Benchmarkcheck: Company of Heroes 2
Beschreibung
Knapp sieben Jahre nach dem bei Presse und Spielern hochgelobten Company of Heroes schickt der Echtzeit-Strategie-Experte Relic (Warhammer 40k) den sehnsüchtig erwarteten Nachfolger ins Rennen. Während der erste Teil noch an der Westfront spielte (Frankreich usw.), konzentriert sich der zweite Teil auf die Geschehnisse im Osten, also den sowjetischen Bereich.
Dass Company of Heroes 2 extrem viel Umfang bietet, wird bereits im Hauptmenü deutlich. Kampagne, Multiplayer, Skirmish, Challenges, Koop-Szenarien, Army Customizer, Broadcasting: Auf den ersten Blick sind die Möglichkeiten unerschöpflich. Aus Zeitgründen möchten wir uns in diesem Artikel auf den Einzelspieler-Modus beschränken, von dem wir vier Missionen getestet haben.
Für einen Titel aus dem RTS-Genre ist Company of Heroes 2 recht storylastig. So versucht der Entwickler – im Gegensatz zu manchem Kontrahenten – eine richtige Geschichte zu erzählen. Die Ausgangssituation lässt sich dabei in aller Kürze zusammenfassen. Company of Heroes 2 handelt vom sowjetischen Armee-Leutnant Isakovich, der in einem sibirischen Internierungslager von einigen Landsleuten gefangen gehalten und befragt wird (hat jemand Black Ops gesagt?). In Rückblenden darf der Spieler an vergangenen Einsätzen teilnehmen.
Obwohl die Geschichte nicht überwältigend ist, fühlt man sich stets motiviert, das nächste Gefecht zu bestreiten. Nach unseren Erfahrungen siedelt sich die erzählerische Qualität irgendwo zwischen einem Command & Conquer und einer Blizzard Produktion (StarCraft, Warcraft) ein. Leider sind die Figuren in den Videosequenzen etwas steif bzw. staksig animiert.
Auf dem Schlachtfeld macht Company of Heroes 2 eine sehr gute Figur. Schon die erste Mission punktet mit einem hohen Kawumm-Faktor, der exemplarisch für die Inszenierung steht. Ganz in Call of Duty Manier explodiert und kracht es an allen Ecken und Enden.
Wer jetzt ein hirnloses Action-Spektakel befürchtet, kann allerdings aufatmen. Im Kern ist Company of Heroes 2 überraschend taktisch und anspruchsvoll. Während wir bei vielen Konkurrenzprodukten munter einen Panzer nach dem anderen ausheben und damit früher oder später den Gegner überrollen, sollte man in Company of Heroes 2 auf jede einzelne Einheit achten. Zwar sind die Russen für ihre Kanonenfutter-Taktik berüchtigt (Masse statt Klasse), blindlings nach vorne zu preschen entpuppt sich jedoch häufig als Fehler.
Wie es sich für einen guten RTS-Titel gehört, regiert ein knallhartes Stein-Schere-Papier-Prinzip. Beispiel: 08/15-Soldaten, die nicht in Granaten- oder Molotov-Cocktail-Reichweite sind, werden von einem MG-Nest in Sekundenschnelle zerpflückt. Verschanzte Einheiten müssen sich dagegen vor Ingenieuren hüten, die mit einem Flammenwerfer ausgestattet sind. Eine besonders wichtige Rolle nimmt das Deckungssystem ein, das zum Flankieren einlädt. Über verschiedenfarbige Punkte und Anzeigen wird die Qualität einer Deckung symbolisiert.
In Kombination mit dem nervenaufreibenden Missionsdesign entsteht ein intensives Spielgefühl. Relic hat sich sichtlich Mühe gegeben, den Einsätzen ordentlich Tempo zu verpassen. Dank wechselnder oder sekundärer Missionsziele (teilweise mit Zeitdruck und an mehreren Fronten) wird dem Spieler keine Verschnaufpause gegönnt. Nette Details wie frierende Soldaten, die sich an Lagerfeuern aufwärmen müssen, oder Panzer, die in Eisflächen einbrechen, bereichern das Spielerlebnis zusätzlich.
Der Sound ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Einen derart wuchtigen und realistisch anmutenden Klangteppich bekommt man nur selten geboten (z. B. bei Battlefield 3). Gerade die Explosions- und Schussgeräusche hören sich extrem echt an. Hinzu kommen eine brauchbare KI und eine durchdachte Steuerung.
Benchmark
Company of Heroes 2 wird mit einem integrierten Benchmark ausgeliefert. Obwohl die Sequenz nur knapp 40 Sekunden dauert, ist der Benchmark gut geeignet, um die Performance abzuschätzen. Da es sich um einen Titel aus der Vogelperspektive handelt, müssen es – anders als bei Ego-Shootern – nicht zwangsläufig über 30-35 fps sein. Eine durchschnittliche Bildwiederholrate von 25 fps sollte als Indiz für eine ordentliche Spielbarkeit gelten. Relic hat in den Benchmark extra ein paar rechenintensive Szenen eingebaut, die der Hardware jede Menge abverlangen.
Technik
An der Grafik gibt es nur wenig zu bemängeln. Wenn man einmal von den Bodentexturen absieht, liefert Company of Heroes 2 eine erstklassige Vorstellung ab. Dank moderner DirectX-11-Features wie Tessellation bekommt man – je nach Qualitätsstufe – zahlreiche optische Schmankerl geboten. Dazu gehören Schneespuren, die sich tief in die weiße Oberfläche graben. Respekt verdienen die Entwickler auch für die exzellenten Effekte. Egal ob Schnee, Eis, Wasser, Feuer, Rauch oder andere Partikel: Company of Heroes 2 wird den Grafikansprüchen von 2013 gerecht.
Allerdings ist für die maximale Atmosphäre-Packung eine DirectX-11-GPU notwendig. Mit einer angestaubtem DirectX-10-GPU sind nicht alle Grafikverbesserungen realisierbar. Erwähnenswert ist darüber hinaus die gute Physiksimulation (Havok), die Häuser spektakulär zusammenkrachen lässt und Soldaten durch die Gegend schleudert.
Nachteil der tollen Optik sind die enormen Hardware-Anforderungen. Selbst leistungsstarke Gaming-Maschinen (sei es nun ein Notebook oder ein Desktop-PC) knicken in manchen Situationen deutlich ein. Wie unsere Benchmarks zeigen, verlangt Company of Heroes 2 teils mehr Hardware-Power als Crysis 3.
Etwas schade finden wir zudem, dass man die Settings nur im Hauptmenü anpassen kann. Der »Graphics«-Reiter offenbart lediglich eine handvoll Einstellungsmöglichkeiten. So lässt Relic die Spieler an der Helligkeit, der Auflösung, der Bildqualität, der Kantenglättung, der vertikalen Synchronisation (verhindert unschöne Treppeneffekte), der Physik und den Schnee- respektive Texturdetails schrauben. Die ominöse »Gameplay Resolution« sollte – sofern das System nicht allzu lahm ist – unbedingt auf 100 % stehen, da das Bild sonst spürbar vermatscht.
Top: Alle Änderungen werden ohne einen Spielneustart übernommen. Mit mittleren Details sieht Company of Heroes 2 bereits sehr ordentlich aus, wobei die Grafik erst auf den höchsten Stufen ihr ganzes Potenzial entfaltet. Beim Einsatz von niedrigen oder minimalen Details sinkt die Darstellungsqualität massiv (keine Schatten, schwache Texturen, Kantenflimmern etc.).
Resultate
Wie schon angedeutet, beansprucht Company of Heroes 2 die Hardware sehr stark. Während bei Desktop-Systemen mitunter der Prozessor limitiert, hängt die Leistung im Notebook-Bereich primär von der Grafikkarte ab. Intels Prozessor-Chips stoßen auch mit niedrigen Optionen an ihre Grenzen. Selbst die brandneue Haswell Variante HD Graphics 4600 kommt im integrierten Benchmark nicht über einen Durchschnittswert von 15 fps. Auch Besitzer einer älteren Midrange-GPU wie der GeForce GT 630M dürften mit Company of Heroes 2 nicht glücklich werden (außer sie reduzieren die Gameplay Resolution).
Um den Titel halbwegs flüssig spielen zu können, sollte mindestens eine GeForce GT 650M im Notebook stecken. Bei normalen Details und 1.366 x 768 Bildpunkten raten wir zu einer Grafikkarte, die am High-End-Bereich kratzt (GeForce GTX 660M). Für hohe Details und aktiviertes Anti-Aliasing ist sogar ein waschechter Oberklasse-Beschleuniger wie die GeForce GTX 675MX nötig.
Eine Mischung aus maximalen Details, hoher Kantenglättung und 1.920 x 1.080 Bildpunkten überfordert derzeit jede Notebook-GPU. Lediglich die aktuellen Topmodelle von AMD und Nvidia (Radeon HD 7970M bzw. GeForce GTX 780M) nähern sich der 25-fps-Marke. Apropos Hersteller: AMD geht insgesamt in Führung.
Fazit
Echtzeit-Strategen kommen dieses Jahr nur schwerlich um Company of Heroes 2 herum. Trotz kleinerer Schwächen wie der nicht überragenden Story-Präsentation und der generellen Innovationsarmut ist CoH 2 ein hochklassiger Genre-Vertreter, der es verdient hat, gespielt zu werden. Vorausgesetzt, man nennt ein potentes Gaming-System sein Eigen. Die Hardware-Anforderungen sind doch ziemlich happig.
Testsysteme
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Schenker Technologies (mysn.de) für die folgenden Testgeräte:
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M(X), GTX 675M(X), GTX 680M, Radeon HD 7970M & HD Graphics 4000)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000)
- Jeweils mit 8 GByte DDR3-RAM (2x 4096 MByte @ 1.600 MHz), 160 GByte SSD (Intel 320 Series) & Windows 7 Professional 64 Bit
GPU-Treiber: Nvidia 320.18, AMD 13.6 Beta 2 & Intel 9.17.10.3062 bzw. 9.18.10.3165. Die Beta-ForceWare 320.49 erschien leider ein paar Stunden zu spät (außer GT 640M und GTX 680).