Wolfenstein: The New Order Benchmarks
Technik
Mit der Tech-5-Engine hat Computer-Guru id Software eine relativ ungewöhnliche Technik auf die Beine gestellt, die in vielerlei Hinsicht von den Produkten der Konkurrenz (Crytek, Epic, DICE etc.) abweicht. Größte Stärke der id Tech 5 ist der hohe Abwechslungsreichtum. Dank der riesigen Texturflächen (auch MegaTextures genannt) gibt es – im Gegensatz zu anderen Engines – kaum Wiederholungen, was die Objekttapeten betrifft. Dadurch wirkt beinahe jedes Eck einzigartig, und die Levels erscheinen wie aus einem Guss. Als weiterer Vorteil entpuppt sich – wenn man einmal den Videospeicher ausklammert – der moderate Hardware-Hunger.
Ganz frei von Schwächen ist die id Tech 5 allerdings nicht. Neben dem Umstand, dass The New Order über 40 GByte auf der Festplatte belegt, wäre auf der negativen Seite die Texturqualität zu nennen, welche doch sehr stark schwankt. Während manche Oberflächen recht scharf sind und mit hübschen Glanz- oder Reflexionseffekten punkten, machen andere Objekte einen sehr matschigen und altbackenen Eindruck. Stellenweise könnte man The New Order für ein fünf Jahre altes Spiel halten. Dass Texturen bei flotten Kameraschwenks sichtbar nachgeladen werden, ist in der Anfangsphase auch störend. Dieses Manko hätte id Software in der Zwischenzeit beseitigen müssen.
Hinzu kommt der enorme Speicherhunger des Titels. So ist die Ultra-Stufe nur bei Grafikkarten verfügbar, die mindestens drei GByte VRAM enthalten. Auf unserem Desktop-System, das zur Ermittelung einer passenden Benchmark-Sequenz diente, gab Windows – trotz bärenstarker GeForce GTX 660 Ti – hin und wieder die Fehlermeldung aus, dass der Speicher knapp wird.
Beim Thema Auflösung hat The New Order ebenfalls Schwierigkeiten. So orientiert sich das Spiel an der aktuellen Desktop-Einstellung und bietet darüber hinaus nur ein paar zusätzliche Auflösungen im passenden Format an. Im Falle eines FHD-Displays wären das 1.920 x 1.080, 1.600 x 900 und 1.280 x 720. »Dank« eines Bugs zeigt das Grafikmenü manchmal auch eine völlig abstruse Pixelmenge und Monitornummer an.
Immerhin findet keine automatische Anpassung der Grafikoptionen statt, so dass das Game stets mit 60 fps läuft (Rage lässt grüßen). Am 60-fps-Lock kommt Wolfenstein indes nicht vorbei – egal, ob die vertikale Synchronisation aktiviert ist oder nicht. Lob verdienen die Entwickler für die Tatsache, dass man die Settings direkt im Spiel ändern kann (ohne Neuladen). Zwar tummeln sich im erweiterten Grafikmenü »nur« knapp 10 Optionen, über die Presets ist aber ein schnelles Umschalten der Gesamtqualität möglich. Die optischen Unterschiede halten sich jedoch in Grenzen (vergleiche Screenshots).
Das Urteil zum Spiel selbst fällt weitgehend positiv aus. Das schwedische Entwickler-Studio MachineGames, welches sich aus ehemaligen Starbreeze-Mitarbeitern zusammensetzt, hält an der düsteren Atmosphäre vergangener Produktionen fest (allen voran Chronicles of Riddick). Die Befürchtung, dass Wolfenstein: The New Order eine hirnlose 08/15-Ballerei von der Stange ist, wird in den ersten Spielstunden der recht langen Kampagne zerstreut.
Trotz der (gewillt) absurden Story und überzeichneten Charaktere, die stilistisch an Inglourious Basterds von Quentin Tarantino erinnern, schlägt The New Order durchaus ernste und zum Nachdenken anregende Töne an. Der Balanceakt aus Action-Spaß und gehaltvoller Erzählung gelingt nur wenigen Computerspielen, wobei man natürlich kein literarisches Meisterwerk erwarten darf. The New Order schafft es jedenfalls, die teils derben Grausamkeiten in einen Kontext zu stellen und sich nicht an der eigenen Gewaltpräsentation zu ergötzen (hat jemand Call of Duty gesagt?). Es bleibt meist ein ironischer bzw. sarkastischer Unterton gewahrt, welcher dem Action-Genre häufig fehlt.
Überraschend ist auch das eingebaute Schleichsystem, das zwar qualitativ weit hinter echten Stealth-Vertretern wie Splinter Cell oder Thief zurückbleibt (unzerstörbare Lampen, kein Tragen von Leichen, mageres Feedback...), jedoch eine alternative Vorgehensweise ermöglicht. Generell steuert sich Wolfenstein äußerst flott und angenehm, was man von nahezu allen Titeln auf id Basis kennt.
In der »Casual-Autoheilungs-Epoche« ist es außerdem sehr erfrischend, Gesundheit, Rüstung und Munition manuell aufsammeln zu müssen. Oder anders formuliert: Wolfenstein spielt sich erfreulich old school. Die optionalen Freischaltungen, die zum genauen Erkunden der Levels animieren, verleihen dem Titel zumindest ein paar moderne Züge. Abgerundet wir das Paket von einer packenden Inszenierung, atmosphärischen Zwischensequenzen und guten deutschen Sprechern (die Sound-Abmischung ist leider nicht perfekt).
Benchmark
Für unsere Benchmarks nutzen wir die sechste Kampagnen-Mission, welche auf die Bezeichnung London Nautica hört. Wie der Name bereits andeutet, ist der Einsatz in der britischen Metropole angesiedelt. Mit einem Kameraden des Widerstandes bricht Hauptcharakter B. J. Blazkowicz zur gleichnamigen Forschungseinrichtung des Nazi-Regimes auf, das in den 1960er-Jahren einen Großteil der Welt regiert.
Die Autofahrt zum Gebäude dauert etwa 1,5 Minuten und ist aufgrund des konstanten Ablaufs ideal für Geschwindigkeitsmessungen und Hardware-Vergleiche. Obwohl einige Szenen grafisch anspruchsvoller und rechenintensiver sind, gibt die Sequenz einen guten Eindruck von der zu erwartenden Performance. Da The New Order an diversen Stellen von (nicht immer nachvollziehbaren) Leistungsschwankungen und fps-Einbrüchen geplagt wird, sollten es im Benchmark mindestens 35-40 fps sein.
Resultate
Falls man dem System nur niedrigere bis mittlere Details zumutet, reicht für Wolfenstein bereits eine Grafikkarte aus dem Einsteiger- oder Mittelklasse-Segment. Neben Nvidias GeForce GT 740M bewältigte auch Intels HD Graphics 4600 die Testpassage flüssig (720p).
Für das hohe Preset und 1.920 x 1.080 Pixel ist deutlich mehr Grafikpower nötig. Erst eine GeForce GTX 850M oder GeForce GTX 765M packt diese Kombination mit über 40 fps. Für ultra hohe Einstellungen, die wie gesagt nur bei GPUs mit ausreichend VRAM möglich sind, braucht es hingegen einen High-End-Beschleuniger auf Niveau der GeForce GTX 770M oder Radeon HD 8970M. Subjektiv liefern Nvidia Chips ein flüssigeres Bild (der Beta-Treiber Catalyst 14.6 kam etwas zu spät für den Artikel).
Wolfenstein: The New Order | |
1920x1080 Ultra Preset 1920x1080 High Preset 1280x720 Medium Preset 1280x720 Low Preset | |
GeForce GTX 880M, 4700MQ | |
Radeon R9 280X, 3770K | |
GeForce GTX 660 Ti, 3770K | |
GeForce GTX 780M, 4700MQ | |
GeForce GTX 870M, 4700MQ | |
Radeon HD 8970M, 4700MQ | |
GeForce GTX 770M, 4700MQ | |
GeForce GTX 860M, 4700MQ | |
GeForce GTX 765M, 4700MQ | |
GeForce GTX 850M, 4340M | |
GeForce GT 750M, 4702MQ | |
Iris Pro Graphics 5200, 4750HQ, Intel SSD 525 Series SSDMCEAC180B3 | |
GeForce GT 740M, 4200M | |
HD Graphics 4600, 4700MQ |
Prozessor Performance
Wolfenstein zeigt sich im Test nicht sonderlich Prozessor-abhängig und lässt sich auch mit schwächeren CPUs gut spielen (im Gegensatz zu Watch Dogs). Selbst ein schwacher AMD A4-5300 reicht aus, um das Preset »High« flüssig darzustellen. Durch die 60-fps-Limitierung lässt sich der genaue Unterschied zu den High-End-CPUs aber nicht feststellen (in diesen Settings).
Testsysteme
Vier unserer Testgeräte stammen von Schenker Technologies (mysn.de):
- W504 (Core i7-4700MQ, 8 GB DDR3, GeForce GTX 860M, GTX 870M, GTX 880M)
- W503 (Core i7-4700MQ, 8 GB DDR3, GeForce GTX 765M, GTX 770M, GTX 780M, Radeon HD 8970M)
- M504 (Core i5-4340M, 8 GB DDR3, GeForce GTX 850M)
- M503 (Core i7-4702MQ, 8 GB DDR3, GeForce GT 750M)
Auf diesen Notebooks ist jeweils Windows 7 in der 64-Bit-Edition installiert. Danke an Micron für die 480 GByte große Crucial M500.
Ein weiteres Testgerät wurde von Nvidia zur Verfügung gestellt:
- HP Envy 15-j011sg (Core i5-4200M, 12 GB DDR3, GeForce GT 740M)
Verwendete GPU-Treiber: Nvidia 337.88, AMD 14.4, Intel 15.33.18.64.3496
Hinzu kommen Benchmarks von anderen Notebooks mit eventuell abweichenden Treibern.