Benchmarkcheck: Metro Last Light
Beschreibung
Last Light knüpft beinahe nahtlos an die Story des Vorgängers an. Nach der Eroberung der Raketenbasis D6 und den darauffolgenden Ereignissen sollen wir den vermeintlich letzten Überlebenden der ominösen »Schwarzen« (im Englischen »Dark Ones«) ausfindig machen. Raketenbasis? Schwarze? Ohne das knackig erzählte Introvideo würden Nichtkenner ziemlich auf dem Schlauch stehen.
Wie der Name andeutet, spielt Metro im Moskauer U-Bahnnetz. Nachdem ein nicht näher definierter Atomkrieg Russland in Schutt und Asche gelegt hat, versuchen die verbliebenen Menschen ihre Existenz unter der Erde fortzusetzen. Das dies mehr schlecht als recht gelingt, lässt sich dabei nicht nur auf die harten Lebensbedingungen (kein Tageslicht, Nahrungsengpässe usw.), sondern auch auf die verfeindeten Parteien zurückführen. Neben Faschisten (»Reich«) wären da unter anderem die Kommunisten (»Reds«). Zu allem Überfluss tummeln sich in der Metro noch zahlreiche, durch die nukleare Verstrahlung mutierte Geschöpfe, welche dem Spieler ebenfalls an den Kragen wollen. Wie im ersten Teil verkörpert man den knapp 20-jährigen Artyom, der sich in dieser kargen und lebensfeindlichen Umgebung zurechtfinden muss.
Erwartungsgemäß erbt Last Light eine der größten Stärken des Vorgängers, nämlich die ungemein dichte Atmosphäre. Nur wenige Ego-Shooter sorgen derzeit für eine höhere »Immersion«. Manch ein Spieler wird sich beim Artdesign an die Stalker-Reihe erinnert fühlen. Das ist kein Zufall, schließlich waren viele Metro-Entwickler an Stalker beteiligt.
Doch wie schafft es 4A Games - im Gegensatz zu anderen Studios -, eine derart stimmige und glaubhafte Welt zu erzeugen? Auf der einen Seite punktet Last Light mit einer hervorragenden Technik. Obwohl Grafik-Fetischisten nicht unbedingt die Kinnlade runterklappen wird (schon Metro 2033 sah exzellent aus), müssen wir den Entwicklern Respekt zollen. Egal ob Texturen, Polygonmenge, Licht-, Feuer-, Partikel- oder Schatteneffekte: die Grafik bewegt sich auf einem sehr hohen Niveau. Besonders angetan waren wir von der referenzwürdigen Beleuchtung, die sowohl im Untergrund als auch an der Oberfläche ihr Können unter Beweis stellt. Lediglich die Gesichtsanimationen sind nicht ganz auf der Höhe der Zeit.
Ein anderer Atmosphäre-Pluspunkt ist die hohe Detaildichte. Die (meist ziemlich linearen) Levels explodieren geradezu vor kleineren wie größeren Objekten. Man merkt an allen Ecken und Enden die Liebe und Detailversessenheit der Entwickler. Hinzu kommt ein grandioses Monsterdesign, das den Action-Titel deutlich von der typischen Alien-Zombie-Terroristen-Konkurrenz abhebt. Metro: Last Light bietet ein sehr individuelles Szenario.
Eine der wichtigsten Verbesserungen ist unserer Ansicht nach das überarbeitete Schleichsystem. Während man im ersten Teil – selbst bei aufmerksamem Vorgehen – noch ständig ertappt wurde (Glasscherben, Blechdosen etc.), funktioniert das Schleichen nun erheblich besser. Hauptgründe sind neben der intelligenteren KI auch die erweiterten Features und Indikatoren.
Dank einer Lichtanzeige an der Armbanduhr und akustischen Signalen kann man jetzt viel besser einschätzen, wie gut oder schlecht der Hauptcharakter zu sehen ist. Die Möglichkeit Lampen auszuschießen, Energiekästen zu manipulieren und Wachen von hinten oder per Wurfmesser zu erledigen, bereichert das Gameplay ebenfalls. Insgesamt hat uns das Stealth-Systen sogar fast besser als in Dishonored gefallen. Mit der richtigen Taktik lassen sich ganze Areale »clearen« ohne einen einzigen Schuss abzugeben.
Etwas schade ist allerdings, dass man tote Feinde nicht wegtragen kann und die KI manchmal unter Aussetzern leidet. So kommt es hin und wieder vor, dass ein verschwundener Kollege missachtet wird oder Gegner nicht auf defekte Lampen reagieren, die in unmittelbarer Nähe zerstört wurden. Auch bei Kugeln aus dem Schalldämpfer reagiert die KI ziemlich taub – selbst wenn sie nur ein paar Meter neben der Geräuschquelle steht. Dadurch wird das Schleichen beinahe zu einfach.
Natürlich kann man den Action-Titel auch in klassischer Rambo-Manier bewältigen. Die Kampfmechanik ist den Entwicklern ziemlich gut gelungen, wobei uns das Waffen- respektive Trefferfeedback und die Soundkulisse nicht vollends überzeugt haben. Die Schusswechsel könnten sich noch einen Tick »satter« anfühlen. Gewöhnen mussten wir uns vor allem an den russischen Akzent, der sowohl in der deutschen als auch in der englischen Fassung etwas befremdlich wirkt. Ansonsten macht der Sound eine prima Figur. Die dezente Musikuntermalung und die verstörenden Umgebungsgeräusche fügen sich wunderbar in das Spielgeschehen ein.
Trotz der genannten Stärken ist Metro: Last Light kein Titel für jedermann. Die zwischenzeitlich eingestreuten Ruhephasen dürften Action-Puristen langweilen. Dass Metro einen Teil seiner Story indirekt über Tagebucheinträge und NPC-Gespräche am Wegesrand erzählt, wird ebenfalls nicht jedem Spieler zusagen. Man muss sich den Hintergrund in gewisser Weise erarbeiten. Auch die Bedienung hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Während das schicke Hauptmenü übersichtlich und gut strukturiert ist, empfanden wir die Waffenmenüs als konsolenartig.
Benchmark
In Anlehnung an den Vorgänger enthält auch der neueste Teil einen integrierten Benchmark, der sich im Steam-Verzeichnis unter SteamApps\common\Metro Last Light befindet (MetroLLbenchmark). Obwohl die Sequenz mit knapp drei Minuten ziemlich lang ist und offensichtlich (noch) kein Tessellation unterstützt, haben wir uns für die automatische Leistungsmessung entschieden.
Nach erfolgreichem Abschluss öffnet Metro ein Browerfenster, das neben der minimalen und maximalen auch die durchschnittliche Bildwiederholrate präsentiert. Aus Zeitgründen beschränken wir uns jeweils auf einen Durchlauf. Die Testszene mit dem Namen »D6« entpuppt sich wegen der vielen Personen und (Kampf-)Effekte als recht anspruchsvoll. Nichtsdestotrotz sollten es im Schnitt 35 fps oder mehr sein. Einige Spielszenen fordern der Hardware alles Erdenkliche ab.
Grafikoptionen
Anhand der unteren Screenshots können Sie unsere Benchmark-Einstellungen nachvollziehen. Da SSAA extrem viel Leistung frisst (rund 40 % bei maximalen Details und 1.920 x 1.080 Bildpunkten), haben wir auf die optionale Kantenglättungsvariante verzichtet. AAA und FXAA sind angeblich standardmäßig aktiviert und reduzieren die gröbsten Treppeneffekte.
Um eine möglichst hohe Chancengleichheit zu gewährleisten, war für die Tests auch die erweiterte Physik-Simulation abgeschaltet. »Advanced PhysX« schraubt die Darstellungsqualität teils merklich nach oben. So gibt es permanente Trümmer, bessere Stoff-, Waffen- und Explosionseffekte sowie beeinflussbaren Rauch (Batman lässt grüßen). Im Eifer des Gefechts übersieht man die entsprechenden Features aber gerne.
Top: Alle Settings können direkt im Spiel angepasst werden. Neben der SSAA-Kantenglättung (0,5-4x) und der Physik sind auch die Auflösung, die allgemeine Qualitätsstufe (Low, Medium, High, Very High), die Texturfilterung (4x oder 16x AF), die Intensität des Motion Blur und der Grad der Tessellation einstellbar. Als Partner von Nvidias Gaming-Programm »The Way It's Meant to be Played« ist Metro zusätzlich für die 3D-Technologie 3D Vision (2) optimiert.
Resultate
Mobile Einsteiger-Grafikkarten wie die Intel HD Graphics 4000 (die HD Graphics 3000 produziert massive Bildfehler) haben es bei Last Light extrem schwer. Selbst mit niedrigen Einstellungen und 1.024 x 768 Pixeln ruckelt der Ego-Shooter deutlich. Für diese Settings benötigt man zumindest eine Grafikkarte aus der unteren Mittelklasse (z. B. die GeForce GT 640M).
Beim Einsatz von normalen Details und 1.366 x 768 Bildpunkten sollte es hingegen ein Vertreter aus der oberen Mittelklasse sein. Erst die GeForce GT 650M erreicht im Benchmark über 35 fps. Hohe Details und Auflösungen im HD- oder HD+-Bereich (1.600 x 900) werden nur von leistungsfähigen High-End-GPUs wie der GeForce GTX 675MX flüssig dargestellt. Maximale Grafikoptionen und 1.920 x 1.080 Pixel überfordern aktuell jeden Notebook-Beschleuniger (sogar die GeForce GTX 680M und die Radeon HD 7970M).
Wer Metro in seiner ganzen Pracht genießen will, muss entweder auf die nächste Hardware-Generation warten (Veröffentlichung steht kurz bevor) oder das Spiel auf einem Dual-GPU- oder Desktop-System installieren. Wobei für SSAA nicht einmal eine übertaktete GeForce GTX 660 Ti reicht (25 statt 41 fps @ Ultra-Setting). Die angenehm kurzen Ladezeiten können nur bedingt über dieses Manko hinwegtrösten.
Fazit
Hohe Hardware-Anforderungen, hoher Spielspaß: Last Light setzt die Tradition des ersten Teils fort. Shooter- und Stealth-Experten mit einem Faible für außergewöhnliche Szenarien sind bei Metro goldrichtig. Kaum ein anderer Titel schafft es, eine ähnliche Atmosphäre zu entfalten. Und kaum ein anderes PC-Spiel besticht mit einer derart guten Optik. Kleinere KI-, Logik- und Bedienungsmacken sind da schnell vergessen.
Testsysteme
Für die folgenden drei Testgeräte bedanken wir uns ganz herzlich bei Schenker Technologies (mysn.de):
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M(X), GTX 675M(X), GTX 680M, Radeon HD 7970M & HD Graphics 4000)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M & HD Graphics 4000)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000)
- Jeweils mit 8 GByte DDR3-RAM (2x 4096 MByte @ 1600 MHz), 160 GByte SSD (Intel 320 Series) & Windows 7 Professional 64 Bit
Eingesetzte GPU-Treiber: Nvidia 320.14 Beta, AMD 13.5 Beta 2/3 & Intel 9.17.10.3062 bzw. 9.18.10.3071.