einen Hauch von Taktik versprühen (Stichwort „schmutzige Tricks"), arten Auseinandersetzungen mit Tieren häufig in Klickorgien aus. Da letztere nicht geblockt werden können, wird man entweder „dauergetroffen“ oder prügelt die armen Viecher bis zur Bewusstlosigkeit. Okay, ganz so schlimm wie bei den berüchtigten Gothic 3-Wölfen bzw. Wildschweinen ist es nicht, momentan bereitet ein Zusammentreffen mit Kreaturen dennoch wenig Freude.
Erzählerisch liefert der Titel eine ordentlichen Vorstellung ab. Zwar wird beim Stroytelling und der Inszenierung lange nicht das Niveau eines Mass Effect 3 erreicht, zum Weiterspielen ist aber genügend Motivation vorhanden. Die Quests schlagen in eine ähnlich Kerbe: Ganz passabel, jedoch nicht weltbewegend. Als Gothic-Fan der ersten Stunde kann man die genannten Mängel gut verschmerzen. Risen 2 ist unserer Ansicht nach eine gelungene Fortsetzung, welche die Tugenden und Markenzeichen der Serie erbt – im Guten wie im Schlechten.
Benchmark
Je nach Umgebung schwankt die Bildwiederholrate ziemlich kräftig. In Gebieten mit wenig Bodenbewuchs (z. B. am Strand) wirkt Risen 2 oft deutlich flüssiger als mitten im Dickicht oder in bewohnten Siedlungen. Grund: Bei letztgenannten hat das Spiel wesentlich mehr Objekte, Texturen und Schatten zu berechnen.
Damit Sie sicher gehen können, dass der Titel in jeder Situation akzeptabel läuft, haben wir eine extrem anspruchsvolle Sequenz gewählt. Ausgangslage bildet die Insel Takarigua, auf der der Held nach dem Tutorial eintrifft. Wie Sie im nachfolgenden Video sehen können, rennen wir vom Schiff aus ins Landesinnere. Der Weg führt durch eine Siedlung, die schnurstracks durchquert wird. Nach den Häusern geht es einen kleinen Hügel hinauf, auf dem eine Art Gefängnis thront. Sobald wir vor dem Wächter Carter stehen, beenden wir die Aufzeichnung mit dem Tools Fraps.
Die ermittelten Werte sind dabei rund 10-20 fps niedriger, als man üblicherweise im Schnitt erreicht. Folge: Man kann den Titel auch dann ordentlich zocken, wenn beim Benchmark nur 20-30 fps herauskommen. Für ein durchweg angenehmes Spielerlebnis sollte der Wert jedoch über 30 liegen.
Settings
Im Optionsmenü bieten sich viele Einstellungsmöglichkeiten. Bei „Video“ kann man neben der Auflösung auch die Bildwiederholfrequenz regeln und VSync (verhindert Zeilenverschiebungen) aktivieren bzw. deaktivieren. Noch mehr Stellschrauben gibt es unter „Graphics“. Antialiasing (= Kantenglättung) wird ebenso angeboten wie eine zwei- bis 16-fache anisotrope Filterung (schärft entfernte Texturen).
Schade: Ein globaler Detailregler existiert nicht, man muss die jeweiligen Optionen von Hand auf Low, Medium, High oder Ultra stellen (manche Effekte lassen sich komplett ausschalten). Prima ist hingegen, dass die Grafik direkt im laufenden Spiel geändert werden kann. Um unsere Settings nicht detailliert erläutern zu müssen, folgen jetzt entsprechende Screenshots.
Die unterschiedlichen Grafikoptionen machen sich deutlich bemerkbar. Bei niedrigen oder mittleren Details leiden nicht nur die Schatten- und Texturqualität, sondern auch die Distanzdarstellung und der Bodenbewuchs. Das Spiel blendet nur noch wenige bis überhaupt keine Gräser ein, was erheblich auf die Stimmung drückt. Entfernten Objekten mangelt es darüber hinaus an Kontur und Detailreichtum. Kurzum: Erst mit hohen oder sehr hohen Details kommt der Titel adäquat zur Geltung.
Resultate
Um Risen 2 in einer ordentlichen Qualität genießen zu können, sollte das Notebook über eine Grafikkarte der oberen Mittelklasse verfügen. Einsteiger-Lösungen wie die HD Graphics 4000 befeuern den Titel lediglich mit niedrigen Grafikoptionen halbwegs anständig. Beliebte Preis-Leistungsknaller wie die GeForce GT 630M eignen sich höchstens für die mittlere Stufe.
Wer hohe Details und 1600 x 900 Pixel flüssig spielen will, benötigt schon eine der unteren High-End-Grafikkarten (z. B. die GeForce GTX 560M). Maximale Details und 1920 x 1080 Bildpunkte bleiben Luxus-Modellen auf Niveau der Radeon HD 6990M vorbehalten.
Fazit
Risen 2 ist weder technisch noch inhaltlich ein Vorzeigetitel. Aufgrund des spannenden Szenarios und der liebevollen Umsetzung sollte man dem Rollenspiel aber trotzdem eine Chance geben. Die Atmosphäre ist in unseren Augen top und tröstet über manche Schwäche hinweg. Die volle Wirkung entfaltet Risen 2 jedoch nur mit einem potenten Multimedia- oder Gaming-Notebook.
Testsysteme
Ein Großteil der Ergebnisse stammt von Geräten der Firma Schenker-Notebooks (mysn.de). Vielen Dank für den Support!
- Schenker XMG P501 (Core i7-2630QM, GeForce GTX 560M, GTX 580M, Radeon HD 6970M & HD 6990M, 8 GB RAM)
- Schenker XMG A501 (Core i7-2630QM, HD Graphics 3000 & GeForce GT 555M, 8 GB RAM)
- Schenker Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M, 4 GB RAM)
Die restlichen Benchmarks wurden mit diesen Notebooks durchgeführt:
- One M73-2O (Core i7-3720QM, HD Graphics 4000 & GeForce GT 650M GDDR5, 8 GB RAM)
- Acer TravelMate 7740G (Core i5-430M, Radeon HD 5650M, 4 GB RAM)
Abgesehen vom Xesia M501 (ForceWare 296.17) und One M73-2O (ForceWare 295.93) kam als GPU-Treiber jeweils die ForceWare 296.10 respektive der Catalyst 12.4 zum Einsatz.
Weitere Grafikkartenbenchmarks finden Sie in folgender, laufend aktualisierter Liste:
Weitere Spiele-Benchmarks und Grafikkarten finden Sie in unserer Spiele-Benchmark-Liste.